Montag, 17.01.2022 11:45 von onemarkets Blog | Aufrufe: 1444

Dr. Spendigs Nachhaltigkeitssprechstunde: Impact III

Servus und moin, moin allerseits aus München!

Nach der letzten Sprechstunde erreichten mich einige Nachfragen. Diese haben mich frei nach dem Motto „Dreimal ist Bremer Recht“ wie man in meiner alten Heimat sagen würde dazu veranlasst, dem Thema „Impact Investing“ einen weiteren Blog zu widmen.

Ich habe drei Fragen ausgewählt, an deren Beantwortung ich mich im Folgenden versuche:

 

Was passiert, wenn ein Impact Fonds seine Ziele erreicht hat?

Dies ist eine sehr interessante Frage, denn sie thematisiert den zeitlichen Ablauf von Impact Investing. Überlegen wir uns kurz am Beispiel des „average gender pay gap“, was gemeint ist.

Angenommen, die Managerin eines Aktienfonds hat sich bei der Aktienselektion bewusst Unternehmen ausgesucht, die eine sehr hohe Diskrepanz zwischen der Bezahlung von weiblichen und männlichen Mitarbeitern aufweisen. Im Anschluss wirkt sie auf das Management der Unternehmen ein („Engagement“), diese Lücke zu schließen. Was soll die Fondsmanagerin tun, sobald sie erfolgreich war und der Unterschied in der Bezahlung ausgeglichen ist? Soll sie das Unternehmen „zur Belohnung“ verkaufen oder weiter investiert bleiben? Kann sich der Fonds im letzteren Fall noch Impact Fonds nennen?

Meine Antwort ist hier, dass formal tatsächlich ein Verkauf erfolgen und die Managerin sich neue Unternehmen als Ziel suchen sollte. Allerdings wird man in der Realität kaum Fonds finden, die sich der Verfolgung nur eines Ziels (wie hier dem Eliminieren des average gender pay gaps) verschrieben haben. Zudem sind die meisten Ziele so ausgestaltet, dass es zwar einen graduellen Weg der Verbesserung geben, aber das eigentliche Ziel auf absehbare Zeit nicht erreicht werden wird (denken Sie bspw. an Armutsreduktion als Ziel). Das Wirkungsfeld von Impact Investments verschwindet nie – Impact kann nicht aufgebraucht werden.

 

Üben „Low Carbon Fonds“ Wirkung aus?

Diese Frage legt den Finger in eine der größten Wunden der ESG Investmentbranche. Hat das Kaufen und Verkaufen von Aktien am Sekundärmarkt einen Einfluss auf ökologisch wirksame Handlungen von Unternehmen? Genau dieses wird von vielen der sogenannten Low Carbon ETFs suggeriert, die Werbeversprechen spielen dann bewusst mit einem Wirkungsbegriff, der diskutabel ist.

Es ist legitim, wenn man aus ethischen Gründen nicht an emissionsintensiven Unternehmen partizipieren möchte. Oft wird allerdings suggeriert, dass ein Investment in einen Low Carbon Fonds aktiv dazu beitragen könne, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Stimmt dies? Low Carbon Produkte sind oft nur in Sektoren investiert, die ohnehin niedrige Treibhausgas-Emissionen aufweisen. Emissionsintensive Sektoren wie Öl & Gas werden vermieden. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn damit geworben wird, der Carbon Footprint des Produkts sei sehr niedrig, ist dies grundsätzlich auch in Ordnung. Problematisch wird es allerdings, wenn der Eindruck entsteht, der Kauf des Produkts habe eine positive Wirkung auf die Größe der Emissionen selbst. Das ist auf gut bayrisch „Schmarrn“, und gilt weder für die investierten als auch die nicht-investierten Unternehmen.

Impact auf die Größe der Emissionen hätte ein Fonds möglicherweise dann, wenn er gerade die großen „Verschmutzer“ im Portfolio hält und versucht, diese durch Engagement zu einer Reduzierung der Emissionen zu bewegen. Was mich zur dritten Frage bringt:

 

Bewirkt Engagement überhaupt etwas?

Aktionäre haben im Wesentlichen zwei Einflussmöglichkeiten auf das Unternehmen: Abstimmungen auf Jahreshauptversammlungen und direktes Einwirken auf das Management („Engagement“). Während das Abstimmungsverhalten nachvollziehbar und messbar ist, wird eine quantitative Bewertung von Engagement problematisch. Vor allem dürfte eine Fondsmanagerin Schwierigkeiten haben, eine Kausalität und nicht eine bloße Korrelation ihres Tuns zu beweisen. Insofern kann ich die oben gestellte Frage weder bejahen noch verneinen.

Allerdings möchte ich den Kritikern entgegenhalten, dass „Zero Engagement“ die schlechtere Alternative ist. Im Sinne eines „steter Tropfen höhlt den Stein“ ist jede kritische Stimme wichtig. Die entscheidende Frage ist jedoch, was die Konsequenz wäre, wenn diese kritischen Stimmen über einen längeren Zeitraum unerhört bleiben. Engagiert sich die Fondsmanagerin weiter oder deinvestiert sie die Unternehmen?

Von Hollywood haben wir gelernt, dass Cliffhanger die Zuseher bei der Stange halten. Insofern werde ich letztere Frage hier nicht weiter erörtern, sondern verweise auf eine der nächsten Sprechstunden.

In diesem Sinne: Bleiben Sie nachhaltig gesund!

 

Ihr Dr. Bernd Spendig

 

 

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