Börsenguru André Kostolany und Fondsmanager Gottfried Heller.
Donnerstag, 01.11.2018 14:17 von | Aufrufe: 2744

André Kostolany – der „Antiökonom“ und Börsenpsychologe

Börsenguru André Kostolany und Fondsmanager Gottfried Heller. - © Bennys Buidl Fabrik (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kostolany_Heller.jpg), „Kostolany Heller“, Zuschnitt von ARIVA.DE, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

André Kostolany wuchs als Kind jüdischer Eltern in Budapest, Ungarn auf. Als Kind einer wohlhabenden Industriellenfamilie spekulierte er schon im Jugendalter mit Devisen. Da er jedoch Kunstkritiker werden wollte, studierte er zunächst Kunstgeschichte und Philosophie in Wien. Sein Vater aber hatte andere Pläne für ihn und schickte ihn in den 1920er Jahren in die Lehre zu einem Pariser Börsenmakler. Dort lernte er seine erste Börsenweisheit: „Die Kursentwicklung hängt allein davon ab, ob mehr Dummköpfe als Papiere da sind oder mehr Papiere als Dummköpfe“. Nachdem er sein Volontariat erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde er ebenfalls Börsenmakler und Berater. 1940 musste er jedoch als gebürtiger Jude vor den Nationalsozialisten aus Paris in die USA fliehen. Dort erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde, bis zu seiner Rückkehr nach Europa in den 1950er Jahren, Generaldirektor und Präsident der G. Ballai and Cie Financing Company.

Kostolany hielt nie viel von den klassischen Wirtschaftswissenschaften

Kostolany war nie ein Freund der klassischen Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Er zweifelte stets daran, dass die Wirtschaftswissenschaften die Entwicklungen an der Börse vorhersagen können. Für ihn war die Massenpsychologie das Wichtigste, um die Akteure und Entwicklungen an der Börse zu verstehen. Sie brachte ihm 1930 seinen ersten großen Gewinn ein. Die Pariser Börse brach zusammen, Kostolany hatte kurz zuvor auf fallende Kurse spekuliert und damit ein kleines Vermögen gemacht. Kurze Zeit später verlor er einen großen Teil seines Vermögens jedoch wieder, als der US-Präsident Hoover den Deutschen die Reparationszahlungen stundete und die Aktienkurse daraufhin nach oben schnellten. Kostolany hatte wieder auf fallende Kurse gesetzt. In seinem Leben war der berühmte Börsenspekulant mehr als einmal pleite. Für ihn gab es aber für jede Lebenslage eine Anlagestrategie: „Wer viel Geld hat, kann spekulieren, wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren, wer kein Geld hat, muss spekulieren“.

Die Massenpsychologie begeisterte ihn

Mit zunehmendem Alter fing Kostolany an, seine Weisheiten und Ansichten niederzuschreiben. Mehr als 30 Jahre lang schrieb er eine monatliche Kolumne für die deutsche Finanzzeitschrift Capital. Zudem war er vor allem in Deutschland ein erfolgreicher Buchautor und veröffentlichte insgesamt 13 Bücher. Wohl bekannt ist vor allem Kostolanys Börsenseminar, das er bereits 1986 veröffentlichte und in dem er die Grundlagen der Börse erklärt. Fünf Jahre später setzte er sich in einem Buch mit der Börsenpsychologie auseinander, die er in seinen Büchern immer wieder zum Thema machte - ebenso in einem seiner letzten Werke, das erst nach seinem Tod im Jahr 2000 erschien und den Titel „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ trägt. Darin schreibt er über Börsenspekulationen, Chancen und Risiken an der Börse sowie über erfolgsversprechende Anlagestrategien. Sein Tipp: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten“. Kostolany war immer der Ansicht, dass sich Anleger intensiv mit einem Investment auseinander setzen sollten, bevor sie Geld anlegen und dann Geduld brauchen, um langfristig erfolgreich zu sein („buy and hold“).

Kurz vor seinem Tod sagte Kostolany in einer NDR-Talkshow noch die künftigen Entwicklungen an der Börse voraus – und wurde dafür belächelt. In den 1990er Jahren war die „New Economy“-Bewegung auch in Deutschland angekommen und der Neue Markt wurde an der Frankfurter Börse eingeläutet. André Kostolany war von Beginn an ein Gegner des Neuen Marktes und sagte dessen Zusammenbruch voraus. Damals diskutierte er mit dem ehemaligen Mobilcom-Chef Gerhard Schmid darüber, dass der Neue Markt Betrug sei. Schmid war anderer Ansicht, aber Kostolany sollte recht behalten: Die Börsen brachen 1999 zusammen und der Neue Markt scheiterte im Jahr 2003. André Kostolany war bis ins hohe Alter an der Börse aktiv, schrieb Bücher und hielt Vorträge, vor allem in Deutschland. Berühmt war er für seine Börsenseminare und seine vielzitierten Börsenweisheiten, bevor er im September 1999 im Alter von 93 Jahren verstarb.


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