Eine Frau bezahlt mit ihrem Smartphone (Symbolbild).
Donnerstag, 26.08.2021 16:00 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 2528

Hauptversammlung abgesagt: Offene Steuerfragen bei Lang & Schwarz: Erinnerungen an Wirecard werden wach

Eine Frau bezahlt mit ihrem Smartphone (Symbolbild). © martin-dm / E+ / Getty Images

Die für den 26. August anberaumte Hauptversammlung hat die Aktiengesellschaft Lang & Schwarz aufgrund von ungeklärten Steuerfragen verschoben. Die Aktie brach zweistellig ein. Aktionäre sind bedient.

Von 130 auf unter 75 Euro brach die Aktie von Lang & Schwarz (L&S) insgesamt am Mittwoch ein – entspricht bei 3,15 Millionen Aktien knapp 190 Millionen Euro. Einen Zwischenbericht im Zuge einer Steuerprüfung veranlasste den Vorstand dazu, die Hauptversammlung via Ad-hoc-Meldung abzusagen. Gegenstand der steuerlichen Prüfung sei eine Untersuchung der Geschäfte von L&S aus den Jahren 2007 bis 2011, so das Unternehmen.

Die Kölner Staatsanwaltschaft gehe nun den Verdacht „unrechtmäßiger Anrechnung beziehungsweise Erstattung nicht gezahlter Kapitalertragsteuern und Solidaritätszuschläge bei Aktiengeschäften um den Dividendenstichtag“ nach. Wegen „etwaiger steuerlicher Änderungs-, Zahlungs- oder Haftungsbescheide“ nahm der Vorstand nach einer Beratung eine Rückstellung in Höhe von 45 Millionen Euro vor.

„Unsicherheit erzeugt Panik und es ist nachvollziehbar, dass viele Anleger entsetzt ihre Aktien auf den Markt geschmissen haben. Die Situation ist kaum fundiert einzuschätzen und manch einer hat bestimmt den Fall Wirecard im Hinterkopf und will nicht ein zweites finanzielles Waterloo erleben“, schätzt Investor Michael C. Kissig die momentane Lage auf seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ ein. Er habe den Kurseinbruch ausgenutzt und bei 75 Euro je Aktie zugeschlagen. Er gehe das Risiko bewusst ein, weil ihm der Kurs bei 75 Euro eine mehr als ausreichende Sicherheitsmarge bat und die Chancen auf eine Erholung (des Unternehmens und des Aktienkurses), zumindest erstmal Richtung 100 Euro, durchaus realistisch erscheine, so Kissig weiter.

In der Tat fühlten sich auch einige w:o User direkt an das Finanzdebakel von Wirecard erinnert. Andere wiederum halten diesen starken Ausverkauf für ein Überreaktion.

Das große User-Bild aus dem L&S-Forum auf wallstreet:online:

Langzeit-Investor: „Erinnert massiv an Wirecard. Bei Steuern hatte Lang & Schwarz immer Probleme. Das kommt noch ganz Dicke hier! Mal schauen, ob die liquiden Mittel reichen von 100 Millionen Euro – Dividende muss sofort gestrichen werden! … Das Vertrauen ist hier jetzt komplett weg. Kann man ab jetzt vergessen die Aktie. Denen glaubt niemand mehr irgendetwas.“


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Profitjaegerx7x: „Ein zweites Wirecard erträgt mein Aktionärsherz nicht. Aber wie dem auch sei, scheint hier das Worst-Case-Szenario eigentlich bekannt zu sein (hoffentlich). Aufgrund dessen, dass es hier ja um mehr als zehn Jahre zurückliegende Ereignisse geht und bisher nichts bestätigt ist, denke ich nicht, dass das einen direkten Einfluss auf das Geschäft hat. Neue Partner könnten sich das aber sehr wohl überlegen und lieber mit Konkurrenten zusammenarbeiten. Eine bestehende Partnerschaft wirft man hoffentlich nicht einfach hin. Ich bin dennoch froh, nach Wirecard keine zu hohen Klumpenrisiken mehr eingegangen zu sein.“

