Samstag, 16.02.2019 10:15 von Klaus Stopp | Aufrufe: 338

Märkte hoffen immer noch auf gute Lösung beim Brexit

Sie hört nicht auf damit, ihren Brexit-Deal immer wieder anzupreisen. Zum wiederholten Mal hat die britische Premierministerin dem Unterhaus zugemutet und mehr oder weniger dieselbe Rede gehalten – Motto: Theresa May reloaded. Demnach gibt es keine Alternative zu der von ihr mit der EU ausgehandelten Lösung für einen geregelten Brexit, obwohl das Unterhaus im Januar den Deal mit überwältigender Mehrheit abgelehnt hat. Darüber hinaus wurde ihr am Donnerstag bei einer erneuten Abstimmung im Parlament das Mandat entzogen, in Brüssel weiterzuverhandeln. May aber beharrt darauf, dass ihr Plan der beste sei und versucht ihn weiterhin noch besser zu machen. Gleichzeitig taumelt ihr Land auf einen ungeregelten Austritt zu.

Kommt es zur Abstimmung nach dem Motto „Friss oder stirb“?

Der Verdacht, dass die ungeschickt agierende Premierministerin damit nur auf Zeit spielt, erhärtete sich in dieser Woche nochmals, als ihr Chefberater in einer Brüsseler Bar verraten hat, dass die Parlamentarier kurz vor dem offiziellen Austrittsdatum am 29. März die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen und nochmals über den ungeliebten Deal von May abstimmen soll – ganz nach dem Motto: Friss oder stirb! Dies steht allerdings im Widerspruch zu Meldungen, dass die Premierministerin sich eine Frist bis zum 27. Februar gesetzt haben soll. Sollte sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage sein, ein überarbeitetes Abkommen vorzulegen, so solle das Parlament selbst entscheiden, wie es mit dem Brexit weitergeht.

May pokert hoch – zu hoch?

May pokert also hoch, und agiert dabei verantwortungslos. Riskiert sie damit doch die Zukunftsfähigkeit des Landes. Was würde denn passieren, wenn sie wieder eine Niederlage kassieren würde? Bisher ist nur klar, dass nichts klar ist. Am Devisenmarkt scheint man eher vorsichtig zu sein und neutralisiert bisherige Positionen. Deshalb hat man den Eindruck gewinnen können, dass der Devisenmarkt hin und her gerissen ist. So hatte die Ablehnung von Mays Brexit-Vertrag durch das britische Parlament nicht etwa für eine permanente Pfund-Schwäche gesorgt. Vielmehr ist der Euro bis unter die Marke von 0,87 GBP abgerutscht. Hier scheinen die Akteure am Devisenmarkt immer noch auf einen weicheren Brexit oder gar eine Rücknahme des Austrittsersuchens zu spekulieren. Oder sollte gar die Pokerspielerin May am Ende doch obsiegen und das Unterhaus für ihren Deal bei einer eventuellen Abstimmung in letzter Sekunde votieren? Weitere Abstimmungen, die für diese Woche im britischen Parlament angesetzt sind, dürften noch keine Klarheit bringen. Es bleibt also spannend bis zum Schluss!

Zumal am 21. März nochmals ein Gipfeltreffen abgehalten werden soll. Zumindest in diesem Punkt bleibt sich Brüssel treu - man erinnere sich nur an die griechische Tragödie in unzähligen Akten. Jedoch hat der Ministerpräsident Luxemburgs Xavier Bettel beim gestrigen Treffen mit unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel nochmals betont, dass es keine Nachverhandlungen geben wird.

Vertrauen in britische Staatsanleihen

Eher an Vertrauen gewonnen haben britische Staatsanleihen, die am Mittwoch im zehnjährigen Bereich eine Rendite von ca. 1,185% aufwiesen. Das waren etwa 0,02 PP weniger als am Vortag. Damit beträgt der Renditespread gegenüber zehnjährigen „Bunds“ ca. 106 BP. Betrachtet man also den Devisen- und Zinsmarkt, so gibt es anscheinend doch noch eine gewisse Rest-Hoffnung, dass ein harter Brexit abgewendet werden kann.

 

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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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