Samstag, 10.03.2018 10:15 von Klaus Stopp | Aufrufe: 285

May lässt Wirtschaft im Ungewissen

Innerhalb der britischen Wirtschaft wächst der Unmut gegen die Brexit-Strategie der Regierung unter Premierministerin Theresa May. Diese hatte zwar gesagt, sie favorisiere in Regulierungsfragen eine enge Anlehnung an die EU. Das aber ist der Wirtschaft offenbar zu vage, weil es immer noch einen zu starken „Nebel der Unsicherheit“ gebe, um Investitions- und Geschäftsentscheidungen zu treffen. Dafür aber agieren viele Firmen nach dem Prinzip „Rette sich wer kann“, denn immerhin haben 60% der Unternehmen bereits Notfallpläne initiiert, sollten die Verhandlungen mit der EU vollständig scheitern, heißt es beim Wirtschaftsverband Confederation of British Industry (CBI), deren Mitglieder zu 80% im Binnenmarkt bleiben wollen.

 

 

Deren Chefin Carolyn Fairbairn hat nun im Interview mit der „Welt“ klargemacht, dass ein reibungsloser Handel außerhalb des Binnenmarktes nicht mehr möglich sein werde. Aber die Beibehaltung gleicher Rechtsvorschriften könne den Vorteil der Mitgliedschaft im Binnenmarkt nachbilden. Dennoch fordert der CBI weiterhin, dass Großbritannien in der Zollunion bleibt, was wiederum die Regierung ablehnt. Denn immer noch vermissen die Firmen Klarheit, was das Verhältnis zur EU nach dem 29. März 2019 bringen wird. Zwar deutet vieles auf eine zweijährige Übergangszeit hin, in der zunächst alles beim Alten bleibt. Dennoch ist auch eine solche Zwischenlösung noch nicht vereinbart und bleibt für die Unternehmen daher ein Unsicherheitsfaktor.

 

Dabei wirft der anstehende Brexit seine Schatten längst voraus. Durch die Abwertung des britischen Pfunds wurde die Inflation auf 3% getrieben. Dies frisst Lohnsteigerungen auf, weshalb die Einkommen im 4. Quartal 2017 um 0,2% hinter dem Vorjahreswert zurückblieben, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vorrechnet.

 

Die Wirtschaft, aber auch einige Tory-Rebellen kritisieren an May, dass sie insgesamt sehr schwammig bleibt. So spricht die Regierungschefin zwar davon, statt eines Verbleibs in der Zollunion einen „guten Zugang“ zu den anderen Märkten aushandeln zu wollen. Doch dies ist Unternehmen, die eben auch Entscheidungen treffen müssen, zu unkonkret.

 

So bewertet auch die EU Mays Stil in der Brexit-Debatte zwar als eine Änderung im Ton, aber nicht in der Sache. Dies schreibt der britische „Guardian“ mit Blick auf ein internes EU-Dokument. Demnach lässt May weiterhin jegliche Klarheit vermissen, geschweige denn, dass sie ein schlüssiges Austrittsszenario vorlegen kann. Vielmehr sei das, was die Regierungschefin anstrebe, so etwas wie „doppelte Rosinenpickerei“.

 

In diese Kerbe schlägt auch der UBS Präsident, Axel Weber, der die fehlenden Fortschritte bei den Verhandlungen anprangert. Seines Erachtens verkennt Großbritannien die Brenzligkeit der Situation und die EU wiege sich noch zu stark in der Sicherheit, dass am Ende ein Kompromiss gelingen wird. Darüber hinaus warnt er die EU vor Eigentoren beim Brexit!



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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