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Der türkische Präsident Erdoğan geht erneut unorthodox gegen die hohe Inflation vor: Der Staat macht privaten Gemüsehändlern Konkurrenz, weil deren Preise kriminell überhöht seien. Aber es gibt ganz andere Gründe.
Terrorist ist ein populärer Vorwurf in der Türkei. Die Definition deckt sich allerdings nicht immer mit EU-Standards. So gilt zum Beispiel die kurdische Arbeiterpartei PKK sowohl in Deutschland als auch in der Türkei als terroristische Organisation. Anders sieht es hingegen schon bei den Anhängern des Predigers Fetullah Gülen aus - die gelten in der Türkei, aber sonst nur in wenigen anderen Ländern als Terroristen. Ebenso verhält es sich mit den Lebensmittel-Terroristen. Als solche beschimpfte nämlich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan unlängst gemeine Gemüsehändler.
Vor einigen Tagen haben sie begonnen, ein Spiel mit der Türkei zu spielen. Die Preise für Auberginen, Tomaten, Kartoffeln und Gurken eskalieren. Das ist eine Terror-Attacke, sagte Erdoğan am vergangenen Montag in Ankara. Die Lebensmittelpreise nämlich sind im Januar um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Auf Jahresbasis haben sich Obst und Gemüse sogar um 60 Prozent verteuert - der höchste Preisanstieg seit 20 Jahren.
Gegen diese Terroristen wolle man nun genauso vorgehen wie gegen PKK-Terroristen, die sich in Höhlen verstecken, so Erdoğan. Tatsächlich ist die Methode der türkischen Regierung etwas banaler. In Ankara und Istanbul haben die Stadtverwaltungen Ausgabestellen eingerichtet, die Gemüse verbilligt an Kunden verkaufen. Allein in Istanbul sollen in den kommenden Wochen 50 solcher Verkaufsstellen eröffnen, in Ankara 15. Zwiebeln, die laut des türkischen Statistikamts 4,9 Lira das Kilo kosten (umgerechnet 80 Cent), gibt es dort für zwei Lira. Auch Tomaten kosten den halben Preis. Kunden können dort bis zu drei Kilo verschiedener Gemüsesorten kaufen.
Gemüsehändler bleiben gelassen
Was aber halten die türkischen Gemüsehändler von der staatlichen Konkurrenz? Einer der Terroristen heißt Halis Koçak. Der 45-Jährige verkauft seit 25 Jahren Gemüse im Istanbuler Stadtteil Sultan Selim im europäischen Teil der Metropole. Der Preisanstieg liegt vor allem an der schlechten Ernte dieses Jahr, sagt er. Mit Manipulationen hat das alles nichts zu tun. Es gibt einfach ein kleineres Angebot, also steigt der Preis.