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Streit um Atomprogramm
Uno-Ultimatum lässt Iran kalt
Die Vereinten Nationen haben Iran 30 Tage Zeit gegeben, um seine Urananreicherung zu stoppen. Doch das Ultimatum des Sicherheitsrates beeindruckt die Regierung in Teheran nicht. Ihr Uno-Botschafter warnte vor Druck auf den Mullah-Staat.
New York - "Wir sind allergisch gegen Druck und Einschüchterung und reagieren nicht gut darauf", sagte Irans Uno-Botschafter Javad Zarif in New York. Teheran werde die Erklärung des Sicherheitsrates prüfen und "angemessen darauf reagieren".
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APUno-Botschafter Zarif: "Angemessen reagieren" |
Zarif warf dem Sicherheitsrat vor, mit zweierlei Maß zu messen. So sei noch niemals das offensichtliche Atom-Arsenal Israels inspiziert worden. "Iran hat in den vergangenen 250 Jahren gegen kein Land Krieg geführt. (...) Iran hat kein Land bedroht. Iran besitzt keine Atomwaffen noch beabsichtigt er, welche zu besitzen. Keine dieser Aussagen kann man über Israel machen."
Der Sicherheitsrat hatte Iran in einer gestern einstimmig verabschiedeten Erklärung 30 Tage Zeit gegeben, seine Aktivitäten zur Urananreicherung vollständig einzustellen. In dem Papier machen Frankreich, Großbritannien und die USA bei der Schärfe der Formulierung deutliche Zugeständnisse an die anderen beiden Veto-Mächte im Sicherheitsrat, Russland und China. Sanktionen wurden zunächst nicht angekündigt.
Der Chef der Uno-Atomenergiebehörde IAEA, Mohamed El-Baradei, ist nun aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen einen Bericht darüber vorzulegen, ob Iran der Aufforderung folgt.
US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte nach der Einigung, Iran sei nun "isolierter denn je". Teherans Bemühungen, sein "Atomprogramm zu verstecken und seinen internationalen Verpflichtungen zu entgehen, sind inakzeptabel". Die Erklärung des Sicherheitsrats zeige, dass die internationale Gemeinschaft in der Sorge angesichts des iranischen Atomprogramms einig sei. Sie erwarte von Teheran, dass es seine Aktivitäten zur Urananreicherung einstelle und an den Verhandlungstisch zurückkehre.
als/AFP/Reuters
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