länger investiert und hoffe das beste aber ich Glaube dieser Artikel trifft es ganz gut:
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19.11.2010 16:45
IQ Power: Neustart oder waghalsiges Abenteuer?
Jahrelang versprach IQ Power ein Riesen-Geschäft mit seinen neuartigen Autobatterien. Nun fließen allmählich Umsätze. Doch viele Anleger sind inzwischen geflüchtet. Denn der Turn-Around ist immer noch nicht in Sicht. Zudem stößt die Technik bei mehreren Batterieexperten auf Skepsis.
Ein bisschen ähnelt die Aktie von IQ Power einer Batterie: Erst steckte sie voller Kraft, dann ließ sie immer mehr nach. Der Titel des Entry-Standard-Unternehmens kletterte 2006 auf bis rund vier Euro, bevor er nach und nach abstürzte. Inzwischen ist das Papier ein Pennystock geworden und notiert bei 14 Cents.
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Neuanfang nach der Insolvenz
Denn der Batteriehersteller mit Firmensitz im schweizerischen Zug ist gerade erst der Insolvenz entronnen. Im März 2009 war IQ Power faktisch pleite. Investoren drehten den Geldhahn zu - auch aufgrund der Krise. "Wir waren in einer Phase, in der wir noch zu wenige Finanzmittel hatten und Fremdhilfe brauchten. Niemand wusste genau, wie sich die Batterien im Markt absetzen lassen", erklärt Vorstandschef Charles Robert Sullivan in langsamem Deutsch mit starkem amerikanischem Akzent.
Wie boerse.ARD.de mehrfach berichtete, hatte IQ Power jahrelang Geld verbrannt. Es wurden vollmundig immer wieder Aufträge, Kooperationen und Markteintritte angekündigt, doch in der Realität tat sich kaum etwas. Die Umsätze bewegten sich nahe null, während der Verlust immer weiter anschwoll. Allein im zweiten Quartal 2008 betrug der Cash-Burn 2,8 Millionen Euro.
Umsatz zieht an
Inzwischen scheint sich der Batterie-Hersteller etwas aufgerappelt zu haben. In diesem Jahr zog der Umsatz deutlich an. Im ersten Halbjahr erhöhte er sich von 278.000 Euro auf 2,95 Millionen Euro. Im dritten Quartal setzte sich der Umsatzsprung fort, die Erlöse verdoppelten sich im Vergleich zum zweiten Quartal auf 2,6 Millionen Euro. "Die Nachfrage ist groß", erklärt Sullivan strahlend. Vor allem in Deutschland ist der Absatz von Starterbatterien in Schwung gekommen.
Schließlich versprechen die Eco-Starterbatterien von IQ Power eine höhere Lebensdauer als herkömmliche Batterien und eine bessere Kaltstartfähigkeit. Laut der Fachzeitschrift "Auto Räder Reifen" handelt es sich um "die ersten Starterbatterien mit hoch effizienter Elektrolyt-Durchmischung auf dem Markt". Das Problem der Säureschichtung in herkömmlichen Batterien wird offenbar vermieden. Zudem bietet IQ Power eine "intelligente" Batterie an. Wird es der Batterie zu kalt, bringt ein eingebauter Mikroprozessor zusätzliche Leistung, so dass auch im Winter das Auto schnell anspringt.
Bisher keine echten Batterien-Tests
Das bezweifeln Experten. Denn einen unabhängigen Nachweis für die Leistungsfähigkeit der Eco-Starterbatterie und die Umwälzung der Säure gibt es bislang nicht. Die neuen Batterien seien bislang nirgends getestet worden, erklärte ADAC-Projektleiter Batterien-Tests, Helmut Schmaler, auf Nachfrage von boerse.ARD.de. IQ Power habe bislang keine Batterien zur Verfügung gestellt mit der Begründung, dass das Unternehmen an der Kapazitätsgrenze arbeite. Die ersten früheren Starterbatterien mit Heizung und elektronischem Chip wurden vom ADAC 2008 getestet – freilich ohne sichtbaren Erfolg. Professor Sauer von der RWTH Aachen dagegen verweist auf Tests der Hochschule, bei denen der Umwälzungseffekt der Säure funktioniert habe.
Konkurrent und Marktführer Johnson Controls (Varta) stellt fest, dass die IQ-Power-Technik nur eine von mehreren zusammenhängenden Anforderungen erfüllt, um eine höhere Umweltfreundlichkeit und Langlebigkeit von Batterien zu erreichen. Die Säureschichtung zu verringern oder zu verhindern, sei nur ein Element. Das reiche nicht aus. Es komme auch darauf an, ob die Batterie ein korrosionsfreies Gitter habe und mit welchen Prozessen die Batterie hergestellt werde, erklärte Christian Rosenkranz, Entwicklungschef für die EMEA-Region (Europa, Mittelost und Afrika).
BMW und Daimler zeigen die kalte Schulter
Bei der Erstausstattung neuer Autos kommen die Eco-Batterien von IQ Power bisher nicht zum Einsatz. Die deutschen Autobauer setzen lieber auf AGM-Batterien, insbesondere für Modelle mit Start-Stopp-Systemen. Diese zeichnen sich ebenfalls durch eine bessere Kaltstartfähigkeit aus. Sie binden die Säure in einem Vlies, so dass eine Säureschichtung nicht stattfindet. Entscheidender Vorteil gegenüber Nassbatterien wie die von IQ Power sei, dass sich die AGM-Batterien deutlich öfter zyklisieren lassen, betont Daimler. "Für uns kommen daher mittelfristig nur AGM-Batterien in Betracht", heißt es aus Stuttgart. Bei einer Batterieheizung würden mindestens 50 Watt und somit mehr als das Hundertfache des Ruhestroms für einen Mercedes benötigt. Damit könnte ein Auto nur wenige Tage in der Garage oder auf einem Platzplatz ruhen, wenn die Batterie nicht aufgeladen wird. Das sei den Mercedes-Kunden nicht zumutbar.
Auch BMW vertraut vorwiegend auf AGM-Batterien für die Start-Stopp-Systeme. Von der Batterieheizung sei man nach eingehender Prüfung nicht überzeugt, erklärte ein Sprecher gegenüber boerse.ARD.de. Die Kaltstartfähigkeit erreiche man auch mit den eigenen AGM-Batterien.
Insider der Branche bezweifeln, ob IQ Power mittelfristig in den Erstausrüstungsmarkt vordringen kann. Die meisten Autohersteller, die angesprochen wurden, würden allergisch auf IQ Power reagieren, weil sie immer wieder falsche Versprechungen erhalten hätten, berichtet ein Experte.
Baumärkte bieten Batterien an
Die Starterbatterien von IQ Power werden über Distributoren und den Großhandel vertrieben. Seit Jahresbeginn gibt es sie auch in allen Flächenmärkten der Baumarktkette Praktiker und Max Bahr zu kaufen. Praktiker-Sprecher Harald Günther bestätigte gegenüber boerse.ARD.de, dass die Eco-Batterien von IQ Power eine von drei Batterietypen sind, die angeboten werden. Neben Eco gebe es die kostengünstige Praktiker-eigene Marke Budget und die etwas teureren Bosch-Batterien im Sortiment. Man sei zufrieden mit IQ Power, erklärte er.
www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_489956