War sehr offen und interessiert, der Kerl. Auf eine Art beeindruckend, wie er über seine Gefühle für Jesus gesprochen hat und mir seine Lieblingsstelle im Buch Mormon gezeigt hat. Habe das Buch von ihm nicht angenommen, aber online habe ich es später nochmals angeschaut: "darum, wer an Gott glaubt, der darf mit Gewißheit auf eine bessere Welt hoffen, ja, nämlich einen Platz zur rechten Hand Gottes, und diese Hoffnung kommt aus Glauben und wird für die Menschenseelen zum Anker, der sie sicher und standhaft machen würde, immer reich an guten Werken, und sie bewegen würde, Gott zu verherrlichen." (Ether 12,4)
Ich habe ihn dann gefragt, ob so ein Glaube an eine Belohnung nach dem Tode nicht abhängig macht. Dass man etwas nur tut, um dem Fegefeuer zu entgehen oder ins Himmelreich zu kommen. Er meinte, dass er auch schon andere im Dienst an Jesus übertreffen wollte - er sei ja auch nur ein Mensch -, aber dass Jesus so etwas in seiner (Mormonen-)Kirche nicht zulasse.
Das ist natürlich eine sehr schlichte Sichtweise: Jesus passt schon auf die Kirche auf, so dass es darin gar keine ernsteren Probleme geben kann. Wenn man dann doch Probleme entdeckt, zeigt das wohl nur, dass man nicht genug an Jesus glaubt. So werden dann z.B.
Kinderschänder gedeckt, weil es sie dem Glauben nach nicht geben darf/kann.
So etwas haben wir ja auch in der Politik, die wie viele Gesellschaftsbereiche aus Ersatzreligionen besteht (z.B. Transatlantik-Religion):
Es kann keine US-Überwachungsmaßnahmen betreffend Deutsche geben, weil die US-Seite versichert hat, dass Deutsche nicht abgehört werden. (Obama würde das in seiner Verwaltung nie zulassen!)
Gut, er war ja auch erst ca. 20 Jahre alt, der Mormone. Für ihn ist die Welt mutmaßlich eine von Jesus regulierte Maschine, bei der alles Schlechte aus der Abkehr von Jesus entspringt. Vermutlich ist er glücklicher so. Aber ich meine, dass so ein Glaube die Entfaltungsmöglichkeiten eines Menschen stark einschränkt.
Man könnte da jetzt unendlich weit ausholen. Der Katholik Wulff mit seinem "Gott straft alle!" ist ein mahnendes Beispiel, was mit einem alternden Menschen passiert, der glaubt durch selbstattestierte Gottgefälligkeit einen Leistungsanspruch an das Leben zu besitzen. Und wenn der Anspruch dann nicht erfüllt wird, sind diejenigen Mitmenschen Schuld, die gegen Gottes Gebote verstoßen. Und die sollen dann später von Gott dafür bestraft werden.