Das Nordex Management gab sich am Freitag extrem optimistisch und es gab dazu noch hoch interessante Details.
Hier eine kleine Zusammenstellung von mir zu den interessantesten Aussagen im Q3 Conference Call:
- alles in allem werden in diesem Jahr rd. 300 Mio. € Sonderkosten anfallen. Großteils ganz direkt wegen Corona (z.B. Unterbrechungen der Lieferketten, Werksschließungen in Spanien und Indien, eingeschränktem Waren- und Personenverkehr, Verzögerungen beim Hochlaufen der neuen Rotorblattproduktionen in Mexiko und Spanien - weniger Output, mehr Kosten), indirekt wegen Corona mit einigen Windparkprojektverzögerungen (z.B. Südafrika, Argentinien, aber wohl auch das eine oder andere Projekt in den USA), aber es sind auch Sonderkosten angefallen, die nichts mit Corona zu tun hatten bei einem großen schwedischen EPC Projekt und der Schließung der argentinischen Gondelproduktion
- in den ersten 9 Monate sind Sonderkosten von 260 Mio. € angefallen durch die negativen Corona Auswirkungen und dem großen schwedischen EPC-Projekt mit den ganzen Irrungen und Wirrungen von dem alten Generalunternehmen, das zur Kostenüberschreitungen und größeren Projektverzögerungen geführt haben
- die Nordex Produktionen laufen nun in der Nähe der Planungen - ab Q1 2021 sollte alles wieder normal laufen
- eigene Rotorblattproduktionen laufen mittlerweile bei 95%
- die Leverage Quote bzw. die Verschuldungsquote "Nettoverschuldung zum EBITA" wird in Q4 auf unter 3 sinken (Q2: 6,7 -- Q3: 3,6)
- die indische Produktion wird erheblich ausgebaut bis Ende 2021 und dann vor allem die außereuropäischen Länder beliefern - die indische Gondelproduktion wird bis Ende 2021 auf einen jährlichen Output von 4 GW der Delta4000 Turbinengenerationen hoch gefahren
- der Commerzbank Analyst fragt über den geplanten kräftigen Ausbau der indischen Produktion von 1 auf 4 GW bis Ende 2021 nach, denn dann würde ja Nordex auf eine jährliche Gondel-Gesamtfertigungskapazität zusammen mit Rostock, Spanien und Brasilien auf 9 GW kommen und fragt dabei ob Nordex nicht noch mehr Aufträge in der Hinterhand hat als dieses 2022 Umsatzziel von 5 Mrd. € aussagt. Das Nordex Management weicht auf diese durchaus nachvollziehbare und hoch interessant Frage verständlicherweise aus mit "unser Geschäftsplan bzw. das strategische Ziel basiert auf dem 6-plus-Gigawatt-Unternehmen und nicht auf der potenziellen nominalen Kapazität" und "wenn wir letztendlich zusätzliche Kapazitäten aufzeigen und die Marktdynamik weiterhin stark bleibt, ist es nicht schlecht, zusätzliche Kapazitäten zu haben um die Möglichkeit zu haben, etwas mehr verkaufen zu können"
>>>> Letztendlich macht sich Nordex mit dem Ausbau der indischen Produktion eine (große) Türe auf um möglicherweise eine weiterhin starke Nachfrage in den USA bedienen zu können (es wird ja bis jetzt erwartet, dass der US Onshore-Markt ab 2022 um 3 bis 4 GW zurück gehen wird). Zudem muss ja der riesige 1 GW australische Windpark MacIntyre 2022/2023 in einer Nordex Produktion gefertigt werden >>>>
- sollte es jedoch unter Biden Pläne geben, dass in den USA heimisch produzierte Turbinen besonders staatlich gefördert werden (darüber wird zur Zeit spekuliert wie auch, dass Biden die ITC Subventionen für Onshore-Wind verlängern wird), dann ist Nordex eingestellt darauf. In Iowa hätte man notfalls für diesen Fall eine Produktionshalle. Momentan exportiert man aber lieber aus Indien und Europa und in der Zukunft hauptsächlich aus Indien
Nordex Chef Blanco zur EBITA-Marge in 2021 und zum 2022er EBITA-Margenziel vo 8%:
"Das EIBITA-Margenziel von 8% ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen. Eine davon ist die Qualität des Auftragsbestands und die andere, der kräftige Ausbau der indischen Produktion. Es wird aber auch schon in 2021 einen Sprung bei der EBITA-Marge geben"
Nordex Chef Blanco mit seinem Abschluss-Statement:
"Das Geschäftsjahr 2021 weist im Vergleich zur 2020er Projektpipeline ein wesentlich besseres Risiko- und Margenprofil auf. 60% Europa, 20% USA und 14% Lateinamerika ist der Installationsplan für 2021. Weitere Details wird es am unseren Kapitalmarkttag geben, der im Frühjahr 2021 stattfinden wird"