Insiderhandel an der Wall Street nimmt zu

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Insiderhandel an der Wall Street nimmt zu

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In den vergangenen Wochen haben an der Wall Street einige hochkarätige Fälle von vermutetem Insiderhandel für Aufsehen gesorgt.

Während es sich bei Insidergeschäften im Vorfeld der Übernahme des Sportartikelherstellers Reebok durch Adidas-Salomon womöglich um einen Einzelfall handelt, tritt bei anderen Fällen eine methodischere Gewinnung von illegalen Informationen zutage.

So haben nach Darstellung der Börsenaufsicht SEC Wertpapierhändler von großen Banken über einen längeren Zeitraum interne Informationen über große Aktienaufträge nach außen geleitet. In einem anderen Fall sollen Hedge-Fonds Ärzte für geheime Informationen über klinische Tests von neuen Medikamenten bezahlt haben.

Bei Reebok und Daimler-Chrysler wird geprüft

Insidergeschäfte - also Wertpapiergeschäfte, die aufgrund nicht öffentlich zugänglicher Informationen getätigt werden - sind strafbar. Dennoch scheint die Versuchung selbst bei den Personen groß zu sein, die es eigentlich besser wissen müßten.

Im Falle Reebok steht ein ehemaliger Wertpapierhändler aus New York im Zentrum des Verdachts. Die SEC ermittelt gegen den Broker und sieben weitere Personen, die vor der am 3. August angekündigten Übernahme von Reebok durch den deutschen Konkurrenten Adidas Aktienoptionen und Aktien gekauft haben. Die SEC wirft ihnen vor, mit verbotenen Insidergeschäften über sechs Millionen Dollar verdient zu haben.

Der Aktienkurs von Reebok war nach der Bekanntgabe der Übernahme um über 30 Prozent gestiegen. In Deutschland prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) einen möglichen Insiderhandel vor der Ankündigung des Rücktritts von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp. Die am 28. Juli bekanntgegebene Entscheidung hatte den Aktienkurs des Autokonzerns beflügelt.

Broker und Day-Trader arbeiten zusammen

In der vergangenen Woche hat die SEC vier ehemalige Wertpapier-Broker großer Investmentbanken und einen sogenannten Tageshändler wegen der unrechtmäßigen Nutzung interner Informationen verklagt. Tageshändler oder Day-Trader sind Wertpapierhändler, die auf extrem kurzfristige Kursbewegungen wetten.

Die Broker, die bei Merrill Lynch, der Citigroup und Lehman Brothers beschäftigt waren, hatten der SEC zufolge Tageshändler von zwei Firmen bei der internen Kommunikation ihrer Handelsabteilungen mithören lassen. Informationen über große institutionelle Aktienaufträge werden in Banken intern über Lautsprecher-Telefonanlagen mitgeteilt. Die Broker legten ein anderes Telefon daneben, so daß die Day-Trader mithören konnten.

Da große Aktienaufträge den Kurs bewegen, konnten sich die Tageshändler vorher mit den entsprechenden Papieren eindecken und den Gewinn einstreichen, wenn danach die große Order der Investmentbanken den Kurs in die Höhe trieb. Insgesamt sollen die beteiligten Day-Trader damit zwischen Februar 2002 und September 2003 rund 650.000 Dollar verdient haben.

Ärzte geben Informationen weiter

Die SEC geht zudem seit kurzem dem Verdacht nach, daß Ärzte gegen Bezahlung vertrauliche Informationen über klinische Tests von Medikamenten an Analysten von Banken und Hedge-Fonds weitergegeben haben.

Die Behörde reagiert damit auf einen Bericht der „Seattle Times”, die von 26 Fällen berichtet hatte. Entscheidungen der Gesundheitsbehörde FDA über die Zulassung eines neuen Medikaments kann Aktienkurse der betroffenen Pharmaunternehmen stark bewegen.

Das gilt insbesondere für kleine Biotechnologie-Firmen, die häufig nur ein einziges Medikament entwickeln. Ein Insiderskandal um die Biotechnologie-Firma Imclone Ende 2001 hatte zu einem Kooperationsabkommen zwischen der SEC und der FDA geführt, um den Informationsaustausch zu fördern.

Firmen zahlen gut für Pharma-Geheimnisse

Dem Bericht der „Seattle Times” zufolge haben Ärzte bis zu 500 Dollar pro Stunde erhalten, um Investoren über den voraussichtlichen Erfolg und die Vermarktungschancen eines Medikaments zu informieren.

Nach Angaben der Fachzeitung „Journal of the American Medical Association” akzeptieren rund 10 Prozent der 700.000 Ärzte in den Vereinigten Staaten Geld als Berater für Investmentfirmen. Ärzte nehmen häufig an Tests von Pharma- oder Biotechnologieunternehmen teil.

Insbesondere spekulative Hedge-Fonds gelten als gierig nach solchen Informationen, da sie flexibel und schnell auf Preisschwankungen reagieren können. Nach Angaben der „Seattle Times” ist es in der Branche nichts Ungewöhnliches mehr, für den Verkauf von Pharma-Geheimnissen zu zahlen. „Jeder macht das, es ist gewöhnliche Praxis”, sagte der Vorstandschef der kalifornischen Biotechnologiefirma Valentis, Ben McGraw. McGraw dürfte wissen, wovon er spricht. Er war früher Analyst an der Wall Street.


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