The New York Times: Der Tyco-Skandal

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Dixie:

The New York Times: Der Tyco-Skandal

 
20.09.02 08:30
TYCO-SKANDAL

Wofür Kozlowski Millionen verprasste

Dennis Kozlowski, Ex-Chef des Skandalunternehmens Tyco, genehmigte seinen Top-Mitarbeitern und sich selbst Millionenkredite, die nie zurückgezahlt wurden. Eine Untersuchung hat aufgedeckt, wofür Kozlowski die Millionen verschleuderte - und zeichnet ein bizarres Bild der Gier.

New York - Wenn Dennis Kozlowski durch den New Yorker Regen heim kehrte, dann wartete auf den Chef des Tyco-Konzerns ein warmes Zuhause. 18 Millionen Dollar soll sein Apartement in der Fifth Avenue gekostet haben. Und wurde sein Schirm auf den fünf Metern zwischen Stretch-Limousine und Eingangstür betröpfelt, fand auch der ein angemessenes Plätzchen zum Trocknen:

In einem 17.000-Dollar-Schirmständer in Form eines Hundes. ..

Der Topmanager liebte es feudal - und billig.
Denn für Wohnung und Geschmacksverirrung zahlte er keinen Cent.

Die Rechnung ging an Arbeitgeber Tyco. ..

Der Chef machte es vor, die Untergebenen folgten: Insgesamt hat Tyco 96 Millionen Dollar für 51 Mitarbeiter ausgegeben, berichtet die "New York Times" in ihrer Mittwochsausgabe. Die neue Leitung des Mischkonzerns hatte gestern die Ergebnisse einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC bekannt gegeben.

Nach dem Bericht haben der ehemalige Vorstandsvorsitzende Kozlowski und der Ex-Finanzvorstand Mark Swartz ein System namens "TyCom" aufgebaut, mit dem sie die Firma in den letzten fünf Jahren ausplünderten. Sie vergaben Kredite an Mitarbeiter aller Managementebenen, so auch an die Vizepersonalchefin, die dann die Kreditvergabe abwickelte.

Eigenmächtig erließ Kozlowski später seinen Mitarbeitern die Rückzahlung der Kredite, seine eigenen eingeschlossen. Der Chef hinterging der Staatsanwaltschaft zufolge damit den Aufsichtsrat. Seit Monaten untersucht die SEC die Vorgänge bei Tyco. Kozlowski und Swartz sollen Tyco neben den Krediten um mehr als 170 Millionen Dollar erleichtert haben. Weitere 430 Millionen Dollar sollen die Top-Manager durch Aktienbetrug zusammengerafft haben.

"Wie eine Privatbank" hätten Kozlowski und Swartz das eigene Unternehmen behandelt, um ein luxuriöses Leben zu führen, so ein Bericht der SEC. So gilt es als erwiesen, dass Kozlowski neben seinen New Yorker Apartements auch weitere Wohnungen, Ferienhäuser und teuren Schnickschnack von seinem Arbeitgeber bezahlt bekam. Heute schon legendär ist Kozlowskis goldener Duschvorhang für 6000 Dollar - die Rechnung ging natürlich auch in diesem Fall an Tyco (siehe Kasten).

Bereits Donnerstag könnte Kozlowski in einer kalten Gefängniszelle sitzen.

Weil die Strafverfolgungsbehörden die Konten des Ex-Chefs und die seines Finanzvorstands Swartz eingefroren haben,
können beide die geforderten Kautionen nicht bezahlen.
Das Gericht fordert von Kozlowski 100 Millionen Dollar,
von Swartz 50 Millionen Dollar für ihre vorläufige Freilassung.

Sein Mandant könne noch nicht einmal am Bankautomaten Geld ziehen, sagte Kozlowskis Anwalt.

Nachdem die Skandale bekannt wurden, hatte der Tyco-Konzern vor vier Monaten eine Kommission eingesetzt, die die merkwürdigen Praktiken untersuchen sollten. Seitdem versucht das Unternehmen durch betonte Offenheit das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen wieder herzustellen. Doch auch nach der Untersuchung stellen sich laut "New York Times" Fragen. So wäre die "vom Exzess geprägte Unternehmenskultur" bei Tyco noch nicht beseitigt - im Gegenteil. Viele der Mitarbeiter, die Kredite erhalten haben, seien noch beim Unternehmen beschäftigt.

Unter den mit zinslosen Krediten beschenkten Mitarbeitern finden sich der Chef der Sicherheitssparte, der frühere Chefjustiziar, der Chef der Finanzbuchhaltung, ein Manager der Steuerrechtsabteilung. Die Kreditnehmer hätten jedoch nicht gewusst, dass Kozlowski die Gelder ohne Wissen des Aufsichtsrats vergeben hatte, teilte Tyco mit. Mittlerweile hätten viele Mitarbeiter die Kredite zurückgezahlt.

Der 1960 gegründete Mischkonzern Tyco, der von chirurgischen Instrumenten bis zu Sicherheitssystemen die unterschiedlichsten Produkte herstellt, beschäftigt mehr als 270.000 Mitarbeiter. Rechtlich ist der Konzern im Steuerparadies Bermuda niedergelassen, er operiert aber von den Hauptquartieren in New Hampshire und Florida aus. Der ehemalige Motorola-Präsident und neue Tyco-Chef Edward D. Been, ein der Wall Street geschätzter Unternehmer, will Tyco reformieren. Die Tyco-Aktien haben in diesem Jahr rund 70 Prozent an Wert verloren.
Kicky:

Tyco Jumps as No Significant Fraud Found

 
01.01.03 15:40
www.reuters.com/...RBAELCFEY?type=businessNews&storyID=1979452
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