Wohin mit den Überschüssen des Auslands?

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Wohin mit den Überschüssen des Auslands? moya

Wohin mit den Überschüssen des Auslands?

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Wohin mit den Überschüssen des Auslands?

Von Bill Bonner
Diese verdammten Asiaten sparen so viel Geld – irgendjemand muß das schließlich leihen. Gott sei Dank gibt es die Amerikaner! Ohne deren Bereitschaft mehr zu konsumieren, als zu produzieren, würde dem gesamten Planeten vermutlich eine Rezession drohen. Das ist Ben Bernankes Vorstellung von einem echten Problem der Welt – ein „weltweiter Überschuß an Ersparnissen.“ Er hat Recht, in gewisser Hinsicht. Man könnte schließlich auch die Schlacht am Little Big Horn als den Moment beschreiben, in dem „General Custers Männer den Sioux halfen, ihren Überschuß an Pfeilen loszuwerden.“ Aber hinter der Geschichte wird vermutlich doch mehr stecken ... genauso wie hinter dieser.

Ein Teil der Geschichte, den Ben Bernanke versäumte zu erzählen, ist die wichtiger werdende Rolle, die die Ölexporteure dabei spielen. Wenn der Preis für Öl steigt, dann steigen auch die Überschüsse an Bargeld in den Händen der Produzenten – wie Saudi Arabien und Rußland. Dieses Jahr geht man davon aus, daß der Nettogesamtwert der Ölexporte auf über 800 Milliarden Dollar steigen wird – das entspricht ungefähr dem Wert des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits. Im vergangenen Jahr erreichte der Überschuß der Leistungsbilanz Asiens einen Wert von 263 Milliarden Dollar, während die Ölexporteure 242 Milliarden Dollar in einbrachten. Und in diesem Jahr sollten die Ölexporteure in den Genuß eines größeren Überschusses kommen als die Asiaten – ungefähr 311 Milliarden Dollar.


Und deswegen müssen wir uns fragen – was machen die mit all dem Geld? Die Wahrheit ist: Das weiß niemand genau. Einiges davon läßt sich natürlich nachvollziehen. Während China heute eine Billion Dollar in offiziellen Dollarreserven hat, gilt das gleiche auch für die Ölexporteure. Hunderte von Milliarden Dollar sind aber nicht nachgewiesen. Doch hier kommt mir ein Gedanke. Wenn die Grundbedingungen in den USA so schlecht sind, wie ich behaupte, warum sind dann der Dow und der Dollar so stark?

Ein großer Teil davon muß also seinen Weg zurück in die führenden Markennameninvestitionen der Welt finden – namentlich in die Vermögenswerte, die auf den Dollar ausgezeichnet werden, darunter auch die amerikanischen Aktien. Ein jüngerer Bericht von UBS Investment Research erklärt, warum das so ist. „Dauerhaft hohe Öl- und Gaspreise verleihen den Ölexporteuren einen Finanzstatus, der bislang den asiatischen Zentralbanken vorbehalten war. Ihre Reserven, ganz egal wie sie bemessen werden, wachsen rapide und ihr Einfluß auf die USA und andere Kapitalmärkte wächst gleich mit.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Kontrolle über einen gewaltigen Haufen Geld für Nigeria oder Norwegen oder irgendeinen anderen Ölproduzenten. Werden Sie das Geld in eine frisch gegründete Franchise-Auto-Waschanlage stecken? Oder werden Sie die Einkaufszentren in den Vororten von Omaha abklappern? Nein, werden Sie nicht. Sie werden Staatsanleihen kaufen ... und den Dow.

Und das ist auch der Grund, warum sich George W. Bush vor die Fernsehkameras stellen und den Bauerntölpeln erzählen kann, daß es der Wirtschaft hervorragend geht. Seht euch doch einfach mal den Dow an! Seht euch die langfristigen Staatsanleihen an! Seht euch den Dollar an! Ja, seht genau hin. Aber dann seht auch noch einmal hin. Die Bevölkerung wird nicht wirklich reicher, wenn die Leute aus dem Ausland ihnen ihr Geld leihen, oder ihre Fabriken und Unternehmen aufkaufen. Während die Asiaten in der Lage sind, für teureres Öl mit ihren eigenen Exporten von Produktionsgütern aufzukommen, und während auch Europa noch keinen Schmerz erleiden mußte, weil es Luxusgüter exportieren und gleichzeitig den Ölverbrauch einschränken kann, sind die USA der größte Verlierer bei diesem Trend, heißt es in der UBS Studie.

Wenn die Vermögenswerte der Ölexporteure jedoch steigen, dann steigt auch das Leistungsbilanzdefizit der USA. Öl kostet Geld und die USA – ohne eine Möglichkeit dafür zu bezahlen – verkaufen ihre Vermögenswerte und leihen sich Geld. Die Position der amerikanischen Leistungsbilanz bei minus 800 Milliarden Dollar sagt laut und deutlich, in leuchtend roten Buchstaben, wie schnell die Amerikaner Pleite machen, es macht dabei fast überhaupt nichts aus, auf welchem Niveau der Dollar oder der Dow sind.

Denken Sie darüber nach. Das weltweite Geldsystem soll heute eine schimmernde, allermodernste Maschine sein – mit so vielen Hedge-Fonds, so vielen Derivaten, so vielen Investoren und so vielen Investitionsmöglichkeiten – die heute alle sicher vor den Erschütterungen durch Unfälle sind, die sie noch vor wenigen Jahren zerstörten.

Doch all die unterschiedlichen Leute an den unterschiedlichen Orten, die ihre Finger um so viele unterschiedliche Instrumente gekrallt haben, lesen immer noch alle den Economist, das Wall Street Journal und die Financial Times. Und sie alle wohnen den gleichen Konferenzen bei. Und sie alle denken so ungefähr das gleiche. Darüber hinaus werden die Entscheidungen, die wirklich die Märkte beeinflussen, von sehr wenigen Menschen getroffen ... und ich weiß, wer sie sind. Sie kontrollieren die Überschüsse der Asiaten und der Ölexporteure.

Letzten Endes sieht es also so aus: Es braucht nur einige wenige Menschen, die sich entschließen, den Dollar zu entsorgen oder das gesamte Bild ... über Nacht ... zu verändern.


Bill Bonner schreibt als US-Korrespondent für den kostenlosen Newsletter "Investor's Daily".
Gruß Moya Wohin mit den Überschüssen des Auslands? 2880297



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