Auch Leo Kirchs größter Kreditgeber, die BayernLB, hat das Vertrauen in die Mediengruppe verloren: Nur der Verkauf von Unternehmensteilen könne Kirch noch retten, warnt der Bank-Chef. Den Fußball-Bundesligaclubs, die von Kirchs Millionen abhängen, verpasst die Gruppe erst einmal eine Beruhigungspille.
München - Zunächst einmal wollte Werner Schmidt, Vorstandschef der Bayerischen Landesbank, eine "gute" Nachricht los werden: Kirch stehe bei der halbstaatlichen BayernLB nicht mit 2,3 Milliarden Euro in der Kreide, wie oft kolportiert. sondern nur mit 1,9 Milliarden. Ein Teil der Summe werde am 30. Juni fällig, man werde diesen Kredit aber nicht verlängern. Für den alternden Patriarchen Kirch sind die Äußerungen ein erneuter Nadelstich. Er muss sich gefallen lassen, dass bislang verschwiegene Gläubiger öffentlich über seine Finanzlage diskutieren - und so versuchen, ihre eigene Haut und ihren Ruf zu retten.
Schmidt betonte denn auch, die Schulden seien "zu banküblichen Usancen" vergeben worden und voll abgesichert. Er rechne fest damit, dass die BayernLB ihr Geld wiedersehen werde. Trotzdem ist der wichtigste Gläubiger des Medienkonzerns alarmiert: Seiner Ansicht nach kann die KirchGruppe ihre akuten Liquiditätsprobleme nur lösen, wenn sich ein ausländischer Investor in Kirchs Firmenreich einkauft oder die Gläubigerbanken eine konzertierte Aktion starten und Kirch dazu zwingen, Teile seines Reiches abzutreten. Die Übertragungsrechte an der Formel 1 könnten zuerst abgestoßen werden. "In der KirchGruppe sind einige Perlen, die international und national auf große Nachfrage stoßen", sagte der Landesbank-Chef.
Schmidt hofft, dass sich die Gläubiger nicht zerstreiten, sondern zueinander finden. "Alles andere wäre Vermögensverschleuderung". Immerhin hat Kirch insgesamt sechs Milliarden Euro Bankschulden bei insgesamt acht Kreditinstituten, sechs davon aus Deutschland. Vorerst gibt sich Schmidt überzeugt, "dass es in den nächsten Wochen zu einer klaren Lösung im Kirch-Imperium kommen wird". Dennoch ist sich Schmidt offenbar nicht ganz sicher, ob die Deutsche Bank bei einer Rettungsaktion mitspielen würde. Vorsichtshalber betonte er, die Frankfurter müssten in jede konzertierte Aktion eingebunden sein. Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte Anfang der Woche Kirch brüskiert, indem er den Medienunternehmer öffentlich für nicht mehr kreditwürdig erklärte.
Der Chef der BayernLB machte sich für eine "nationale Lösung" bei der Rettung Kirchs stark. Die deutsche Medienlandschaft müsse in ihrer jetzigen Form erhalten werden. Der Einstieg eines ausländischen Investors vom Schlage des Australo-Amerikaners Rupert Murdoch sei nur die zweitbeste Lösung. Ähnlich scheint auch im Bundeskanzleramt, bei Konkurrenten wie Bertelsmann und anderen Banken gedacht zu werden. Nach früheren Berichten arbeiten diese Stellen - bislang ohne Kirchs Einverständnis - an einer Auffanglösung für die KirchGruppe, zu der neben dem Filmrechtehändler KirchMedia unter anderem die TV-Sender ProSieben, Sat.1 und Premiere World gehören.
Die KirchGruppe steht vor akuten Zahlungsschwierigkeiten, weil der Axel Springer Verlag eine Put-Option ausüben und Kirch damit zur Zahlung von fast 770 Millionen Euro innerhalb der kommenden drei Monate zwingen will. Kirch, der wiederum 40 Prozent der Springer-Anteile hält, nennt die Option unwirksam und will dagegen klagen. Die Wurzeln für Kirchs Finanzprobleme liegen freilich tiefer. Auch die BayernLB wirft dem Medienriesen vor, er habe sich übernommen. Vor allem bei seinen Geschäftsplänen für das hochdefizitäre Bezahlfernsehen Premiere habe sich Kirch geirrt, sagte Schmidt.
