WAHL IM IRAK
Der 100-Prozent-Mann
Ein Ergebnis wie im Märchen aus 1001 Nacht. Saddam Hussein, Staatspräsident vom Irak, wurde von seinem Volk wieder ins Amt gewählt. Mit einem traumhaften Ergebnis: 100 Prozent bei 100 Prozent Wahlbeteiligung.
AP
Saddam Hussein: Glaubt man den offiziellen Verlautbarungen, der meistgeliebte Mann der Welt
Bagdad - Alle elf Millionen Wähler "des großartigen irakischen Volkes", wie es offiziell heißt, haben für eine weitere siebenjährige Amtszeit von Staatschef Saddam Hussein gestimmt. Der Revolutionäre Kommandorat erklärte am Mittwoch, auf Saddam Hussein entfielen 100 Prozent der Stimmen. "Dies ist eine einzigartige Manifestation der Demokratie, die allen anderen Formen der Demokratie überlegen ist", erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Revolutionären Kommandorats, Issat Ibrahim, bei einer Pressekonferenz in Bagdad mit merkwürdiger Logik..
Das irakische Staatsfernsehen hatte in der Nacht Bilder von der Auszählung in einigen Wahlbezirken gezeigt, unter anderem aus Basra, einer Stadt, in der viele Anhänger der im Untergrund operierenden schiitischen Opposition leben. Auch dort stimmte nach Angaben der Wahlhelfer, die vor laufenden Kameras ihren "geliebten Führer Saddam" priesen, kein einziger Wähler mit einem Nein.
Allerdings kann von einer freien und geheimen Wahl keine Rede sein: Die Wähler hatte einfache Zettel mit Ja oder Nein auszufüllen. Vielfach traten die Wähler nicht hinter den Vorhang, der als Wahlkabine fungierte, sondern machten ihr Kreuz vor den Augen der Funktionäre der regierenden Baath-Partei. Ein Beweis für die "Führerliebe" der Iraker, wie das Staatsfernsehen behauptete. Unabhängige Beobachter erklärten dagegen, aus Angst vor Verfolgung wage es niemand, sich als Regimegegner verdächtig zu machen, indem er hinter den Vorhang trete.
Hussein, der den Irak seit 1979 regiert und beim letzten Referendum vor sieben Jahren mit 99,96 Prozent im Amt bestätigt worden war, trat auch diesmal ohne Gegenkandidaten an. Die USA hatten das Referendum bereits zuvor abgelehnt und erklärt, die Wahl sei nicht glaubwürdig.
Quelle: spiegel.de