Wenn es darum geht, Chefposten in der Eurozone neu zu besetzen, spielt es immer eine Rolle, welches Land wann und wo in der Vergangenheit oder aktuell gerade dran sein könnte. Nicht anders ist es auch bei der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für die Französin Daniele Nouy, die Ende des Jahres nach fünf Jahren aus der Position der obersten Bankenkontrolleurin für die Euro-Zone ausscheidet.
Noch hat niemand den Hut für eine Bewerbung, die bis 24. August läuft, in den Ring geworfen. Aber immer wieder hört man, dass Italien stark daran interessiert sei, die Spitze der EZB-Bankenaufsicht neu zu besetzen. Man kann natürlich sagen, dass das gut passen würde. Schleppen doch italienische Banken einen großen Teil der faulen Kredite von 721 Mrd. € mit sich herum, welche die europäischen Banken immer noch als Spätfolge der Finanzkrise in ihren Büchern stehen haben. Man kann natürlich auch der Meinung sein, dass just ein Italiener als oberster Bankenkontrolleur zu nachsichtig mit den Instituten seines Heimatlandes sein könnte.
Für die Nachfolge von Nouy wird ein Interesse des Chefs der EU-Bankenaufsicht, Andrea Enria, und des EZB-Bankenwächters Ignazio Angeloni kolportiert. Auch die Vize-Notenbankchefin von Irland, Sharon Donnery, und der ehemalige Bankenaufseher bei der niederländischen Zentralbank, Jan Sijbrand, wurden ins Spiel gebracht.
Sollte die Wahl auf Enria oder Angeloni fallen, würden tatsächlich zwei Italiener gleichzeitig bis Oktober 2019 Spitzenpositionen in Finanzinstitutionen der Eurozone besetzen. Denn bis dahin bekleidet Mario Draghi noch den Chefposten der EZB. Diesen will ja bekanntlich Bundesbank-Chef Jens Weidmann beerben, weshalb die Bewerbung eines deutschen Kandidaten für die EZB-Bankenaufsicht als ausgeschlossen gilt. Aber weil im 25-köpfigen EZB-Rat 23 Männer sitzen, könnte bei der Besetzung der EZB-Spitze auch noch der Wunsch des EU-Parlaments nach einer höheren Frauen-Quote eine Rolle spielen.
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