Dienstag, 07.07.2020 09:59 von Sven Weisenhaus | Aufrufe: 656

Eine lukrative Verfallstagskonstellation im DAX

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

im Juli gibt es bekanntlich nur einen „kleinen“ Verfallstag und auch bis dahin sind es fast noch zwei Wochen. Doch die Konstellation zum Verfallstag an der Terminbörse erscheint mit Blick auf den DAX sehr aussichtsreich, so dass eine frühe Analyse lohnenswert ist.

Das aktuelle Verfallstagsdiagramm des DAX für Juli

Schon der erste Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm zeigt die ungewöhnliche Situation:

Verfallstagsdiagramm DAX Juli 2020

Man muss das Diagramm schon sehr aufziehen, um die wesentlichen Positionen zu sehen. Die großen Call-Positionen (blaue Balken) bei bzw. oberhalb von 13.000 Punkten sind dabei wenig überraschend – schließlich lag das Hoch des DAX in der Erholung seit Ende März bei 12.913 Punkten.

Aber schon die zweitgrößte Call-Position bei 12.500 Punkten, die ein wenig einsam wirkt, ist ungewöhnlich. Und fast schon verwunderlich ist, dass eine signifikante Anzahl von Put-Positionen (rote Balken) erst ab rund 11.000 Punkten zu finden sind. Bis dahin verlieren sich drei, vier andere, kleine Put-Balken geradezu in dem ansonsten fast gähnend leeren Bereich zwischen 12.500 und 11.000 Punkten.

Diese ungewöhnliche Konstellation mit ihrer fast vollständigen Abwesenheit größerer Put-Positionen im aktuellen Kursbereich ist auch aus stimmungstechnischer Sicht interessant: Die Bären scheinen die Segel gestrichen zu haben!

Diese zwei Marken sind bis zum Verfallstag besonders wichtig

Abgesehen davon ergeben sich für das DAX-Trading zum Verfallstag einige aufschlussreiche Hinweise. Aktuell notiert der DAX genau im Bereich zwischen den großen Call-Positionen bei 12.500 und 13.000 Punkten. Vor allem die geballte Ladung von Calls bei/über 13.000 Punkten sollte die Ambitionen der Bullen bis zum Verfallstag bremsen, zumal – wie schon erwähnt – dort auch das bisherige Erholungshoch als charttechnischer Widerstand liegt. Ein Ausbruch nach oben ist daher bis zum Freitag nächster Woche unwahrscheinlich.

Die 12.500-Punkte-Marke könnte dagegen sowohl Ziel als auch Unterstützung bis zum Verfallstag sein. Als Kursziel kommt sie infrage, weil die Stillhalter dort ihre Absicherungen auflösen könnten, die sie für diese Positionen inzwischen eingegangene sein dürften. Die Auflösung dieser Absicherungen könnte zwar vorübergehend für einigen Abwärtsdruck im DAX in dem entsprechenden Kursbereich sorgen, der aber unterhalb von 12.500 Punkten schlagartig verschwindet. In dem ansonsten eher bullishen Umfeld wäre damit die 12.500er Marke auch eine wichtige Unterstützung.

Das bestätigt auch die charttechnische Analyse:

DAX - Tageschart seit Februar 2020
Auch die Charttechnik bestätigt die  VerfallstagskonstellationMit dem gestrigen Sprung über die rote Abwärtslinie seit dem Jahreshoch hat der DAX eine weitere Hürde auf seinem Weg zum Ende der Korrektur genommen. Ziel der Bullen ist nun das schon erwähnte Zwischenhoch vom Juni bei 12.913 Punkten bzw. die runde 13.000-Punkte-Marke. Dort dürften dann die Stillhalter in Aktion treten und den Kurs wieder drücken.

Von unten dagegen nähert sich die Unterkante des grünen Aufwärtstrends zügig der 12.500-Punkte-Marke. Zusammen mit diversen anderen kurzfristigen charttechnischen Unterstützungen sollte die Verfallstagskonstellation daher dafür sorgen, dass der DAX in den nächsten Tagen auch nicht allzu weit unter dieses Niveau rutscht.

Der Schnittpunkt aus Trendunterkante und roter Abwärtslinie liegt übrigens kurz nach dem Verfallstag bei knapp 12.550 Punkten (siehe blauer Kreis) und damit exakt im Bereich der auffälligen großen Call-Position. Daher ist zu erwarten, dass der DAX bis Ende nächster Woche weiter in einer vergleichsweise engen Spanne zwischen 12.500 und 13.000 Punkten schwankt (wie durch die graue Prognoselinien angedeutet). Dazu passt auch die übliche abwartende Haltung der Anleger im Vorfeld der Quartalsberichtssaison, die erst nach dem Verfallstag so richtig Fahrt aufnimmt (siehe Börse-Intern vom 29.06.2020).

Einfach die Seitwärtsbewegung traden?

Für Trader ergibt sich daher die Möglichkeit, „einfach“ von dieser Seitwärtsbewegung zu profitieren, wobei allerdings die Begrenzungen dieser Seitwärtsbewegung etwas schwammig sind. Auf der Unterseite ist das offensichtlich, weil hier keine dominante Unterstützung erkennbar ist bzw. (veränderliche) Trendlinie für Unterstützung sorgen.

Auch die Oberkante ist nur scheinbar gut definiert. So ergibt sich allein durch die Call-Positionen bei 13.000 und 13.100 Punkten eine Spanne von 100 Punkten, was – je nach Tradingstil – sehr viel sein kann. Oberhalb davon beginnt bei 13.236 Punkten die große Kurslücke (grau), von welcher der DAX ebenfalls wieder zurückgeworfen werden könnte.

Worauf Sie bei Ihrem Trading achten sollten

Es ist also – vor allem auf der Oberseite – wieder bzw. weiterhin mit Fehlsignalen zu rechnen. Womöglich ist es daher am sinnvollsten, genau diese Fehlsignale zu traden. Bei einem Anstieg des DAX über 13.100 Punkte müssen Sie zudem auch damit rechnen, dass die Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter für die dortigen großen Call-Positionen den Kurs dynamisch nach oben treiben. Dann könnte die Kurslücke – in deren Spanne naturgemäß keine weiteren Widerstände liegen – rasch überwunden werden. Und dann ist es auch nicht mehr weit bis zum Allzeithoch des DAX…

Es gibt also durchaus eine lukrative Konstellation im DAX zum Verfallstag, aber das Trading kann sehr „tricky“ werden. Ich wünsche Ihnen dazu auf jeden Fall viel Erfolg!

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)


Über den Autor

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Sven Weisenhaus ist Trader und Börsenanalyst. Seine Erfahrungen und Analysen zu den Themen Geldanlage, Börse und Finanzen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Publikationen. Er schrieb z.B. über mehrere Jahre einen auf die Elliott-Wellen-Theorie spezialisierten Börsendienst. Seit 2012 veröffentlicht er als Chefanalyst und inzwischen Geschäftsführer einen renommierten Börsennewsletter. Seit einigen Jahren gehört er zum Team von Stockstreet.de und schreibt dort unter anderem die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der unter anderem den DAX nach der Target-Trend-Methode analysiert. Sven Weisenhaus hat auch die Redaktion des bekannten Newsletters "Börse-Intern" übernommen. Für mehr Information: https://www.stockstreet.de/
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