Erholungstendenzen bei Rohstoffpreisen – trotz bleibender Sorgen

Freitag, 09.08.2024 14:18 von Société Générale - Aufrufe: 148

Energie

  • Chinesische Rohölimporte im Juli deutlich gefallen

China hat im Juli deutlich weniger Rohöl importiert. Die Einfuhren fielen laut Daten der Zollbehörde um fast 12%25 gegenüber dem Vormonat auf weniger als 10 Mio. Barrel pro Tag. Das ist das niedrigste Niveau seit fast zwei Jahren. Die bis Mitte Juli noch hohen Ölpreise und eine nur verhaltene Kraftstoffnachfrage haben die Verarbeitungsmargen auf ein für die chinesischen Raffinerien unattraktives Niveau gedrückt und damit die Raffinerietätigkeit reduziert. Entsprechend geringer war der Importbedarf. Allerdings neigen die Importe nicht erst seit Juli zur Schwäche. In den ersten sieben Monaten des Jahres lagen diese 2,4%25 niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Sofern in den verbleibenden Monaten des Jahres keine spürbare Steigerung eintritt, droht in diesem Jahr ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Ein solcher ist auch im August wegen eines sehr hohen Vergleichsniveaus aus dem Vorjahr wahrscheinlich. Den chinesischen Raffinerien fällt es offenbar auch schwer, das Überangebot von Ölprodukten zu exportieren. Die Ausfuhren von Diesel, Benzin, Kerosin und Schiffskraftstoffen fielen im Juli erstmals seit drei Monaten auf weniger als 5 Mio. Tonnen und lagen nach sieben Monaten 4%25 niedriger als im Vorjahr. Auch das deutet auf eine nur verhaltene Nachfrage in Asien hin. Somit bestehen Abwärtsrisiken für die Prognosen, die in der zweiten Jahreshälfte von einer deutlich steigenden Ölnachfrage in China und dem restlichen Asien ausgehen.

  • US-Rohölproduktion steigt etwas weniger als erwartet

Die US-Energiebehörde revidierte die Prognose für die US-Rohölproduktion in diesem und im nächsten Jahr leicht nach unten. Für 2024 rechnet sie nun mit einem Anstieg um 300 Tsd. und für 2025 mit einem Anstieg um 460 Tsd. Barrel pro Tag. Dabei soll die Produktion ab September niedriger ausfallen als bislang erwartet, was auf das niedrigere Ölpreisniveau zurückzuführen sein dürfte. Anders als von der EIA vor einem Vormonat prognostiziert soll das Produktionsniveau von 14 Mio. Barrel pro Tag nun bis Ende 2025 nicht mehr erreicht werden. Der von der EIA erwartete Produktionsanstieg bis Ende 2025 wird in erster Linie durch das größte Schieferölvorkommen Permian Basin getragen, das fast die Hälfte der gesamten US-Rohölproduktion stellt. Die o.g. Produktionszuwächse würden dieses und nächstes Jahr jeweils knapp ein Drittel der von der EIA erwarteten Anstiege der globalen Ölnachfrage abdecken. Die OPEC+ hätte auf Basis dieser Prognosen somit einen gewissen Spielraum, die Produktion zu erhöhen.

