Guten Tag !
Die in der letzten Woche veröffentlichten Quartalszahlen der ttr AG sind ja eher verhalten aufgenommen worden - der Aktienkurs hat sich seit der letzten Woche eher vornehm zurückgehalten bzw. ist seit Beginn des Monats wieder um etwa 3 Euro zurückgegangen. Nunmehr steht der Kurs wieder auf der 40 Euro Marke (bzw. pendelt um diese Marke herum).
Waren die Zahlen denn schlecht oder mäßig?
Meiner (zugegebenermaßen nicht ganz neutralen) Meinung nach nicht. Immerhin hat man das letztjährige Rekordquartal umsatzseitig noch einmal um 2,5% getoppt und das Ebit hat sich y-o-y um 4,5 % verbessert; die Ebitmarge konnte auf 8,4 % (von 8,2 %) steigen.
Das sind nun keine revolutionären Sprünge - aber die kann man von einem Unternehmen, das die "turnarround-Situation" verlassen hat und nun "nur noch" normal wächst, mMn auch nicht verlangen. Die Zahlen bestätigen aber, dass das Unternehmen mit steigenden Umsätzen im Ergebnis weiter überproportional wächst.
Noch etwas deutlicher wird das nach wie vor vorhandene Potential im Bereich "organisches Wachstum" wenn man die beiden Unternehmensbereiche isoliert voneinander betrachtet.
Der Servicebereich stagniert in Q1 (leichter Rückgang in Umsatz und Ergebnis, vor allem wohl wegen des nicht ganz so guten Geschäftsverlaufs bei der Tochter gds).
ABER: Der Bereich "Technology", jahrelang DAS Sorgenkind bei ttr weil die Druckindustrie abgeschmiert war, ist in Q 1 um 4% organisch gewachsen und das Ebit um gleich 10%!!! Das bestätigt meine hier schon häufiger geäußerte Vermutung, dass im Bereich "Technology" noch überdurchschnittliche Ergebnissteigerungspotentiale vorhanden sind.
Dies wird auch deutlich, wenn man sich die Segmentrenditen anschaut. Service liegt bei wirklich erfreulichen 15,8% Ebitmarge und Technology ("nur") bei 5,7 % (immerhin deutlich mehr als im letzten Jahr als man noch 5,2 % erreichte).
Technotrans ist ja unterm Strich ein Hightechunternehmen und für ein Hightechunternehmen ist eine Marge von 5,7% auf die verkaufte Technologie sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Mit hochlaufenden Umsätzen werden sich die Ergebnisse weiter verbessern (wie gesagt in Q1/2018 Umsatz plus 4%, Ebit aber plus 10%!!).
Wenn man sich mal eine Mittelstandsholding wie Indus anschaut, dann liegt die bei etwa 10% Ebitmarge. Nun ist nicht alles was hinkt ein Vergleich und bei ttr muss man schon berücksichtigen, dass die Druckindustrie sich zwar stabilisiert hat aber eben noch keine Wachstumsstory ist und die Großkunden Heidelberger und Trumpf (für KLH) dürften ebenfalls einen höheren Druck auf die Marge setzen, weil man als Zulieferer von diesen Kunden in gewisser Weise natürlich auch abhängt und dann wohl lieber etwas von der Marge wegzieht als den Kunden zu verlieren.
Und last but not least dürften auch die vielen einzelnen Projekte in den "neuen Märkten" (insbesondere Batteriekühlung und Kühlung der Ladeinfrastruktur) zunächst einmal nicht die riesigen Margen liefern, weil erstens der Markt ja grade erst anläuft und zweitens ttr ja auf der Grundlage dieser Projekte erst dabei ist, den Markt für sich zu "erobern".
Aber je stabiler die Druckindustrie wird (und auch Heidelberger hat sich ja für die nächsten Jahre zum Ziel gesetzt, zu wachsen) und je mehr Projekte zu festen Folgeaufträgen führen, desto höher dürften auch die Margen bei ttr ausfallen. Jedenfalls vermute ich, dass man die 5,7% weiter verbessern kann. Insofern geht ttr grade bei den neuen Märkten in Vorleistung - die sich aber eben dann rechnet, wenn man den Fuß in der Tür dazu nutzt, anzufangen, diese dann auch weiter aufzustoßen.
Die "Headlines" in der Präsentation
www.technotrans.de/fileadmin/user_upload/..._Q1_2018_DE_1.pdf
">Erfreulicher Jahresauftakt in der kunststoffverarbeitenden Industrie.
Anhaltendes Wachstum im Lasergeschäft, steigende Nachfrage auch im
Bereich der Halbleiterindustrie (EUV-Lithografie).
termotek mit Rekordumsatz im ersten Quartal.
