Rechenzentrum mit Netzwerkservern.
Freitag, 25.11.2022 08:39 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1137

Interview mit Tomorrow-Gründer: FinTech Tomorrow mischt Öko-Banken und Fondsbranche auf

Rechenzentrum mit Netzwerkservern. © Maxiphoto / iStock / Getty Images Plus / Getty Images http://www.gettyimages.de

Foto: VIERTEL/VOR Magazin - Marcus Werner

Tomorrow mischte mit seinem grünen Girokonto Öko-Banken auf. Seit Juni 2021 bietet das Hamburger FinTech einen eigenen ESG-Fonds an. Wir wollten mehr wissen. Tomorrow-Co-Founder und Co-CEO Inas Nureldin im Interview.

wallstreet:online: Nachhaltige Aktienfonds gibt es viele. Was macht den Tomorrow Better Future Stocks einzigartig? 

Inas Nureldin, Co-Founder und Co-CEO von Tomorrow: Mit dem Tomorrow Better Future Stocks wollen wir ein Angebot schaffen, das sich nachweislich positiv auf die Realwirtschaft auswirkt und einen konkreten Beitrag zur Klimawende leistet. Um nur in Aktien von Unternehmen zu investieren, die es mit dem Klimaschutz ernst meinen, werden die Investments nach einem eigenen Kriterienkatalog von Tomorrow ausgewählt und entsprechen somit den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Damit investieren die Anleger*innen also in die nachhaltigsten Unternehmen des 21. Jahrhunderts. Zusätzlich werden die Investitionen von einem unabhängigen Expertengremium, dem Impact Council, zum Investment freigegeben. Das Anlageziel sieht vor, einen angemessenen Wertzuwachs zu erwirtschaften und dabei auf Investments zu achten, die einen messbaren positiven Wandel für eine ökologisch und sozial bessere Zukunft erbringen. 

wallstreet:online: Bisher gibt es keine einheitliche und allgemeingültige Definition von nachhaltigen Geldanlagen. Wie definieren Sie den Begriff? 

Inas Nureldin: Eine wahrhaftig nachhaltige Geldanlage bedeutet für uns, dass ein Fonds nachweislich und nachvollziehbar einen konkreten positiven Beitrag zu ökologischen und sozialen Herausforderungen leistet. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und verstehen Nachhaltigkeit als ökologische, aber auch soziale Dimension für eine lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen. Dafür arbeiten wir mit einer Null-Toleranz-Grenze und strengen Ausschlusskriterien und der zusätzlichen Prüfung von Positivkriterien bei der Auswahl der Investments.

Damit unterscheiden wir uns von vielen Wettbewerbern, denn einige Anbieter, die zum Beispiel das 'ESG'-Siegel tragen, investieren dennoch in fossile Energien oder die Rüstungsindustrie. 

wallstreet:online: Ist Ihr Fonds mit einem unabhängigen Gütesiegel wie dem FNG-Siegel für nachhaltige Geldanlagen ausgezeichnet? Wenn nicht, warum? 

Inas Nureldin: Die konsequente nachhaltige Ausrichtung unseres Fonds wird durch einen mehrstufigen, transparenten Prozess auf Basis einheitlicher Kriterien kontinuierlich geprüft. Dadurch ist das nachhaltige Investmentportfolio für Anleger*innen zugänglich und nachvollziehbar: wir arbeiten dafür mit dem Berechnungsmodell des Klimametriken-Anbieters Right based on Science. Dieses hilft uns, den Fonds kontinuierlich auf verschiedene Nachhaltigkeitskriterien zu prüfen und dem Anlageziel gerecht zu bleiben. Als Unternehmen selbst sind wir 'B Corp'-zertifiziert und gehören damit zu einem Zusammenschluss von Unternehmen, die nicht auf reine Profitmaximierung ausgerichtet sind, sondern einen konkreten gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Wer sich dazu zählen darf, muss strenge Standards in den Bereichen Soziales, Umwelt, Performance, Transparenz und Unternehmensstrukturen erfüllen.

wallstreet:online: Für den Tomorrow Better Future Stocks arbeiten Sie mit fünf Partnern zusammen. Unter ihnen ist die Solarisbank sowie die Baader Bank. Beides keine explizit nachhaltigen Banken, oder? 


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Inas Nureldin: Um unsere Produkte anbieten zu können, greifen wir auf verschiedene Geschäftspartner zurück. Die Solarisbank etwa stellt die technische Plattform und wickelt Käufe- und Verkäufe ab. Die Solarisbank hat durch eine Banklizenz das Recht, Transaktionen am Kapitalmarkt durchzuführen. Die Partnerschaft zwischen Solarisbank und Tomorrow ist nicht neu. Wir arbeiten bereits seit der Gründung mit der Solarisbank zusammen, um unseren nachhaltigen Girokonten anbieten zu können. Die Entscheidung über die Zusammensetzung des Fonds und des Investmentuniversums liegt ausschließlich bei Tomorrow. Zu allen Entwicklungen und Vorgängen in diesem Kontext steht Tomorrow in engem Austausch mit dem Asset Manager Evergreen.

wallstreet:online: Ihr Fonds ist nach eigenen Angaben im Einklang mit dem 2-Grad-Ziel internationaler Klimapolitik.  Durch welche Mechanismen wird dies sichergestellt? 

Inas Nureldin: Der Fonds basiert auf einem strengen und transparenten Prüfungsprozess. Im ersten Schritt werden Aktien auf negative ökologische Auswirkungen geprüft. Im zweiten Schritt wird anhand des XDC Modells von Right based on Science geprüft, ob das Handeln eines Unternehmens im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen steht. Dem zugrunde liegt die Frage: Wenn jedes Unternehmen so handeln würde, wie Unternehmen X, um wie viel Grad würde die Erderwärmung zunehmen? In der Gesamt-Zusammenstellung der Unternehmen verpflichten wir uns dem Anspruch, unter der 2-Grad-Grenze zu bleiben. Die Prüfung ist für uns nicht mit der Aufnahme eines Titels in den Fonds abgeschlossen. Viel mehr beobachten und prüfen wir die Unternehmen kontinuierlich – das bedeutet, dass wir Aktien wieder verkaufen, sobald Unternehmen den Kriterien nicht mehr gerecht werden.


Bildquelle: Tomorrow

wallstreet:online: Wie bewerten Sie die Chancen für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels?  

Inas Nureldin: Fakt ist, dass uns die Bewältigung der Klimakrise nur durch ein Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Dazu braucht es neben weiteren Klimaschutzmaßnahmen vor allem auch willensstarke politische Entscheider*innen, die diese durchsetzen. Auch die Wirtschaft muss sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung stellen, Nachhaltigkeit als Selbstverständlichkeit eines jeden Businessmodells verstehen und sich dafür grundlegend transformieren. Voraussetzungen hierzu sind ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein und die Entschlossenheit, selbst zu handeln. Auch die Finanzbranche trägt eine massive Verantwortung im Zuge dieser Transformation, sodass wir als Unternehmen den größtmöglichen Beitrag dazu leisten wollen, diese mit einem gesellschaftsorientierten Ansatz voranzutreiben.

wallstreet:online: Herr Nureldin, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ferdinand Hammer, Stellv. Chefredakteur wallstreet:online Zentralredaktion


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