Lutz Becks: Auf den ersten Blick hat Fortpflanzung durch Sex tatsächlich viele Nachteile. Zum Beispiel verbraucht die Partnersuche sehr viel Energie. Zweitens wird für die sexuelle Selektion ein enormer Aufwand getrieben. Denken Sie nur an die prächtigen Federkleider, mit denen diverse Vogelmännchen die Weibchen beeindrucken wollen – schön, aber verschwenderisch. Drittens ist es völlig ungewiss, ob die Gene, die der Partner mitbringt, für den jeweiligen Lebensraum gut geeignet sind. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Risiko, sich beim Sex mit Krankheiten anzustecken – oder womöglich Opfer eines anderen Tieres zu werden.
WELT ONLINE: Beim Geschlechtsakt achtet man nicht auf lauernde Fressfeinde.
Becks: Genau. Letzter Punkt: Eine Population kann doch viel schneller wachsen, wenn es keine Männchen gibt, sondern nur Weibchen. Jedes Weibchen kann neue Kinder zur Welt bringen, ein Männchen nicht.
WELT ONLINE: Am Anfang der Entstehung von Leben haben sich Tier- und Pflanzenarten ausschließlich ungeschlechtlich fortgepflanzt? Durch Zellteilung und Knollenbildung?
Becks: Wir können zwar nicht zurückblicken, aber wir gehen davon aus, dass ungeschlechtliche Fortpflanzung der Ursprung ist.