Bremer Landesbank
-Ein sehr lesenswerter Ausblick-
"Nach diesem kurzen Exkurs der Folgen der aktuellen Geopolitik für die Eurozone, gilt es, sich dem Thema der Auseinandersetzung mit den aufstrebenden Ländern zuzuwenden.
Die Verschiebung der finanzökonomischen Machtachse läuft auf vollen Touren. Nur vor diesem Hintergrund sind die geopolitischen Entwicklungen im Rahmen der „westlichen“ Interventionen von Afghanistan, Irak über Libyen, Syrien und die Ukraine erklärbar.
Es handelt sich um eine Auseinandersetzung um Macht zwischen dem Teil, der bei der finanzökonomischen Machtachse sichtbar an Statur verliert („Westen“), aber noch die politischen Machtachsen und Strukturen dominiert und dem Teil, der an finanzökonomischer Statur gewinnt und diesen politischen Status nicht länger akzeptieren will.
Seitens der aufstrebenden Länder hat man sich seit mehr als 10 Jahren erfolglos bemüht, in dem westlichen System fair und angemessen berücksichtigt zu werden. Das gilt auch für Russland.
In dem letzten World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds per Oktober 2014 sind dramatische Veränderungen in der Gewichtung der Weltwirtschaft erkennbar.
Die Industrienationen haben laut den Berechnungen per Ende 2013 nur noch einen Anteil an der Weltwirtschaft von 43,6%. Die aufstrebenden Länder stehen für 56,4% der Weltwirtschaftsleistung. Mit den Wachstumsdifferenzen per 2014 wird sich diese Achse weiter zu Lasten des Westens verschieben.
Die aufstrebenden Länder stellen auch 85,3% der Weltbevölkerung gegenüber 14,7% in den entwickelten Ländern. Mehr noch kontrollieren sie mehr als 70% aller Devisenreserven der Welt.
Sie haben in einer Durchschnittsbetrachtung weder die westlichen Verschuldungs- noch vergleichbare Demographie Probleme auf absehbare Zeit.
Vor diesem Hintergrund stellt die Verweigerung des „Westens“, politische Macht angemessen zu teilen, das größte Hindernis für eine nachhaltige Wiederbelebung der Weltwirtschaft dar.
Die bewusste Verweigerung einer evolutionären Lösung schafft zusätzlich das Risiko einer erneuten Teilung der Welt, die ökonomisch einer Entglobalisierung gleich käme.
Mauern werden derzeit erkennbar zwischen Westeuropa und Russland aufgebaut. Eine isolierte Betrachtung greift zu kurz. Es handelt sich schlussendlich um eine Mauer zwischen aufstrebenden Ländern und dem „Westen“.
Aktuell fällt diese Politik maßgeblich Europa und Russland konjunkturell auf die Füße.
Die „westliche“ Politik zwingt die aufstrebenden Länder vor dem Hintergrund der Verschiebung der finanz-ökonomischen Machtachse förmlich dazu, sich zu emanzipieren.
Die Gründung der New Development Bank (Gründer: Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika - Alternative zu IWF) und die Gründung der asiatischen Entwicklungsbank (Gründung 2014 von 21 asiatischen Ländern, Alternative zu Weltbank) sind nur zwei Beispiele.
Die Shanghai Corporation (SCO) baut in den kommenden Dekaden massiv die eurasische Infrastruktur (u.a. Seidenstraße, Infrastruktur bis Indien, Korea etc.) auf. Der Aufbau der Infrastruktur wird übergreifend spätestens ab Mitte 2016 in der Umsetzung das Wachstum erheblich treiben (quantitatives Wachstum mit hohem Rohstoffverzehr) und im Rahmen der Erschließung dieser Wirtschaftsräume und des dortigen Humankapitals positive konjunkturelle Akzente setzen, die aktuell nicht bezifferbar sind.
www.bremerlandesbank.de/fileadmin/...nzmarktausblick_2015.pdf