Die BayernLB stand in den vergangenen Wochen wegen ihres Kreditengagements bei Kirch verstärkt unter Druck. Teilweise wurde bei einem Bankrott Kirchs ihr baldiger Zusammenbruch nach dem Vorbild der Berliner Bankgesellschaft prognostiziert - ein Kollaps, der auch den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber, dessen Finanzminister die Kreditlinien der Bank überwacht, in Bedrängnis bringen würde. Schmidt betonte, die Bankenaufsicht habe bestätigt, dass die BayernLB nicht in Kapitalprobleme geraten werde, das habe auch die Bankenaufsicht bestätigt. Die stillen Reserven der Bank überstiegen das Kreditvolumen bei weitem. Schmidt wies Vermutungen zurück, die bayerische Landesregierung habe Einfluss auf die Kreditentscheidungen genommen. "Die vielen Falschmeldungen sind geschäftsschädigend", sagte er lediglich. Im vergangenen Jahr hat die BayernLB ihre Risikovorsorge mit 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, wohl vor allem als Absicherung gegen eine Zahlungsunfähigkeit Kirchs.
Dem Medienunternehmer drohen derweil im April noch größere Finanzprobleme: Die Dresdner Bank will nach Informationen des "Wall Street Journal Europe" ("WSJE") die Frist für die Rückzahlung eines von ihr gewährten Darlehens in Höhe von 460 Millionen Euro nicht verlängern. Die Bank hatte Kirch bereits im Januar einen Zahlungsaufschub von vier Monaten gewährt und sei nicht bereit, diese Frist erneut zu verhandeln.
Für den Kredit hat Kirch laut "WSJE" seinen Anteil von 25 Prozent an der spanischen TV-Gesellschaft Telecinco als Sicherheit gegeben. Analysten schätzen den Wert der Beteiligung auf 900 Millionen Euro. Kirch habe bereits versucht, einen Käufer für diesen Anteil zu finden, schrieb die Zeitung.
Der für Sportrechte zuständige Kirch-Manager Alexander Liegl bemüht sich derweil, die Fußball-Bundesligavereine zu beruhigen: Bis zum Jahr 2004 brauche sich die Bundesliga um ihre TV-Millionen keine Sorgen zu machen, sagte Liegl bei einer Präsentation der WM-Übertragungen: "Ich stehe in engem Kontakt mit Wilfried Straub, dem Direktor der Liga. Er weiß, dass in der KirchGruppe an einigen Stellen geschraubt wird, aber nicht an unserem Bundesliga-Vertrag. Wir sind langjährige Partner, und wir werden diesen Vertrag erfüllen!" Die KirchGruppe zahlt bis 2004 jährlich 750 Millionen Mark an die Profiklubs für die Vermarktung der TV-Rechte im Free- und Pay-TV. In vielen Vereinen vor allem der 2. Liga machen die Kirch-Zahlungen mehr als die Hälfte des Budgets aus. Dem Weltfußballverband Fifa teilte letzte Woche mit, Kirch habe alle Rechnungen pünktlich bezahlt.
München - Zunächst einmal wollte Werner Schmidt, Vorstandschef der Bayerischen Landesbank, eine "gute" Nachricht los werden: Kirch stehe bei der halbstaatlichen BayernLB nicht mit 2,3 Milliarden Euro in der Kreide, wie oft kolportiert. sondern nur mit 1,9 Milliarden. Ein Teil der Summe werde am 30. Juni fällig, man werde diesen Kredit aber nicht verlängern. Für den alternden Patriarchen Kirch sind die Äußerungen ein erneuter Nadelstich. Er muss sich gefallen lassen, dass bislang verschwiegene Gläubiger öffentlich über seine Finanzlage diskutieren - und so versuchen, ihre eigene Haut und ihren Ruf zu retten.
Schmidt betonte denn auch, die Schulden seien "zu banküblichen Usancen" vergeben worden und voll abgesichert. Er rechne fest damit, dass die BayernLB ihr Geld wiedersehen werde. Trotzdem ist der wichtigste Gläubiger des Medienkonzerns alarmiert: Seiner Ansicht nach kann die KirchGruppe ihre akuten Liquiditätsprobleme nur lösen, wenn sich ein ausländischer Investor in Kirchs Firmenreich einkauft oder die Gläubigerbanken eine konzertierte Aktion starten und Kirch dazu zwingen, Teile seines Reiches abzutreten. Die Übertragungsrechte an der Formel 1 könnten zuerst abgestoßen werden. "In der KirchGruppe sind einige Perlen, die international und national auf große Nachfrage stoßen", sagte der Landesbank-Chef.
Schmidt hofft, dass sich die Gläubiger nicht zerstreiten, sondern zueinander finden. "Alles andere wäre Vermögensverschleuderung". Immerhin hat Kirch insgesamt sechs Milliarden Euro Bankschulden bei insgesamt acht Kreditinstituten, sechs davon aus Deutschland. Vorerst gibt sich Schmidt überzeugt, "dass es in den nächsten Wochen zu einer klaren Lösung im Kirch-Imperium kommen wird". Dennoch ist sich Schmidt offenbar nicht ganz sicher, ob die Deutsche Bank bei einer Rettungsaktion mitspielen würde. Vorsichtshalber betonte er, die Frankfurter müssten in jede konzertierte Aktion eingebunden sein. Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte Anfang der Woche Kirch brüskiert, indem er den Medienunternehmer öffentlich für nicht mehr kreditwürdig erklärte.