  • Chinas Kohleimporte steigen auf 7-Monatshoch

Die Kohlepreise an der ICE sind gegen den allgemeinen Trend bei den zyklischen Rohstoffen in den letzten vier Wochen deutlich gestiegen und notieren mit gut 120 USD je Tonne nur knapp unter dem diesjährigen Hoch. Die nachträgliche Erklärung für den Preisanstieg lieferten die gestern von Chinas Zollbehörde veröffentlichten Daten: Im Juli kletterten die Kohleeinfuhren des weltgrößten Importeurs auf gut 46 Mio. Tonnen. Sie lagen damit gut 17%25 über Vorjahr bzw. auf dem höchsten Stand seit Dezember. Die von uns erwartete Abschwächung des Importsoges ist damit trotz Erholung der heimischen Kohleförderung und geringerer thermischer Stromerzeugung ausgeblieben (zur Erinnerung: im Juni lag letztere 7,3%25 unter dem Vorjahresniveau). Die entsprechenden Zahlen für Juli werden nächste Woche veröffentlicht und einen Hinweis darauf geben, ob China tatsächlich so viel Kohle verbraucht, wie es derzeit importiert. Sollte dies nicht der Fall sein, sprechen die in der Folge wohl steigenden Kohlevorräte bei den Stromerzeugern zumindest für eine künftige Abflachung des Importbooms.

  • Angebotssorgen treiben europäischen Gaspreis höher

Seit knapp zwei Wochen ziehen auch die europäischen Gaspreise deutlich an: Mit 40 EUR je MWh notiert der europäische Referenzpreis TTF so hoch wie zuletzt Anfang Dezember. Ausschlaggebend für die Verteuerung der letzten Tage ist die Angst vor einem kurzfristigen Ausfall der verbliebenen russischen Pipeline-Lieferungen via Ukraine in die EU. Durch den vermuteten Vorstoß ukrainischer Truppen in die Region Kursk gelten die Gaslieferungen über den Knotenpunkt Sudscha als gefährdet: Laut Bloomberg erfolgen noch 3 bis 5 Prozent der Gaslieferungen über diesen Weg; Abnehmer sind Österreich und Slowakei, die damit noch immer große Mengen ihres Bedarfs decken. Noch fließt das Gas aber: Der russische Exporteur meldete für Donnerstag nur leicht reduzierte Lieferungen, die letztlich auf eine geringere Nachfrage der Abnehmer zurückzuführen seien. Ende des Jahres läuft das Transit-Abkommen mit der Ukraine ohnehin aus. Laut Bloomberg gibt es zwar Gespräche über eine Fortsetzung, aber die Ukraine lässt bislang keine Bereitschaft dazu erkennen.

Produktidee: BEST Turbo-Optionsscheine (Open-End)
WKN Typ Basiswert Merkmale
SF91XK Call WTI-Öl-Future Hebel: 3,3
SW15H8 Put WTI-Öl-Future Hebel: 3,2
SH4KLP Call Brent-Öl-Future Hebel: 3,7
SV90FD Put Brent-Öl-Future Hebel: 3,6
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform.
Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter https://sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN.
Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.

Edelmetalle

  • Palladiumpreis vom Einbruch erholt, CFTC-Daten im Fokus

Der Goldpreis ist nach dem Einbruch zu Wochenbeginn wieder auf fast 2.430 USD je Feinunze gestiegen. Im Einklang mit dem Goldpreis haben sich auch die Preise der anderen Edelmetalle erholen können. Silber handelt wieder bei 27,5 USD je Feinunze. Platin bei 940 USD je Feinunze und Palladium bei 930 USD je Feinunze. Während Silber und Platin bislang nur einen Teil ihrer Verluste aufholten, hat Palladium den Rückgang vollkommen wettgemacht und notiert sogar höher als zu Wochenbeginn sowie rund 100 USD über dem am Montag verzeichneten 7-Jahrestief. Wir hatten in unserer letzten Publikation bereits vermutet, dass der Preisrückgang eine Übertreibung darstellte. Offenbar sahen das die Marktteilnehmer ähnlich, so dass es in den Tagen danach zu einer Eindeckung von spekulativen Short-Positionen gekommen sein dürfte. Ende Juli, wenige Tage vor dem Preisrutsch, lagen die spekulativen Netto-Short-Positionen bei Palladium laut CFTC nur leicht unter dem Rekordniveau. Aktuelle Daten veröffentlicht die CFTC heute Abend nach Handelsschluss. Diese beinhalten die Woche bis einschließlich Dienstag, also auch den letzten Preisabsturz. Es ist daher gut vorstellbar, dass die Short-Positionierung der spekulativen Finanzanleger zu Wochenbeginn ein neues Rekordniveau erreicht hat, von wo dann die Short-Eindeckungen starteten. Auch bei Gold dürften diese Daten spannend werden. Schließlich war auch der Goldpreis zu Wochenbeginn kräftig abgesackt, was mit einem Abbau von spekulativen Long-Positionen einhergegangen sein könnte. Das würde die These unterstützen, wonach Gold durch erzwungene Verkäufe in Mitleidenschaft gezogen wurde, um Liquidität für den Ausgleich von Verlusten bei anderen Anlagen und zur Erfüllung von Nachschussverpflichtungen (margin calls) zu schaffen.

