Bei der Frage "Warum hat Wirecard das gemacht?" kam ich zuerst zu dem Schluss, dass es um schnelles Wachstum ging. Man brauchte hohen Umsatz für mehr Kredite, damit mehr Übernahmen, noch mehr Umsatz und als großer Player im Markt kamen dann auch echte und gute Kunden (Visa, Aldi etc.).
Mittlerweile glaube ich aber, dass es um persönliche Bereicherung ging, die Fakten lassen für mich keinen anderen Schluss zu. Für mich (ist immer alles nur meine Meinung) kristallisiert sich sehr klar heraus:
1. Wirecard kaufte in Asien und im Nahen Osten haufenweise überteuerte Tochtergesellschaften. Die wirtschaftlich Begünstigten sind ja zumindest im prominenten Fall Indien unbekannt und ich bin sehr sicher, das bei den anderen Käufen (Singapur, Dubai etc.) ebenfalls einiges faul ist. Das müsste ich nochmal in Ruhe recherchieren. Jedenfalls waren es spätestens ab 2014/2015 jedes Jahr deutlich über 100 Mio. €, die seitens Wirecard in diese "Übernahmen" geflossen sind.
2. Die neuen Tochtergesellschaftern mit dem TPA-Geschäft sind auf dem Papier super profitabel mit einem Riesen-Umsatz, produzieren aber eigentlich nur Saldenbestätigungen. Die ganzen ausgewiesenen Gewinne landen nur zu ungefähr 5% bei Wirecard (85 Mio. € von ca. 2 Mrd. € laut KPMG-Bericht), der Rest ist auf einem Treuhandkonto, für das es dann ebenfalls eine Saldenbestätigung gibt.
3. Da es das Treuhandkonto Stand heute nie gegeben hat, gab es auch die ganzen Gewinne nicht. Das gute an den TPA ist ja, das die Mitarbeiter und die Kosten nicht bei Wirecard sind. Da muss man also auch nix groß aufbauen oder vertuschen. Es geht nur um die Saldenbestätigungen.
4. Mit dem Bilanzgewinn bei Wirecard, welcher eigentlich nur auf einem nicht existenten Treuhandkonto basiert, wird frisches Geld bei Banken geliehen. Damit werden dann neue Investitionen getätigt und das Rad dreht sich weiter.
5. Es profitiert der Vorstand (kauft über Strohmänner kleine Klitschen im Ausland und vertickt die dann für Faktor 5-10 zurück an Wirecard). Mit dem Geld konnte z.B. MB bei einem Gehalt von 1-3 Mio. € pro Jahr ein Aktienpaket erwerben, was zwischenzeitig über eine Milliarde wert war. Es wurde immer schon in den Medien hinterfragt, wie z.B. MB eigentlich zu soviel Geld kam.
6. Das ganze funktioniert wunderbar. Es gibt zwar immer wieder Anschuldigungen, aber die werden einfach dementiert und EY winkt die Saldenbestätigungen Jahr für Jahr durch. Ab Oktober 2019 beginnt die Kernschmelze, weil KPMG überall Nachweise will. Die gibt es aber nicht! Also werden sie hastig produziert und entsteht das, was ich beim KPMG-Bericht zuerst nicht zuordnen konnte und was ich dann als Schlampigkeit und Wachstumsschmerzen bei Wirecard abgetan habe (ich könnte mich ohrfeigen, ich bin so doof. Es stand alles im KPMG-Bericht drin): Verträge ohne Unterschriften, Geschäftspartner auf irgendwelchen Listen vertauscht, Konditionen unklar usw. usw.
7. Als dann beim Treuhänder 1 nachgeforscht wird, kommt es im Dezember 2019 zu dem hastigen Treuhänder-Wechsel, weil KPMG bei der Bank mit dem Treuhandkonto gräbt. Treuhänder 1 antwortet dann auf einmal nicht mehr. Jetzt liefert Treuhänder 2 irgendwelche Papiere und die Bank kann wegen Corona nix sagen. Danach kommt dann die bekannte Explosion.
Ich weiß, ist alles Spekualtion und wurde im Prinzip auch alles schon gesagt, aber so und nicht anders stellt es sich für mich glasklar dar. Leider :-(