Jedoch sollte, wer instinktiv so agiert, folgendes bedenken: Anfang 2023 war der Arbeitsmarkt noch im Zustand der Überhitzung. Das kann kein Maßstab für die Fed sein. Was aber dann? Nennen Sie es Nostalgie, aber in meiner Erinnerung war der US-Arbeitsmarkt unmittelbar vor der Pandemie in einem Idealzustand: nahezu Vollbeschäftigung, aber keine inflationäre Überhitzung. Ich tendiere folglich dazu, die jeweils aktuelle Situation mit 2019 zu vergleichen.
Auch dieser Vergleich führt auf den ersten zu dem Schluss, dass es momentan nicht ganz so rund läuft: In der zweiten Jahreshälfte 2019 betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote nur 3,6%25 – ein wenig unter dem aktuellen Wert.
Doch ist (1.) die Differenz gering. Und (2.) gibt’s nach den Verwerfungen der Pandemie weiterhin einen Rest “struktureller” Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit, die dadurch entsteht, dass Qualifikationen der Arbeitskräfte nicht zu den Anforderungen der Post-Pandemie-Welt passen. Dieser Teil der Arbeitslosigkeit ist nicht durch lockere Geldpolitik zu beseitigen. Er sollte somit für die Fed keine Rolle spielen. Sie sollte nur auf den restlichen Anteil der Arbeitslosigkeit achten, den “zyklischen”.
Wie komme ich auf mein heroisches Statement? Indem ich auf die JOLTS-Daten schaue, die Daten über die offenen Stellen. Den Oktober-Wert gab’s gestern. Ich habe ihn im Diagramm unten (das im Ökonomen-Sprech “Beveridge-Kurve” heißt) in Orange abgetragen. Zusammen mit dem Strahl, der ihn mit dem Ursprung verbindet. Dieser Strahl schneidet den Punkte-Knubbel zu Beginn der dunkelgrünen Kurve, also die Daten aus H2/2019 (bevor Corona am US-Arbeitsmarkt zuschlug).
In der Logik der Beveridge-Kurve heißt das: Rein zyklisch ist der Arbeitsmarkt so robust wie in H2/2019. Die höhere Arbeitslosigkeit (4,1%25 gegenüber 3,6%25) ist strukturell, weil ihr eine entsprechend höhere Quote offener Stellen entspricht.
Wir werden heute die ADP-Daten zur Anzahl der neu geschaffenen Stellen im November bekommen. Sie sind ein erster Anlass für den Devisenmarkt, den Blick auf den US-Arbeitsmarkt zu richten. Am Freitag gibt’s dann die “harten Daten” der amtlichen Statistik: den November-Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics. Die JOLTS-Daten zeigen: Zumindest bislang spricht der Zustand des Arbeitsmarktes nicht dagegen, den Zinssenkungs-Zyklus bald zu beenden. Die leicht erhöhte Arbeitslosenquote ist strukturell “entschuldbar”. Aber klar, das muss nicht so bleiben.
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
---|---|---|---|
SH19ZZ | Call | EUR/USD | Hebel: 7,3 |
SV9UU5 | Put | EUR/USD | Hebel: 7,5 |
Ein kleiner BRICS-Nachtrag
Kleiner Nachtrag zu meinem BRICS-Artikel vom Montag: Unten finden Sie den Anteil zweier Regionen am Welt-BIP:
Beide haben derzeit ziemlich genau die gleichen Anteile am Welt-BIP (rund 36%25, zu konstanten PPP-Preisen). Aber ich glaube, man muss keinen Kurs in fortgeschrittener Zeitreihenanalyse belegt haben, um zu prognostizieren, welche dieser beiden Regionen in Zukunft die Nase vorn haben wird.
Ich gebe zu bedenken: Würden die BRICS dem Erpressungsversuch des zukünftigen US-Präsidenten nachgeben, käme sehr wahrscheinlich die nächste Stufe der Einmischung. Wo soll das enden?
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
---|---|---|---|
SN004V | Long | EUR/USD | Faktor: 10 |
SN005U | Short | EUR/USD | Faktor: -10 |
Deutsche Autoindustrie: Zwischen Schleudertrauma und Einstiegschance
»Made in Germany« ist in der Autoindustrie seit jeher weltweit ein Qualitätssiegel. Doch zurzeit zwickt es mächtig in der Branche. Volumenhersteller Volkswagen droht aufgrund von Absatzproblemen mit Werksschließungen, und die beiden Premiumanbieter BMW und Mercedes-Benz schicken mit Gewinnwarnungen Schockwellen durch den Sektor. Das sorgt am Kapitalmarkt für eine deutliche Underperformance zum Beispiel im Vergleich zum DAX. Inzwischen notieren die PS-Titel aber auf einem derart niedrigen Niveau, dass ein Blick auf die Branche durchaus Sinn ergibt. Mehr erfahren Sie hier.
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