Biotechnologie
Krebsmedikament heilt Genentech-Aktie
20. Mai 2003 Biotech-Aktien sind ein heißes Pflaster. Wie heiß, hat sich am Montag an der Wall Street wieder einmal eindrucksvoll gezeigt. Denn da explodierte der Kurs des weltweit zweitgrößten Biotechnologie-Titels Genentech um satte 45 Prozent auf 54,85 Dollar. Das Plus kam dabei wohlgemerkt in einem Umfeld allgemein fallender Notierungen zustande.
Wie so oft im Biotech-Sektor sorgten dabei wieder einmal Testergebnisse für diese gewaltige Kursschwankung. Auslöser war diesmal die Meldung, wonach das Genentech-Krebsmedikament “Avastin“ in der Phase III der klinischen Versuche die Lebenserwartung der Patienten mit Darmkrebs erhöht habe. Das Medikament habe in Kombination mit Chemotherapie die Erwartungen klar übertroffen, sagten Beobachter.
Analysten reagieren mit eiligen Hochstufungen
Für die Anleger war dies das Signal für eine breit angelegte Kaufeuphorie. Insgesamt wechselten 33,7 Millionen Aktien die besitzer, während an einem durchschnittlichen Handelstag sonst nur 2,7 Millionen Aktien von Genentech gehandelt werden. Wie groß der Aufruhr war, zeigt sich auch daran, daß gleich zwölf Broker die Einstufung des Titels anhoben und nur ein Institut das Urteil wegen des starken Kursanstiegs senkte.
In der Tat stellt sich nach dem fulminanten Kursplus die Frage, ob es sich dabei um eine Übertreibung nach oben handelt oder weiteres Kurspotenzial besteht. Unbestritten ist, daß es sich für Genentech um ein Blockbuster-Medikament mit einem enormen Umsatztpotenzial für den Fall handeln würde, daß sich die neusten Testergebnisse bestätigen.
Alleine in Amerika sterben jedenfalls jedes Jahr 57.000 Menschen an Darmkrebs. Analysten halten daher einen Jahresumsatz von bis zu zwei Milliarden Dollar für möglich. Zum Vergleich: Im Vorjahr erzielte Genentech nur einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar. Bereits jetzt wird dieses Potenzial an der Börse aber fürstlich bezahlt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des Vorjahresgewinns beträgt stolze 60 und die Marktkapitalisierung übersteigt den erzielten Umsatz um das 10,7fache.
Bewertung mahnt zu einer gewissen Vorsicht
Wie weit die Aktie bereits vorweg gelaufen ist, zeigt sich auch an der Einschätzung der Analysten von SG Cowen. Hier wurde die Aktie am Vortag zwar von „Market Performer“ auf „Strong Buy“ hochgestuft. Doch als Kursziel wurden gleichzeitig nur 38 Dollar genannt, was deutlich unter dem derzeitigen Niveau liegt.
Anleger sollten daher den Notierungen nicht nachlaufen, sondern in jedem Fall erst einmal abwarten, mit welchen Details Genentech bei der Hauptversammlung der American Society of Clinical Oncology am 31. Mai bis 3. Juni zum Thema Avastin aufwartet. Selbst wenn sich da die neuesten Hoffnungen bestätigen, läßt es die hohe Bewertung fraglich erscheinen, ob ein Einstieg in die Aktie noch lohnt. Und charttechnisch befindet sich die Aktie zwar in einem Aufwärtstrend, aber spätestens bei 58 Dollar wartet auch ein hoher Widerstand.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wider.
Text: @JüB
es grüßt
Krebsmedikament heilt Genentech-Aktie
20. Mai 2003 Biotech-Aktien sind ein heißes Pflaster. Wie heiß, hat sich am Montag an der Wall Street wieder einmal eindrucksvoll gezeigt. Denn da explodierte der Kurs des weltweit zweitgrößten Biotechnologie-Titels Genentech um satte 45 Prozent auf 54,85 Dollar. Das Plus kam dabei wohlgemerkt in einem Umfeld allgemein fallender Notierungen zustande.
Wie so oft im Biotech-Sektor sorgten dabei wieder einmal Testergebnisse für diese gewaltige Kursschwankung. Auslöser war diesmal die Meldung, wonach das Genentech-Krebsmedikament “Avastin“ in der Phase III der klinischen Versuche die Lebenserwartung der Patienten mit Darmkrebs erhöht habe. Das Medikament habe in Kombination mit Chemotherapie die Erwartungen klar übertroffen, sagten Beobachter.
Analysten reagieren mit eiligen Hochstufungen
Für die Anleger war dies das Signal für eine breit angelegte Kaufeuphorie. Insgesamt wechselten 33,7 Millionen Aktien die besitzer, während an einem durchschnittlichen Handelstag sonst nur 2,7 Millionen Aktien von Genentech gehandelt werden. Wie groß der Aufruhr war, zeigt sich auch daran, daß gleich zwölf Broker die Einstufung des Titels anhoben und nur ein Institut das Urteil wegen des starken Kursanstiegs senkte.
In der Tat stellt sich nach dem fulminanten Kursplus die Frage, ob es sich dabei um eine Übertreibung nach oben handelt oder weiteres Kurspotenzial besteht. Unbestritten ist, daß es sich für Genentech um ein Blockbuster-Medikament mit einem enormen Umsatztpotenzial für den Fall handeln würde, daß sich die neusten Testergebnisse bestätigen.
Alleine in Amerika sterben jedenfalls jedes Jahr 57.000 Menschen an Darmkrebs. Analysten halten daher einen Jahresumsatz von bis zu zwei Milliarden Dollar für möglich. Zum Vergleich: Im Vorjahr erzielte Genentech nur einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar. Bereits jetzt wird dieses Potenzial an der Börse aber fürstlich bezahlt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des Vorjahresgewinns beträgt stolze 60 und die Marktkapitalisierung übersteigt den erzielten Umsatz um das 10,7fache.
Bewertung mahnt zu einer gewissen Vorsicht
Wie weit die Aktie bereits vorweg gelaufen ist, zeigt sich auch an der Einschätzung der Analysten von SG Cowen. Hier wurde die Aktie am Vortag zwar von „Market Performer“ auf „Strong Buy“ hochgestuft. Doch als Kursziel wurden gleichzeitig nur 38 Dollar genannt, was deutlich unter dem derzeitigen Niveau liegt.
Anleger sollten daher den Notierungen nicht nachlaufen, sondern in jedem Fall erst einmal abwarten, mit welchen Details Genentech bei der Hauptversammlung der American Society of Clinical Oncology am 31. Mai bis 3. Juni zum Thema Avastin aufwartet. Selbst wenn sich da die neuesten Hoffnungen bestätigen, läßt es die hohe Bewertung fraglich erscheinen, ob ein Einstieg in die Aktie noch lohnt. Und charttechnisch befindet sich die Aktie zwar in einem Aufwärtstrend, aber spätestens bei 58 Dollar wartet auch ein hoher Widerstand.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wider.
Text: @JüB
es grüßt
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