Dienstag, 14.08.2018 12:35 von Sven Weisenhaus | Aufrufe: 405

Die Top-Formation im DAX vor dem Hintergrund des Verfallstages

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

Am Freitag erwartet uns der nächste „kleine“ Verfallstag. Diesmal hat der DAX einiges zu Verlieren oder zu gewinnen, denn sein Verlauf bis zum „kleinen“ Verfallstag könnte einen großen Einfluss auf das „große“ Bild haben.

DAX innerhalb einer gefährlichen Zone

Werfen wir aber erst einmal einen Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:

Verfallstagsdiagramm DAX August 2018

Der DAX befindet sich mit etwa 12.375 Punkten (siehe Pfeil im oberen, großen Diagramm) bereits im Einflussbereich einer gefährlichen Zone. Es lassen sich hier nämlich kaum noch Call-Positionen (blau) finden. Stattdessen warten darunter faktisch nur noch weitere Put-Positionen (rot).

Und wenn der DAX weiter sinkt, laufen diese immer stärker ins Geld. Nun fiel der DAX aber erst am vergangenen Freitag mit einer langen bearishen Kerzen aus seiner relativen „Komfortzone“ (mit Blick auf den Verfallstag) heraus. Deshalb wurden diese Put-Positionen wahrscheinlich noch nicht vollständig abgesichert. Gemäß des bekannten Verfallstagsmechanismus wird die jeweilige Bewegung aber noch durch solche Absicherungsmaßnahmen verstärkt. In diesem Fall wird dadurch die Abwärtsbewegung weiter angetrieben.

Hält die derzeitige DAX-Schwäche also an, droht die Gefahr, dass der Index noch weiter nach unten gezogen wird. Wegen der Verfallstagspositionierung bietet sich noch Raum für den DAX bis 12.000 Punkte. Hier befindet sich aktuell die größte Put-Position für den August-Verfallstag. Die Stillhalter wollen ganz sicher nicht, dass diese Position ins Geld läuft. Entsprechend fungiert die 12.000-Punkte-Marke als Untergrenze für den DAX bis zum Verfallstag.

Die Chance zur Rettung besteht

Genauso gut könnten die Stillhalter auch versuchen, den DAX früher zu stoppen oder ihn sogar zurück in seine „Komfortzone“ zu bringen. Diese „Komfortzone“ besitzt klare Grenzen: Das ist auf der Unterseite das Minimum im kleinen „Schüssel-Chart“ bei 12.550 Punkten bzw. in dem oberen Diagramm die große Call-Position bei 12.500 Punkten und auf der Oberseite die 12.750-Punkte-Marke, an der sich die größte Call-Position für den Verfallstag befindet. Dahinter liegen fast ausschließlich nur noch Call-Positionen. Deshalb werden die Stillhalter genauso verhindern wollen, dass der Kurs über 12.750 Punkte steigt. Aus charttechnischer Sicht ist damit aber auch aktuell sowieso nicht zu rechnen.

Selbst eine nachhaltige Rückkehr des DAX in seine „Komfortzone“ zwischen 12.500 und 12.750 Punkte scheint unwahrscheinlich. Sollte es keinen Gegenwind durch die Rahmenbedingungen (US-Märkte, Fundamentaldaten, Geopolitik usw.) geben, hat er jedoch noch die Chance bis zur 12.500-Punkte-Marke zu gelangen. Diese ist damit auch unser Kursziel für den Verfallstag.

Ein Rückfall könnte aktuell besonders verheerend werden

Verläuft der DAX aber bearisher und es kommt zu einem weiteren vermutlich dynamischen Rückfall, könnte es aus übergeordneter Perspektive kritisch für den DAX werden. Dazu der folgende Chart:

DAX Tageschart seit Januar 2018

Der DAX bewegt sich seit seinem Allzeithoch vom Januar weiterhin in einem übergeordneten Abwärtstrend (rot). Dabei scheiterte er erst im Mai und Juni an dessen Oberkante und dann schaffte er es im Juli nicht einmal mehr den kleinen Aufwärtstrend bis an diese Linie zu treiben (siehe gelbe Kreise, Ellipse). Dass der DAX die obere rote Linie schon gar nicht mehr erreichen konnte, war ein Schwächesignal, das durch den Ausbruch aus dem grünen Trend noch bestätigt wurde (siehe roter Pfeil). Zudem bietet die folgende lange bearishe Kerze vom vergangenen Freitag eine weitere Bestätigung für die Wiederaufnahme des Abwärtstrends.

Die neu gestartete Abwärtswelle bietet dabei ein charttechnisches Potenzial bis hinab zur grünen Unterstützungszone um 11.800 Punkte. An dieser Stelle bildeten sich auch die bisherigen Jahrestiefs. Bis dahin könnte sich der DAX noch an die (bisher nicht bestätigte) schwarze Aufwärtslinie oder an die Unterstützung des Juni-Tiefs klammern (siehe hellgrüne Linie).