Der Chef der BayernLB machte sich für eine "nationale Lösung" bei der Rettung Kirchs stark. Die deutsche Medienlandschaft müsse in ihrer jetzigen Form erhalten werden. Der Einstieg eines ausländischen Investors vom Schlage des Australo-Amerikaners Rupert Murdoch sei nur die zweitbeste Lösung. Ähnlich scheint auch im Bundeskanzleramt, bei Konkurrenten wie Bertelsmann und anderen Banken gedacht zu werden. Nach früheren Berichten arbeiten diese Stellen - bislang ohne Kirchs Einverständnis - an einer Auffanglösung für die KirchGruppe, zu der neben dem Filmrechtehändler KirchMedia unter anderem die TV-Sender ProSieben, Sat.1 und Premiere World gehören.
Die KirchGruppe steht vor akuten Zahlungsschwierigkeiten, weil der Axel Springer Verlag eine Put-Option ausüben und Kirch damit zur Zahlung von fast 770 Millionen Euro innerhalb der kommenden drei Monate zwingen will. Kirch, der wiederum 40 Prozent der Springer-Anteile hält, nennt die Option unwirksam und will dagegen klagen. Die Wurzeln für Kirchs Finanzprobleme liegen freilich tiefer. Auch die BayernLB wirft dem Medienriesen vor, er habe sich übernommen. Vor allem bei seinen Geschäftsplänen für das hochdefizitäre Bezahlfernsehen Premiere habe sich Kirch geirrt, sagte Schmidt.
Die BayernLB stand in den vergangenen Wochen wegen ihres Kreditengagements bei Kirch verstärkt unter Druck. Teilweise wurde bei einem Bankrott Kirchs ihr baldiger Zusammenbruch nach dem Vorbild der Berliner Bankgesellschaft prognostiziert - ein Kollaps, der auch den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber, dessen Finanzminister die Kreditlinien der Bank überwacht, in Bedrängnis bringen würde. Schmidt betonte, die Bankenaufsicht habe bestätigt, dass die BayernLB nicht in Kapitalprobleme geraten werde, das habe auch die Bankenaufsicht bestätigt. Die stillen Reserven der Bank überstiegen das Kreditvolumen bei weitem. Schmidt wies Vermutungen zurück, die bayerische Landesregierung habe Einfluss auf die Kreditentscheidungen genommen. "Die vielen Falschmeldungen sind geschäftsschädigend", sagte er lediglich. Im vergangenen Jahr hat die BayernLB ihre Risikovorsorge mit 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, wohl vor allem als Absicherung gegen eine Zahlungsunfähigkeit Kirchs.
Dem Medienunternehmer drohen derweil im April noch größere Finanzprobleme: Die Dresdner Bank will nach Informationen des "Wall Street Journal Europe" ("WSJE") die Frist für die Rückzahlung eines von ihr gewährten Darlehens in Höhe von 460 Millionen Euro nicht verlängern. Die Bank hatte Kirch bereits im Januar einen Zahlungsaufschub von vier Monaten gewährt und sei nicht bereit, diese Frist erneut zu verhandeln.
Für den Kredit hat Kirch laut "WSJE" seinen Anteil von 25 Prozent an der spanischen TV-Gesellschaft Telecinco als Sicherheit gegeben. Analysten schätzen den Wert der Beteiligung auf 900 Millionen Euro. Kirch habe bereits versucht, einen Käufer für diesen Anteil zu finden, schrieb die Zeitung.
Der für Sportrechte zuständige Kirch-Manager Alexander Liegl bemüht sich derweil, die Fußball-Bundesligavereine zu beruhigen: Bis zum Jahr 2004 brauche sich die Bundesliga um ihre TV-Millionen keine Sorgen zu machen, sagte Liegl bei einer Präsentation der WM-Übertragungen: "Ich stehe in engem Kontakt mit Wilfried Straub, dem Direktor der Liga. Er weiß, dass in der KirchGruppe an einigen Stellen geschraubt wird, aber nicht an unserem Bundesliga-Vertrag. Wir sind langjährige Partner, und wir werden diesen Vertrag erfüllen!" Die KirchGruppe zahlt bis 2004 jährlich 750 Millionen Mark an die Profiklubs für die Vermarktung der TV-Rechte im Free- und Pay-TV. In vielen Vereinen vor allem der 2. Liga machen die Kirch-Zahlungen mehr als die Hälfte des Budgets aus. Dem Weltfußballverband Fifa teilte letzte Woche mit, Kirch habe alle Rechnungen pünktlich bezahlt.