Produktidee: Faktor-Optionsscheine
WKN Typ Basiswert Merkmale
SB3T54 Long Gold Future Faktor: 4
SH8E57 Short Gold Future Faktor: -4
SN0783 Long Silber Future Faktor: 4
SH3VFK Short Silber Future Faktor: -4
SY6VP8 Long Palladium Future Faktor: 4
SH2G4Y Short Palladium Future Faktor: -4
SH2G35 Long Platin Future Faktor: 4
SH3N6N Short Platin Future Faktor: -4
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Industriemetalle

  • Chinesische Außenhandelsdaten gemischt bis schwach

Die chinesischen Außenhandelsdaten für Juli waren für die Industriemetalle gemischt. Die Eisenerzimporte lagen im Jahresvergleich 10%25 im Plus und auch der rollierende 12-Monats Durchschnitt der Importe zeigt weiterhin einen klar ansteigenden Trend und verbuchte ein neues Allzeithoch. Mit Blick auf die eher angespannte Lage am chinesischen Stahlmarkt (siehe unten) ist dies durchaus verwunderlich. Schwächer zeigten sich hingegen die anderen Zahlen. Die Importe von Kupfererz stiegen im Jahresvergleich zwar ebenfalls um rund 10%25 an. Dies ist allerdings vornehmlich einem schwachen Juliwert aus dem Vorjahr geschuldet. Gegenüber Juni gingen die Importe um rund 3%25 zurück und mit 2.165 Tsd. Tonnen lag das Importvolumen auch so niedrig wie zuletzt im Juli des vergangenen Jahres. Im Mai und Juni waren die Exporte von Kupfer und Kupferprodukten sprunghaft angestiegen (Daten für den Juli kommen erst am 18. Aug.), was auf eine Überversorgung mit Kupfer in China hinweist. Dies zeigen auch die Lagerhaltungsdaten für Kupfer an den Handelsplätzen Shanghai und London. Die Lagerbestände in Shanghai sind zuletzt zwar leicht gefallen. Das Niveau liegt aber weiterhin deutlich über dem, was in China für den August üblich ist. Gleichzeitig dürfte der Rückgang in Shanghai auch mit den hohen Exporten im Mai und Juni zusammenhängen, weswegen die Lagerbestände an der LME, und hier insbesondere an den asiatischen Lagerplätzen deutlich und mittlerweile auf den höchsten Wert seit 2019 angestiegen ist. Hohe Exporte gab es zudem im Juli auch weiterhin bei Aluminium. Diese erreichten mit 586,6 Tsd. Tonnen den zweithöchsten Wert jemals außerhalb der Corona-Pandemie. Im Jahresvergleich stiegen sie um rund 20%25. Abgesehen von den hohen Eisenerz-Importen zeichnen die Außenhandelsdaten daher weiterhin ein Bild einer schwachen Binnennachfrage in China.

Produktidee: BEST Turbo-Optionsscheine (Open-End)
WKN Typ Basiswert Merkmale
SN43PH Call Kupfer Future Hebel: 8,8
SY5X5D Put Kupfer Future Hebel: 8,6
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