Dienstag, 19.09.2017 14:53 von Torsten Tiedt | Aufrufe: 634

Kurz und knapp: Microsoft

Microsoft war einst innovativ, wuchs dann aber zu einem Dinosaurier heran. Doch anstatt auszusterben, hat die Evolution Microsoft zu einem virtuellen Godzilla gemacht.

Kurzanalyse

Die PC-Verkäufe sinken, die Nachfrage nach dem Windows Betriebssystem und Office sinkt. Microsoft sieht mit Windows Phone gegen Android und IPhone kein Land. Erinnern Sie sich? So lange ist es noch gar nicht her, da stand Microsoft mit dem Rücken zur Wand. Doch ziemlich genau seit dem Abgang Steve Ballmers 2014 ging es aufwärts. Satya Nadella schwenkte notfalls auch mit unliebsamen Entscheidungen das Schiff auf Wachstumskurs aus. So setzte er dem Abenteuer Windows Phone ein Ende. Nadella weiß, dass mit Hardware weniger Geld zu verdienen ist, als mit Softwarelösungen, die dabei helfen, sich durch einen immer dichter werdenden digitalen Dschungel zu schlagen.

Azure Cloud, Office 365, Dynamics 365 und mehr. Alles ist miteinander vernetzt, intelligent und überall verfügbar. Hinzu kam eine neue Form der Großzügigkeit, die auf schnelle Einnahmen verzichtet, um langfristig höhere Gewinne zu erzielen. Als Programmierer profitiere ich davon bis heute. Meine Versionsverwaltung für den Aktienfinder ist von Microsoft und völlig kostenlos. Meine Entwicklungsumgebungen für den Webclient sowie das Backend sind von Microsoft und völlig kostenlos. Noch vor wenigen Jahren hätte ich für diese Dienstleistungen und Produkte eine Stange Geld bezahlt. Indem dadurch mehr Produkte basierend auf Microsoft-Technologie entstehen, sichert sich der Konzern mit dieser Großzügigkeit seinen Teil am digitalen Kuchen.

Entwicklung Gewinn und Dividenden

Und was haben Sie als Investor davon? Ganz klar langfristig steigende Kurse und Dividenden. Dividenden bezahlt Microsoft seit 2003 und steigert diese mit dem Takt eines Metronoms absolut zuverlässig (1), was in Zahlen ausgedrückt einer Korrelation von 0.97 von maximal 1 entspricht. Die jährliche Steigerungsrate beträgt stattliche 14 Prozent – und zwar völlig egal über welchen Zeitraum. Der homogenen Steigerung sei Dank. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 2,1 Prozent, und nach etwas über fünf Jahren wird sich die Dividende voraussichtlich verdoppelt haben.

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Ausschüttungsquote

Die Ausschüttungsquote steigt langfristig gesehen und liegt momentan bei etwas über 50 Prozent, ist aber völlig in Ordnung. Vor allem in Anbetracht des Free-Cash-Flows, der höher liegt als der Gewinn, was unter anderem damit zu tun hat, dass Microsoft als aufstrebendes Serviceunternehmen mehrere Milliarden Einnahmen nicht sofort als Umsätze ausweist, sondern erst in Folgeperioden, wenn die bezahlten Leistungen erbracht werden. So beträgt die Verschiebung der Umsätze für Windows 10 Lizenzen im Geschäftsjahr 2016 stattliche 6,6 Milliarden Dollar. Das Geld ist zwar bereits vereinnahmt, wird aber noch nicht erfolgswirksam ausgewiesen.

Nebenbemerkung am Rande: Einige Analysten halten die Berechnung der Ausschüttungsquote auf Basis des Gewinns schlicht für falsch und ziehen den Free-Cash-Flow. Weil es sich aber so eingebürgert hat und um müßige Diskussionen zu vermeiden, berechne ich die Ausschüttungsquote dennoch wie gehabt auf Basis des Gewinns. Wie hoch diese im Vergleich zum Free-Cash-Flow wäre, sieht man ja auch so.

Der Einbruch beim Gewinn 2015/2016 hängt mit der Umstrukturierung des Unternehmens zusammen, beispielsweise der Einstellung von Windows Phone. Hier handelt es sich um einmalige Belastungen, die das zukünftige Gewinnpotential erhöhen.

Profitabilität

Bei der Entwicklung der langfristigen Profitabilität kann man einen Rückgang der Margen über 15 Jahre feststellen. 2015 wurde der Tiefpunkt erreicht (2). Seitdem steigen die operative (EBIT/Umsatz) und die Nettomarge (EBIT - Steuern - Abschreibungen, etc. / Umsatz) wieder an. Auch hier scheint die Kehrtwende geglückt.

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Entwicklung KGVs und Dividendenrendite

Diesen Eindruck teilt auch der Markt. Schön zu sehen, wie Microsoft über die Jahre ab 2001 immer billiger wurde in Bezug auf das KGV und OCF (das gleiche wie das KGV, nur den operativen Cash-Flow anstelle des Gewinns genommen). Der Tiefpunkt war von 2011 bis 2013. Im Februar 2014 übergab der damalige Microsoftchef Ballmer das Zepter an seinen Nachfolger. Seitdem steigt die Bewertung wieder. Da das KGV teils künstlich durch die Kosten der Umstrukturierung getrieben ist, ist das OCF hier aussagekräftiger (3).Inline image 3

Analog zur steigenden Wertschätzung des Marktes fiel die Dividendenrendite in den letzten Jahren ab (4). 2014 erhielt man beim Kauf bis knapp 3,5 Prozent Einstiegsdividende. Heute „nur“ noch rund 2,1 Prozent – der Dividendensteigerung zum Trotz.

Kursentwicklung und fairer Wert

Das hat mit dem rasant ansteigenden Kurs zu tun. In den letzten fünf Jahren hat sich der Kurs mehr als verdoppelt (5) und dabei auch den Fairen Wert basierend auf historischen Berechnungen bei +/- 50 Dollar weit hinter sich gelassen (6). Anhand der Entwicklung von KGV und OCF hat man bereits gesehen, dass der Markt heute bereit ist, mehr für Microsoft zu bezahlen. Der Fair Value bestätigt dies.

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Meine Einschätzung

Und jetzt? Noch kaufen oder ist der Zug schon abgefahren? Hier kann ich nur meine persönliche Einschätzung wiedergeben. Ich glaube, dass Microsoft in den nächsten Jahren weiterwachsen und die Gewinne steigern wird. Ich glaube auch, dass in diesem Fall die Bewertung dauerhaft auf einem höheren Niveau verharren wird, als es in den Jahren der Stagnation der Fall war. Insofern wird sich auch der historische Fair Value nach oben verschieben. Ich glaube ebenfalls, dass Dividendenanleger mit Microsoft auf Dauer glücklich werden und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Dividende von heute ausgesehen verdoppelt hat. Letztlich muss aber jeder für sich entscheiden, ob die Aktie zu seiner persönlichen Strategie und Diversifizierung passt.

P.S.: Bilden Sie sich in wenigen MInuten ihr eigenes Urteil. Dieses und viele weitere Dividendentitel gibt es im Aktienfinder stets aktuell.


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Torsten Tiedt ist seit 2006 Softwareexperte in der Investmentindustrie. Unzufrieden mit den bestehenden Aktienscreenern hat er eine Lösung für das Aufspüren von Buy-And-Hold-Investments implementiert, die sich vor der großen Konkurrenz aus den USA nicht verstecken muss. Mehr dazu auf Aktienfinder.Net.
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