Die Private-Equity-Investoren, und zwar TROTZ der zwei Pleiten. Ihr Gewinn besteht aus den Assets, die sie zu besseren Zeiten aus der Kette rausgezogen haben.
Leidtragende und Opfer sind nicht nur die vielen bei der Verschlankung entlassenen Angestellten, sondern auch andere Finanz-Haie aus dem Wall-Street-Becken.
Denn PE-Übernahmen kosten viel Geld. Dabei werden die Firmen überteuert "von der Börse weggekauft": Die bisherigen Aktionäre erhalten von den neuen PE-Eigentümern in spe ein lukratives Übernahmeangebot. Sie erhalten für ihre Aktien z. B. 25 % mehr, als es der letzten Börsennotiz (vor dem Angebot) entspricht. Dieses Angebot nehmen die meisten Aktionäre gern an, der Rest wird rausgesqueezt.
25 % über dem letzten Börsenkurs ist die übernommene Firma allerdings im Prinzip nicht wert, denn sonst hätte der Börsenkurs ja auch schon vorher entsprechend höher notiert. Die "Hoffnung" der neuen PE-Eigentümer ist, diesen Wert nachträglich durch eine rigorose Sparpolitik zu schöpfen. Sie versuchen u. a., die Firmen bis auf das Mark zu verschlanken (Schließung unrentabler Filialen, Reduzierung der Belegschaften auf das Allernötigste, Verkauf von eigenen Geschäftsimmobilien, die danach von der Firma wieder gemietet werden, während die Verkaufserlöse in den Taschen der neuen Eigentümer verschwinden usw.).
Zunächst aber müssen die hohen Übernahme-Kosten aufgebracht werden. 25 % mehr als der letzte Börsenkurs verlangen nach Milliardensummen. Die neuen PE-Eigentümer selber bringen aber nur einen kleinen Bruchteil davon aus eigener Tasche auf (deshalb heißen die PE-Übernahmen auch "leveraged buyouts"). Den Löwenanteil der Übernahme bezahlt die übernommene Firma paradoxerweise selbst. Dazu geben die neuen PE-Eigentümer im Namen der Firma massenhaft neue Anleihen (oft Junkbonds) heraus. Mit diesen Emissionserlösen zahlen sie die Altaktionäre aus und werden dadurch erst faktisch zu den neuen Besitzern.
Abnehmer für solche Bonds gab und gibt es genug, weil wegen der Tiefzinspolitik der Zentralbanken allenthalben "Anlagenotstand" herrscht; für eine ansehnliche Rendite gehen NIRP-geplagte Investoren auch gern mal in Risiko.
Der Haken ist, dass durch diese Bondemission die Fremdkapitalquote der übernommenen Firma oft drastisch ansteigt. Eine ohnehin wackelige Firma hat dann wenig Kapital-Puffer, um in schlechteren Zeiten über die Runden zu kommen. Brechen z. B. in einer Rezession die Einnahmen weg, verschlechtert sich EBIT/Schulden - und die Ratingagenturen stufen die Bonität der Firma (weiter) runter. Neue Bonds müssen dann noch höhere Coupons aufweisen, und immer mehr Geld fließt in den Schuldendienst ab, bis die Firma im Konkurs endet.
Dies ist bei Payless Shoes vor 18 Monaten zum ersten Mal geschehen. Wie bei Chapter-11-Pleiten üblich, wurden die bisherigen Bondhalter zu den neuen Aktionären. (Insofern kann man Ch-11-Pleiten auch zynisch als "Rückkehr zur Börsennotierung" bezeichnen, eine Form des sonst oft schwierigen PE-Exits).
Natürlich wurde die "Umstrukturierung" als vielversprechender Neuanfang hingestellt (siehe Artikel unten). Doch an der schlechten Geschäftslage hatte sich nicht wirklich viel geändert.
Die zweite Chapter-11-Pleite von Payless Shoes, die nächste Woche erfolgen soll, wird nun die neuen Aktionäre (d.h. die früheren Bondhalter) größtenteils bis total enteignen. Es ist nun eine Pleite wie bei einer gewöhnlichen US-Aktiengesellschaft. Damit ist der "Exit" für die PE-Investoren nun komplett. Gelackmeierte sind die Bondkäufer aus der PE-Übernahme, die letztlich (nach der zweiten Pleite) ihren gesamten Einsatz verlieren.
Bereits bei der ersten Chapter-11-Pleite vor 18 Monaten hatten die gelackmeierten Bond-Investoren - die nun "Aktionäre wider Willen" wurden - Klage beim Konkursgericht eingereicht. Denn die neuen PE-Eigentümer - obige Hedgefonds - hatten sich nicht allzu lange vor dem Konkurs eine üppige "Sonderdividende" in Höhe von 400 Mio. Dollar genehmigt. Diese Kohle wurde frech aus der Firma rausgezogen. Und ohne diesen hohen Mittelabfluss wäre die erste Pleite vermutlich vermeidbar gewesen. Die PE-Eigentümer einigten sich mit den Bond-Klägern schließlich in einem Vergleich, d.h. sie zahlten einen Teil der Sonderdividende zurück. Den letzten großen Griff machten sie denn mit der zweiten Pleite, die die neuen Wider-Willen-Aktionäre um ihren verbliebenen Einsatz prellte.
(Weiter aus dem obigen Link bei Wolf Street):
PE firms Golden Gate Capital and Blum Capital Partners acquired Payless in 2012 in a leveraged buyout when publicly traded Collective Brands was broken up. After Payless filed for bankruptcy in April 2017, aggrieved creditors filed a claim in bankruptcy court, alleging that Golden Gate Capital and Blum Capital Partners had siphoned over $400 million out of the company via a special dividend before the bankruptcy filing. The PE firms were concerned enough about this claim that they agreed to settle it in July 2017.
At the time of the bankruptcy filing in April 2017, Payless had 22,000 employees and over 4,400 stores in 30 countries.
When Payless emerged from bankruptcy in August 2017, it had shuttered about 700 of its US stores; Landlords of the remaining stores had agreed to cut their rents by an average of 30% to 50%; vendors had agreed to lengthen their trade credit by 60 to 75 days; and it had shed about half of its $838 million in debts, with senior creditors, who were owed $506 million, receiving 91% of the equity of the reorganized company. Junior lenders who were owed $145 million received the remaining 9% stake. These new stockholders included (dies sind die "Geprellten" aus dem Kapitalsektor, A.L.):
Alden Global Capital
Blackstone Group ’s GSO Capital Partners
Axar Capital Management
Credit Suisse Asset Management
Octagon Credit Investors.
So now they’ve got another bankruptcy on their hands, this time as shareholders at the bottom of the capital structure....