Sonntag, 16.12.2018 16:15 von Frank Frommholz | Aufrufe: 867

Deutsche Commerzbank würde kaum helfen

In der vergangenen Woche erlebten die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank erstmals seit Längerem einen Kurssprung nach oben. Verantwortlich dafür waren Meldungen, dass in der Bundesregierung daran gearbeitet werde, eine Fusion der beiden Institute leichter zu machen. Das ließ an der Börse Hoffnungen aufkeimen.

Ob es sich um mehr als ein Gerücht handelt und dann auch Taten folgen werden, muss sich allerdings erst noch erweisen. Jedenfalls fingen die Kurse beider Institute nach dem kurzzeitigen "Hüpfer" schon wieder an zu schwächeln. Betrachtet man sich die Entwicklung auf längere Sicht, ist die Bilanz ohnehin verheerend. Die Deutsche Bank-Aktie hat auf Fünf-Jahres-Sicht drei Viertel ihres Wertes verloren, die Commerzbank-Aktie gut 40 Prozent. Dabei war das Ausgangsniveau schon bescheiden gewesen.

Auch nach Fusion nicht in der ersten Liga

Tatsächlich wäre der Effekt einer fusionierten "Deutschen Commerzbank" überschaubar. Durch die Zusammenlegung würde eine neue Bank mit einer Marktkapitalisierung von nicht ganz 24 Mrd. Euro entstehen, wovon die Deutsche Bank derzeit rund 15 Mrd. Euro einbrächte. Im internationalen Vergleich ist das keineswegs ein Gigant. Selbst auf Europa bezogen würde das neue Institut nur an 18. Stelle liegen - in etwa auf Augenhöhe mit der französischen Société Générale oder der italienischen Unicredit. In Relation zu dem Geldhaus mit der aktuell größten globalen Marktkapitalisierung - JP Morgan mit 300 Mrd. Dollar - wäre die "Deutsche Commerzbank" dagegen geradezu ein Winzling. Es kann also keine Rede davon sein, nach einem Zusammenschluss in der ersten Liga mitzuspielen.

Hinzu kommt, dass die Zusammenlegung zweier angeschlagener Institute noch keine neue Bank auf Erfolgskurs hervorbringt. Es dauerte vermutlich Jahre, bis die Fusion wirklich verdaut wäre. Sie würde sich auf dem heimischen Markt wohl vor allem in einer weiteren Bereinigung des Filialnetzes um "Doppelpräsenzen" und in fortgesetztem Mitarbeiter-Abbau zeigen. Denn auch das neue Institut wäre Kostendruck und digitaler Konkurrenz ausgesetzt.

Strategie über Kostensenkung hinaus nötig

Immerhin könnte die Marktposition in Deutschland durch den Zusammenschluss zunächst gefestigt werden. Um wieder nachhaltig zu erstarken, bedürfte es aber einer klaren Strategie, die mehr ist als nur ein weiteres Kostensenkungsprogramm. Ob das neue Institut Antworten finden würde, die Deutsche Bank wie Commerzbank bisher schuldig geblieben sind, darf man durchaus bezweifeln.


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Frank Frommholz war viele Jahre bei Banken und Vermögensverwaltern als Direktor oder Geschäftsführer tätig, bevor er sich 2009 als unabhängiger Berater selbständig machte. Er kennt aus der täglichen Praxis die Probleme mit rechtlichen Veränderungen, Produkten und Marketingfragen und wird darüber berichten. Mehr Informationen dazu auch auf www.finanzkun.de
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