das ich soeben gemailt habe:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe heute schweren Herzens mein Investment bei Ihrer Firma aufgelöst und teile Ihnen als letztes noch mit, dass ich mich mit Grausen von der Wirecard AG abwende. Die jüngsten Ereignisse haben viele Fragen aufgeworfen, und in diesem Moment sind verschiedene Erklärungen für die verschiedenen Unklarheiten über Ihre Geschäftstätigkeit denkbar. Allein das Bestehen fundamentaler Unklarheiten geht aber schon zu Ihren Lasten.
Was im Gegensatz hierzu nicht unklar sondern eindeutig ist, ist dass ich als Aktionär durch die Mitteilungspolitik der Wirecard AG getäuscht worden bin, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bewusst getäuscht wurde, und der Vorstand seinen Mitteilungspflichten nicht nachgekommen ist.
Ich hatte bereits meine gesamte Position im Vorfeld des KPMG-Berichts aufgelöst, da mir die Unsicherheiten aufgrund der Verschiebung zu groß erschienen. Aufgrund der Äußerung des CEO Dr. Braun, mit der die Verschiebung mitgeteilt wurde aber zugleich versichert wurde, Wirecard werde vollständig entlastet, habe ich die Position teurer zurückgekauft als ich sie zuvor abgegeben hatte. Als der Bericht erschien, hatte ich noch gewisses Verständnis, dass man auf eine Lesart pocht, die die Entlastung von einigen der erhobenen Vorwürfe in den Vordergrund stellt. Dies schien jedoch bereits ein grenzwertiges Verhalten zu sein. Dieselbe Verhaltensweise, diesmal eindeutiger zu beurteilen, legte der Vorstand in seiner Adhoc vom 18. Juni vormittags an den Tag, als wenige Stunden vor der Bilanzpressekonferenz eingestanden wurde, dass kein Testat vorliegt. Aus Informationen in der Presse entnehme ich, dass dieser Sachverhalt mindestens wenige Tage vorher bekannt gewesen sein muss, und vom COO zu reparieren versucht wurde – aber gemeldet wurde er nicht. Beim Lesen Ihrer Adhoc ist mir nicht entgangen, dass in dem von Ihnen formulierten Text nichts dazu gesagt wurde, wann die Wirtschaftsprüfer Sie über die Verweigerung des Testats informiert haben – obwohl es sicherlich entlastend für Sie gewirkt hätte, wenn Sie hätten mitteilen können, dass dies sehr kurzfristig gekommen sei.
Im Licht dieser Informationen ergibt sich eine große Wahrscheinlichkeit, dass auch die Ansetzung eines Programms für die Bilanz-Pressekonferenz bereits im Bewusstsein geschah, dass die Ankündigung gar nicht eingelöst werden kann. Mit dieser Vorgehensweise Ihres Vorstandes erübrigt sich jede Frage, ob man auf eine Auflösung der Unklarheiten hinsichtlich der Geschäftstätigkeit noch hoffen sollte oder könnte.
Diese Mitteilung dient nur zu Ihrer Information, eine Antwort auf mein Schreiben ist nicht erforderlich. Ich strebe keine Klage gegen Ihre Gesellschaft an, weil ich nicht erwarte, dass dort so viel Substanz besteht, dass mit Rechtsmitteln etwas zu holen wäre.
Gruß,
(Klarname)