Jetzt hat sich also auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zur weltweiten Neigung der Notenbanken geäußert, die Märkte mit Geld zu fluten. Und man kann sagen, die Experten aus Basel sind not amused. Um auf einen Konjunkturabschwung entsprechend reagieren zu können, sei es notwendig, die Geldpolitik weiter zu normalisieren, warnt die BIZ in ihrem Jahresbericht, was Mario Draghi als Wink mit dem Zaunpfahl auffassen muss. Und so begrüße ich den Appell von BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens an die Notenbanken, bitte die derzeit günstigen Bedingungen für die Bekämpfung von Schwachstellen zu nutzen.
Bietet doch der Wirtschaftsaufschwung die Chance, nötige Reformen durchzuführen und wirtschaftspolitische Maßnahmen neu auszurichten – eine Gelegenheit, welche die Notenbanken nicht verpassen sollten, bevor sich dieses Zeitfenster wieder schließt. So sieht die BIZ die Notenbanken, deren Devisenreserven sie verwaltet und für die sie auch als wirtschaftswissenschaftliche Denkfabrik dient, vor einer „heiklen Gratwanderung“.
Dabei geht es darum, mit einer Normalisierung der Geldpolitik in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Handlungsspielraum zurückzugewinnen, um die Anfälligkeit gegenüber langsam entstehenden Bedrohungen zu verringern, wie Generaldirektor Carstens warnt. Nur wenn die Notenbanken einen Leitzins deutlich über der Nulllinie festlegen, haben sie auch die Mechanismen in der Hand, auf einen sich abzeichnenden neuerlichen Inflationsanstieg zu reagieren. Auch sollte man eine Überreaktion vermeiden, wenn die Inflation hinter den Zielgrößen der Zentralbanken zurückbleibt bzw. die Volatilität an den Märkten vorübergehend ansteigt.
Mit ihrer Warnung trifft die BIZ insbesondere bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einen wunden Punkt, hat diese doch zuletzt zwar das Ausschleichen ihres Anleihekaufprogramms zum Jahresende avisiert. Doch will die EZB noch mindestens bis Herbst 2019 den Leitzins bei null belassen. Ich folge hier der Argumentation von BIZ- Generaldirektor Carstens, der mahnt, dass eine geldpolitische Normalisierung Spielraum für antizyklische Maßnahmen schaffen würde, die Gefahr finanzieller Schwachstellen mindern und den Schuldenaufbau bremsen würde. Denn eins ist klar, solange die EZB die Zinsen an der Nulllinie belässt, ist auch ihre Handlungsfähigkeit eingeschränkt.
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