Das Ökosystem rund um Kryptowährungen wie Bitcoin hat ein Problem. Es will ständig wachsen und steht sich dabei selbst im Weg. Während die Blockchain an sich ein sicheres System bildet, zieht das Kryptoversum nach wie vor zwielichtige Gestalten mit unheilvollen Vorhaben an. Dabei will es hoch hinaus: Der Mond ist das Ziel.
Bitcoin, wie hast du’s mit der Sicherheit? Streng genommen: ziemlich gut. Denn, man mag sich erinnern, durch das rechenaufwändige Proof-of-Work-Verfahren stellt die grundlegende technologische Infrastruktur, die unter der Kryptowährung liegt und Blockchain heißt, ein sicheres System dar. Im Nachhinein ist es so gut wie unmöglich, Überweisungen zu fälschen. Zudem löscht die dezentrale Grundstruktur der digitalen Datenbanken die Gefahren aus, die gern von zentralen Institutionen ausgehen. Hört sich doch gut an, oder?
Dezentrale Technologie und zentrale Börsen
Und doch hat Bitcoin bzw. das Ökosystem, das sich rund um die Kryptowährung von Satoshi Nakamoto gebildet hat, ein Sicherheitsproblem. Und das verhindert nach wie vor, dass Bitcoin und seine Ableger das sein können, was sie gerne wären: ein alternatives Finanzsystem, ein Umweg um staatliche Kontrolle, ein „gutes Geld“. Das Problem, mit dem sich die Community seit Satoshi Gedenken herumschlägt, findet sich allen voran auf den Börsen.
Denn die Handelsplätze, auf denen Kryptowährungen gehandelt werden, stehen weit im Schatten der Blockchain-Technologie. Während sie bisweilen eine sichere Infrastruktur für die Verwaltung jeglicher Assets darstellt, gleichen die Bitcoin-Börsen Trümmerbuden, deren Tore in alle Richtungen offenstehen.
150 Millionen verlorene US-Dollar
Der aktuellste Fall: Quadriga. Die kanadische Börse zeigt, dass ein Mangel an Sicherheitsvorkehrungen in mehrere Richtungen gehen kann, während Betrogene in allen Fällen die Geleimten sind.
- Die Fakten: An die 150 Millionen US-Dollar fehlen, insgesamt 115.000 Kunden fragen sich aktuell, ob sie ihre Einlagen jemals wiedersehen werden.
- Die offizielle Version: Der Betreiber ist verstorben und hat die Private Keys, also den einzigen Zugang zu den Kryptowährungen, mit ins Grab genommen.
- Die zweite Version: Quadriga war ein ausgeklügeltes Schneeballsystem, der Betreiber ein Betrüger, der seinen Tod vorgetäuscht hat. (Mehr dazu.)
Welche Version auch stimmen mag: Die Geschädigte bleibt die mutmaßlich dezentrale Community, das Geld ist erst einmal weg. Sie ließ ihr Geld in den Händen einer zentralen Instanz, die wenig dafür tat, ihnen zu garantieren, dieses jemals wiederzubekommen. Da hilft es auch wenig, dass sich Justin Sun einschaltet.
Der Fall zeugt zudem von Behördenversagen. Denn wie sich herausstellte, konnte Quadriga ohne Kontrolle und ohne Überwachung agieren. Denn die kanadische Börsenaufsicht war sich nicht sicher, wie man das Ganze einzuordnen hatte. Doch darf sich eine Community, deren Ziel die Abschaffung von Instanzen ist, darüber überhaupt beschweren?
Fakt ist: Solange es das Bitcoin-Ökosystem nicht schafft, sich selbst zu regulieren, wird es kaum ohne Instanzen auszukommen. Und dazu sollte es aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
Offene Baustellen
Denn einen ganz ähnlichen Vorfall gab es bereits vor fünf Jahren. Dort verschwanden – man weiß es bis heute nicht genau – zwischen 650.000 und 850.000 BTC. Der ehemalige Betreiber Mark Karpèles steht im Verdacht, sich mit den digitalen Coins aus dem Staub gemacht zu haben, der letzte Nachweis konnte nach wie vor nicht erbracht werden.