Cebulonby: „Ich sehe das so: Es geht hier um Cum/Ex-Geschäfte und L&S wird hier mit reingezogen, weil man sich offensichtlich auf die Marktregulierung/Überwachung der staatlichen Stellen verlassen hat. Das ändert doch nichts am Geschäftsmodell. Es kostet gegebenenfalls einmalig eine Menge Geld. Ich gehe davon aus, dass es sich aufklären lässt. Ich halte zunächst mal die Füße still.“

Mittsch: „Ich hatte zum Glück in den letzten Wochen schon einen Großteil wegen der Finanzierung einer Solaranlage verkauft. Der Rest ist direkt nach der Meldung aus dem Depot geflogen. Kein Bock auf ein zweites Wirecard. Unter dem Strich ist den meisten hier trotzdem ein Gewinn von über 100 Prozent geblieben. Also lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wenn es bei diesen Jahren und der Summe bleibt, ist L&S aktuell das größte Schnäppchen. Aber wer weiß das schon. Ich denke mal die Unsicherheit dürfte den Kurs erstmal weiter belasten und jede Gegenbewegung wird abverkauft werden. Das Vertrauen ist weg. Schade eigentlich – Hotel für die Hauptversammlung war schon gebucht und Sachen waren schon gepackt.“

Blittymausi: „Die Frage ist doch, ob sich am Geschäftsmodell und der Zukunftsaussicht etwas Grundlegendes geändert hat! Ein so starker Abverkauf auf diese Meldung ist nicht nötig. Wir stehen nun beim Niveau vom vierten Quartal 2020, die Aktie ist massiv gestiegen und kann sich nun einpendeln. Die Zahlen bleiben gut, solange die Partner Trade Republic und Wikifolio an Board sind.“

katjuscha-research: „Ansonsten muss man schon sagen, dass so eine Steuerprüfung schon ein starkes Stück ist und natürlich Fragen aufwirft. Da darf man auch nichts beschönigen. Aber ich würde einen Crash des Aktienkurses um sagen wir mal 30 Prozent als willkommene Kaufgelegenheit betrachten. Die maximalen operativen Auswirkungen sind überschaubar. Vor sieben bis acht Jahren wäre das echt eine problematische Größenordnung gewesen. Jetzt ist es vor allem ein Vertrauensverlust, der zu personellen Konsequenzen führen muss, zumindest wenn die Steuerprüfung die Verdachtsmomente bestätigen sollte. Aber rein operativ und bilanziell kann L&S das mittlerweile sehr leicht wegstecken.“

longlong01: „Ob L&S hier schuldig ist oder nicht – bei der Nachricht ist es kein gutes Investment. Die Rückstellungen fressen fast den Gewinn vom ersten Halbjahr auf. Wer weiß, was da noch kommt. Zu den Kursen sehe ich keine Notwendigkeit hier nochmal einzusteigen. Ich gehe stark davon aus, dass der Abverkauf noch mindestens einige Tage dauern wird. Viele habe noch nichts mitbekommen. Wenn die Sache zu Gunsten von L&S geklärt ist, dann kann man hier wieder rein. Aber das kann dauern. Der Geschädigte ist mal wieder der Aktionär. Schon komisch, dass es mal wieder die Steuern bei L&S sind. Mein Vertrauen ist erstmal dahin. Und, ob ein Wirtschaftsprüfer keine Beanstandungen hatte, ist heutzutage auch nichts mehr wert, wie man am Beispiel von Wirecard sehen kann. Dem Kurs wird die News nicht guttun. Der Kurs hat es nicht mal bei guten News geschafft aus einer sechsmonatigen Seitwärtsbewegung auszubrechen. Hier ist erstmal mindestens Seitenlinie angesagt.“

Bis zum nächsten Börsengeflüster!

Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion

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