Kräne in Shanghai.
Dienstag, 29.10.2019 12:06 von | Aufrufe: 2289

Fondsexperte Aliti: Zahlreiche Schwellenländer sind heute besser vor Dollarschwankungen geschützt als noch vor zehn Jahren

Kräne in Shanghai. - © 3D_Maennchen / Pixabay

Wann, wenn nicht jetzt? Mit dieser provozierenden Frage hat Fondsexperte Nermin Aliti in der vergangenen Woche in einem Marktkommentar auf die Chancen hingewiesen, die Investitionen in Schwellenländer derzeit bieten. Für die Schwellenländer spreche ein seit Jahren vergleichsweise kräftiges Wirtschaftswachstum, argumentiert der Leiter Fonds Advisory bei der Laureus AG Privat Finanz. Im Schnitt um rund 5,3 Prozent habe das Bruttoinlandsprodukt der Emerging Markets von 2010 bis 2018 zugelegt – deutlich stärker als das Wachstum in den Industriestaaten, das im selben Zeitraum nur bei knapp zwei Prozent gelegen habe.

In stürmischen Börsenphasen hätten es Investments, die Anleger mit einem größeren Risiko in Verbindung bringen, allerdings deutlich schwerer als in moderaten Börsenphasen, weil Anleger vermehrt den sicheren Hafen suchten. Dies sei auch am MSCI Emerging Markets Index zu verfolgen. Der Index umfasst rund 1.200 Aktien aus 26 Schwellenländern. „Es ist keine allzu große Überraschung, dass sich der MSCI Emerging Markets seit Jahresbeginn weniger robust präsentierte als beispielsweise der globale Aktienindex MSCI World“, sagt Aliti. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, das Brexit-Chaos und die geopolitischen Unruhen im Nahen Osten seien nur einige der Gründe, warum Anleger ihren Blick eher auf die etablierten Märkte gerichtet hätten.

Nermin Aliti © Laureus AG Privat Finanz

Diese Schwächephase könne aber langsam überwunden werden. Seit Mitte August gehe es mit dem MSCI Emerging Markets bereits wieder bergauf, berichtet Aliti. Diese Trend könne – kurzfristige Korrekturphasen inklusive – auf lange Sicht anhalten, meint der Fondsexperte. Die zunehmend bessere Ausbildung der jungen, wachsenden Bevölkerung, hohe Rohstoffvorkommen und eine steigende Produktivität der Unternehmen seien gute Voraussetzungen für weiteres Wirtschaftswachstum.

Müssen Investoren bei Aktien aus Schwellenländern die hohe Vola in Kauf nehmen, wollten wir von ihm wissen. Ja, sagt Aliti. Themen wie der globale Handelsstreit oder einzelne Notenbankentscheidungen der westlichen Welt hätten gerade auf Investments in Schwellenländern zu einer höheren Volatilität geführt. Zudem müsse auch aufgrund der geopolitischen Risiken eine höhere Schwankung von Emerging-Markets-Anlagen in Kauf genommen werden. „Auf der anderen Seite steht die jeweilige Wachstumsstory hinter diesen Unternehmen.“

Und welches Bild ergibt sich konkret für einzelne Regionen? Zu den Schwellenländern gehören Staaten aus Südamerika schließlich genauso wie etwa osteuropäische Länder, Länder aus dem Mittleren Osten oder aus Asien. „Der Markt ist sehr heterogen“, sagt Aliti. „Daher sollten Anleger nicht so sehr einzelne Regionen im Blick haben, sondern vielmehr einzelne Länder favorisieren. Somit sind in nahezu jeder Region spannende Investment-Opportunitäten. Jedem Anleger sollte aber bewusst sein, dass Schwellenländer-Investments ein höheres Risiko aufweisen, als Anlagen aus den westlichen Industrienationen.“

Einzelwerte für Privatanleger oft schwer einzuschätzen

Um einzelne Aktien sollten Privatanleger seiner Ansicht nach ohnehin einen Bogen machen. Nicht immer sei es leicht, verlässliche Informationen zum Unternehmen zu bekommen. Zudem sei die Handelbarkeit einzelner Aktien nicht selten eingeschränkt, und auch der Rechtsanspruch nicht immer klar geregelt. Sinnvoller sei es, auf die Expertise von professionellen Fondsmanagern zu vertrauen, die Zugang zu Informationen haben, über die Privatanleger in der Regel nicht verfügen, und die zudem auf eine breite Streuung und Risikoverteilung achten. Ein breit diversifiziertes Portfolio sollte darüber hinaus sowohl mit Aktien als auch mit Staats- und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern bestückt sein, erklärt Aliti auf Nachfrage von ARIVA.DE.

In der Vergangenheit haben steigende US-Renditen und eine Aufwertung des US-Dollars die finanzielle Stabilität der Schwellenländer oft untergraben und zu einem schnellen Abzug von Kapital aus den Emerging Marktes geführt. Deswegen haben wir Nermin Aliti auch gefragt, inwieweit viele der aufstrebenden Staaten ökonomisch noch immer stark vom Dollarkurs abhängig sind. „Auch hier ist das Bild sehr heterogen“, sagt Aliti. „Der Dollar spielt zwar für die Entwicklung vieler Emerging Markets nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber: Aufgrund der deutlich gestiegenen Devisenreserven sind zahlreiche Schwellenstaaten weitaus besser geschützt, als sie es vor zehn oder 15 Jahren gewesen sind.“ Nichtsdestotrotz würden in Stressszenarien nahezu alle Schwellenländer gleich abgestraft. „Dies könnte zu antizyklischen Investments seitens der Investoren führen.“

Schwellenländer nur als Beimischung für das Depot

Wie groß der Schwellenländer-Anteil in einem gut diversifizierten Depot überhaupt sein sollte, dafür existiere keine allgemeingültige Regel, sagt der Fondsxeperte. Entscheidend seien die individuellen Ziele und die Risikoneigung des jeweiligen Anlegers. „Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Anleger ihren Berater aufsuchen und sich gemeinsam mit ihm für einen angemessen Mix entscheiden.“ Alternativ biete sich auch ein breit gestreuter Multi-Asset-Fonds an. Hier übernehme das professionelle Fondsmanagement die Anlageentscheidungen für den Kunden.

Angesichts des langfristigen Potenzials sollten Anleger die Chancen der Emerging Markets nicht ignorieren, meint Aliti – und verweist auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Die Emerging Markets steuerten laut IWF heute bereits rund 60 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleitung (Bruttoinlandsprodukt) bei. 1990 lag ihr Anteil lediglich bei 30 Prozent. „Dass bereits im Jahr 2025 mehr Großkonzerne ihren Hauptsitz in China haben sollen als in den USA oder Europa macht ebenfalls unmissverständlich klar: Die globalen Kräfteverhältnisse verschieben sich zunehmend zugunsten der prosperierenden Schwellenländer.


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