DAX vor Vollendung seiner großen Top-Formation

Schafft es der DAX, eine dieser Unterstützungen zu nutzen, um wieder nach oben zu klettern, bleibt die Welt der Anleger in Ordnung. Genauso gut könnte er aber auch die grüne Unterstützungszone um 11.800 Punkten innerhalb des roten Abwärtstrends durchbrechen und bis an das untere Ende des Trendkanals rutschen. In diesem Fall würde der DAX sogar die große übergeordnete Umkehrformation vervollständigen, die ich Ihnen in der vergangenen Woche präsentiert hatte (siehe Börse-Intern vom 06.08.2018).

Noch eine kleine Anmerkung zu der Bedeutung dieser Top-Formation: Wie im genannten Beitrag erwähnt, handelt es sich um keine reguläre Chartformation - keine SKS, kein Diamant oder welches Muster auch sonst. Das ist aber noch kein Grund an ihrer Bedeutung zu zweifeln. Nichtsdestotrotz wäre ein Rückfall unter die grüne Zone im obigen Chart definitiv als ein sehr bearishes Signal zu werten!

Zwischen einer regulären und einer „irregulären“ (aus Sicht der Charttechnik-Theorie!) Top-Formation gibt es nur den Unterschied, dass z.B. eine SKS, Kursziele und Erfolgswahrscheinlichkeiten hat. Entsprechend ist hier das Trading solcher Formationen auf Erreichen des Kursziels möglich. Da es hingegen bei „irregulären“ Formationen keine Kursziele und Wahrscheinlichkeiten gibt, eignen sich diese auch nur schwerlich für das Trading. Natürlich können sich diese aber trotzdem nach ihrer Vollendung wie die ihnen ähnlichen regulären Formationen bewegen und deren theoretisches Kursziel ansteuern. Dafür gibt es aber keine statistisch relevante Erfolgsquote, da solche „irregulären“ Formationen viel zu selten einheitliche Merkmale haben (die regulären sind ja schon sehr selten).

Kursziel ist nicht unbedingt das Ende

An dieser Stelle möchte ich dann passend dazu noch über einen weiteren weitverbreiteten Irrtum aufklären. Denn einige Leser stellten die Frage, ob man im Anschluss des Kursrutsches bei Vollendung der Top-Formation im DAX am Kursziel wieder einsteigen könne. Ungeachtet dessen, dass  kein Kursziel existiert (siehe oben), handelt es sich bei solchen Kurszielen in der klassischen Charttechnik in der Regel um Mindest-Kursziele. Das heißt, dass es eine bestimmte Erfolgswahrscheinlichkeit für das Erreichen dieses Zieles gibt. Das bedeutet aber nicht, dass deswegen auch die Abwärtsbewegung, die mit Vollendung der Top-Formation begonnen hat, dort enden muss.

Häufigen sinken die Kurse im Anschluss noch weiter. Vor allem dann, wenn eine solche Top-Formation einen großen übergeordneten Aufwärtstrend in einem reifen Bullenmarkt beendet, kann man dies beobachten. Genau das könnte auch diesmal der Fall sein. Daher hier nochmal ganz deutlich: Reguläre charttechnische Top-Formationen, denen laut Theorie ein Kursziel und eine entsprechende Erfolgswahrscheinlichkeit zugesprochen wird, haben für (mittelfristige) Trader eine hohe Relevanz. Für Langfristanleger sind diese Details ohne Bedeutung oder dienen bestenfalls als eine Kontrollinformation zur Beurteilung der Marktlage.

Dementsprechend ist es für Langfristanleger kein Problem, dass es sich bei der derzeitig möglichen  Top-Formation im DAX um eine „irreguläre“ Formation handelt. Für sie ist nur die neuralgische Marke wichtig - die grüne Unterstützungszone um 11.800 Punkte im Bereich der 2018er Jahreshochs des DAX. Sollte diese durchbrochen werden, kann der endgültige Trendwechsel eingeleitet werden. Sollten Sie noch mehr Hinweise benötigen, finden Sie diese in dem Beitrag der Vorwoche.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)


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Sven Weisenhaus ist Trader und Börsenanalyst. Seine Erfahrungen und Analysen zu den Themen Geldanlage, Börse und Finanzen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Publikationen. Er schrieb z.B. über mehrere Jahre einen auf die Elliott-Wellen-Theorie spezialisierten Börsendienst. Seit 2012 veröffentlicht er als Chefanalyst und inzwischen Geschäftsführer einen renommierten Börsennewsletter. Seit einigen Jahren gehört er zum Team von Stockstreet.de und schreibt dort unter anderem die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der unter anderem den DAX nach der Target-Trend-Methode analysiert. Sven Weisenhaus hat auch die Redaktion des bekannten Newsletters "Börse-Intern" übernommen. Für mehr Information: https://www.stockstreet.de/
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