Gute Aussichten der Druckindustrie - getragen durch den
Verpackungsdruck - versprechen ein stabiles Fundament für das
Geschäftsjahr 2018.
Kühlsysteme für die E-Mobilität: technotrans zeigt Lösungen für
Batterien und Schnellladestationen auf der Battery Show in Hannover.
Neue Entwicklungsprojekte (E-Mobilität) für die Bus- und Bahntechnik."
sind daher in meinen Augen extrem gute Nachrichten, denn das zeigt eindrucksvoll auf, dass sich die ttr-Technologie weiter gut verkauft (Druck mit leichtem Wachstum,Kunststoffindustrie erfreulich, termotek Rekord, E-Mobilität mit weiteren (neuen) Entwicklungen).
Und dies ist gleich im doppelten Sinne eine "frohe Botschaft". Einmal (wie oben vermutet) werden dadurch die Margen im technology-Bereich steigen (überproportional zum Umsatz) und zum zweiten ist jede verkaufte Maschine für den Servicebereich Folgeumsatz mit hoher Marge - je mehr Maschinen ttr ausliefert, desto mehr bekommt der Servicebereich zu tun.
Das alles läuft ja derzeit noch auf der "organischen Ebene" - Zukäufe gehören aber eben auch zur Strategie und da ist aus meiner Sicht noch erwähnenswert, dass die Nettoverschuldung des Konzerns weiter zurückgeführt werden konnte und nunmehr nur noch bei 7,1 Mio Euro liegt - und dass die Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens ungebrochen ist (was ja für die Finanzierung etwaiger Übernahmen nicht unwichtig ist). Der Nettocashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres bei etwa 3 Mio Euro!
Natürlich steigen die Zahlen bei ttr derzeit nicht mehr exponentiell an - der Aktienkurs ist in den letzten Jahren allerdings eben genau exponentiell gestiegen und hat inzwischen ja auch eine "schöne Größe" erreicht. Es mag sein, dass der ein oder andere Aktionär von den Zahlen der letzten Jahren geblendet wurde und nun weiter Wachstumsraten in zweistelliger Höhe erwartet.
Aus meiner Sicht befindet sich ttr derzeit in einer Phase, in der etwas Luft geholt wird für den nächsten Anstieg. Man hat ja noch einiges vor (die Zielvorgabe 300 Mio Euro Umsatz bei einer Marge zwischen 8 und 10% in 2020 bleibt ja ausdrücklich erhalten). Ich persönlich bin an sich davon überzeugt, dass die Marge sich weiter erhöhen wird und dass 8% in 2020 eine eher vorsichtige Schätzung sein dürfte - vielleicht basierend auf der Überlegung, dass nicht jede neue Übernahme sofort mit hohen Margen glänzen wird - manchmal braucht es ja auch etwas Zeit bis dass ein Unternehmen richtig in den Konzern integriert ist und man gegenseitig voneinander profitiert (nicht jeder Zukauf läuft sofort so überaus erfreulich wie Termotek oder gwk!). Dennoch wäre das dann aber eben auch nur eine Frage der Zeit, bis auch die Zukäufe auf die Marge der ttr insgesamt hochgehievt werden können. Insofern sehe ich weiterhin ein EpS von 2,60 bis knapp 3 Euro für das übernächste Jahr nicht für unmöglich an (und auch da würde ich dann noch nicht das Ende der Fahnenstange sehen). Das ist natürlich nur eine Schätzung meinerseits und soll keine Aufforderung an andere Marktteilnehmer zum Kauf der Aktie sein!
Eine Frage in die Runde hätte ich noch: Ich persönlich bin eher wenig begeistert davon, dass ttr neben der Technologiesparte und dem eigentlichen Servicebereich noch die gds plus Töchter hält, die überwiegend "technische Dokumentationen" erstellt, also irgendwo und irgendwie im IT-Bereich tätig ist (in dem ich mich zugegebenermaßen nicht auskenne).
Aus meiner Sicht hat die gds jedenfalls recht wenig Anknüpfungspunkte mit dem restlichen Unternehmen, Synergien sehe ich auch keine. Ich wäre daher eigentlich dafür, die gds zu veräußern (an irgendein Unternehmen, das ebenfalls hauptsächlich im Bereich "IT und Software" unterwegs ist). Dorthin würde gds mMn deutlich besser passen als zu einem Unternehmen, dass sich auf Flüssigkeitentechnologie spezialisiert hat. Von dem Erlös könnte man dann im entsprechenden eigenen Technologiesegment auch wieder Zukäufe finanzieren, was die Börse mMn auch begrüßen würde, weil man da eben auch die unternehmenseigene Expertise hat.
Was meint ihr denn dazu? Habe ich da einen Denkfehler drin?
Ich wünsche jedenfalls einen guten Wochenstart und einen charmanten Tag.