Mittwoch, 12.02.2020 07:15 von Sven Vogel | Aufrufe: 411

+20 %! Die TeamViewer-Aktie schlägt sich gut seit Börsengang

Die Vorfreude auf den Börsengang von TeamViewer war vergangenes Jahr groß. Endlich sollte mit dem Unternehmen aus Göppingen, welches die Vernetzung und den Fernzugriff auf Gerätschaften aller Art verspricht, auch ein deutsches Tech-Unternehmen den Weg an die Börse finden.

Das Börsenprospekt, welches zur Vorbereitung eines Börsenganges ausgegeben wurde, kühlte die Erwartungen dann aber deutlich ab.

Auf der Plusseite standen der riesengroße und schnell wachsende Markt, zwei Milliarden aktivierter Gerätschaften auf der TeamViewer-Plattform, ein rasantes Umsatzwachstum und eine beeindruckende Profitabilität.

Die Negativliste beinhaltete eher maue Forschungsausgaben, eine nicht sonderlich starke Net-Retention-Rate – dabei wird das Umsatzwachstum bestehender Kunden abzüglich des nicht verlängerten Auftragsvolumens gemessen – und eine hohe Verschuldung, da der Börsengang selbst keine frischen finanziellen Mittel in die Unternehmenskassen spülte.

Für mich folgerichtig ging es mit der TeamViewer-Aktie nach dem Börsengang zunächst daher auch um mehr als 10 % in die falsche Richtung.

Besonders die ersten beiden Punkte der Negativliste schürten Zweifel, wie lange man noch so schnell wachsen kann wie in der Vergangenheit. Wie viele der zwei Milliarden Gerätschaften man also tatsächlich in zahlende Abonnements verwandeln kann.

Mittlerweile steht die TeamViewer-Aktie wieder mehr als 20 % über der Erstnotierung. Und das nicht ohne Grund. Denn wie die zwei veröffentlichten Quartalsberichte zeigen, scheint das TeamViewer-Management bei den genannten Kritikpunkten deutliche Fortschritte zu machen.

Die TeamViewer-Mannschaft arbeitet an den Kritikpunkten von damals

Zum Ende des dritten Quartals 2019 und auch zum Ende des vierten Quartals des vergangenen Jahres gibt TeamViewer die Anzahl der bisher aktivierten Gerätschaften nur sehr grob mit zwei Milliarden an. Auch die Zahl der Gerätschaften, die zeitgleich online sind, wird beständig mit bis zu 45 Millionen angegeben.

Die Gesamtzahl der Nutzer hat sich in den vergangenen Monaten scheinbar also nicht geändert. Was sich aber rasant verändert, ist die Zahl der kostenpflichtigen Abonnements. Stand diese Zahl zum September 2018 noch bei 215.000, waren es ein Jahr später bereits mehr als 430.000 und zum Jahresende 2019 bereits mehr als 464.000 zahlende Abonnenten.

Vielversprechend ist auch das Wachstum der Kundenanzahl, die einen Auftragswert von jährlich mehr als 10.000 Euro garantieren. Das sind mittlerweile 698, während es vor einem Jahr nur 419 waren.

Auch wenn TeamViewer also noch immer eher kleinere Kunden für sich gewinnen kann, scheinen die Bestrebungen, die Anwendungsfälle stetig zu vergrößern, um mit den immer mehr Kunden auch immer mehr Umsatz pro Kunde zu machen, die allerersten Früchte zu tragen.

Dennoch, während man im dritten Quartal noch eine Net-Retention-Rate von 103 % veröffentlichte, soll diese Kennzahl auf das Gesamtjahr 2019 bei lediglich 102 % liegen. Das Umsatzwachstum von TeamViewer wird also noch immer beinahe ausschließlich mit dem Gewinnen von Neukunden erzielt.

Aufgrund des riesengroßen, scheinbar unerschöpflichen Reservoirs an Nutzern der freien TeamViewer-Angebote, ist die Neukundengewinnung derzeit noch sehr günstig und dieser Umstand daher aktuell nicht sonderlich besorgniserregend.

Das erkennt man auch bei der weiterhin grandiosen Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Im Geschäftsjahr 2019 stand dieser Wert bei 56 %. Im Vorjahr waren es „nur“ 52,5 %. Noch besser wird der isolierte Blick auf das vierte Quartal 2019, welches mit einer Gewinnmarge von knapp über 62 % glänzt.

Genau das hilft dabei, die beiden weiteren Kritikpunkt anzugehen. Erstens die nicht zu verachtende Verschuldung, die insbesondere im vierten Quartal bereits deutlich reduziert wurde. Und zweitens die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, die mithilfe des bereits im letzten Jahr eröffneten Innovationszentrums in Griechenland nun nach und nach deutlich ausgebaut werden sollen.

Das alles könnte den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen und der TeamViewer-Aktie eine glänzende Zukunft bescheren.


Offenlegung: Sven besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool empfiehlt und besitzt keine der genannten Aktien.


Über den Autor

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Motley Fool Deutschland
Sven ist nun bereits beinahe ein Jahrzehnt ein leidenschaftlicher Investor. Seit 2015 ist er als Freiberufler für The Motley Fool tätig und seit 2017 mit Deutschland-Premiere von Rule Breakers – Unternehmen, die die Welt verändern der verantwortliche Chefredakteur für diesen Service. In seiner Freizeit treib er viel Sport, kocht und isst gerne mediterran und liest meist irgendetwas, was im weitesten Sinne mit Wirtschaft, Börse und Finanzen zu tun hat.
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