Heard in New York am Montag

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zit1:

Heard in New York am Montag

 
05.02.02 10:21
In den deutschen Kino’s gab es früher immer eine Reklame für Langnese Eiskreme. Dazu wurde der Song : „Like ice in the sunshine, I’m melting away, on this sunny day,.....“ gespielt. Sonnig war es in New York am Montag auch, obwohl wir nur ca. 6 Grad im Schatten hatten. Trotzdem schmolzen die Kurse an der Wall Street dahin, als wäre obiger Song von allen Marktteilnehmern gleichzeitig angestimmt worden.


Sollte die alte amerikanische (Bauern) Football-Regel recht behalten haben? In Jahren in denen das Team der AFL (American Football League) den Superbowl (Ligaendspiel) gewinnt geht der Markt nach unten, in Jahren in denen das Team der NFL (National Football League) gewinnt, geht der Markt nach oben. So gewannen am Sonntag Abend die „Underdogs“, die New England Patriots aus Boston gegen die St. Louis Rams. Das AFL Team gewann. Ist der Markt also abergläubisch?



Eine andere Begründung ist, dass sich die Verluste am Montagmittag auf Grund weiterer Bilanzunregelmäßigkeiten ausgeweitet haben und zu einer sehr schwachen Gesamttendenz geführt haben, und das, obwohl Goldman Sachs den Halbleitersektor auf "Übergewichten" von "Marktneutral" hochgestuft hat. Enthüllungen bei Unternehmen wie Williams und Tyco haben den Markt ein bisschen ins Trudeln gebracht. Ohne frische Wirtschaftsdaten, war der US-Aktienmarkt sich selber überlassen. Ängste über weitere Enron-Skandale wurden erneut geschürt, nachdem der ehemalige CEO der Pleitefirma seine Bereitschaft, über den Konkurs der Firma vor einem Untersuchungsausschuss des Senates auszusagen, zurückzog. Der Senat will Kenneth Lay nun per gerichtlicher Anordnung vor den Ausschuss zitieren. Sollte dieser in Person erscheinen und nicht nur durch einen Rechtsanwalt vertreten werden, ist davon auszugehen, dass seine Standartantwort lauten wird : „Mit Respekt vor dem Senatskommitee berufe ich mich auf den fünften Zusatz der US-Verfassung“. Dieser besagt, dass man keine Aussagen machen muss, wenn es sein könnte, dass man sich dadurch selber belasten würde. „Taking the fifth“ heist das hier.


Fast ausnahmslos hegten die Investoren Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Unternehmen. Bis die Sorgen über die Gewinnsituation bei den Unternehmen nachlassen, dürfte der Markt angeschlagen und fragil bleiben. Unter den Befürchtungen über weitere bilanzielle Unregelmäßigkeiten leiden besonders Enterasys Networks (ETS: WKN 762530), die um $ 6.60 auf $ 4.20 einbrechen. Das Unternehmen hat die Vorlage seiner neusten Quartalszahlen verschoben und mitgeteilt, dass es eine Untersuchung seitens der Börsenaufsicht SEC gebe und dass drei Mitarbeiter auf Grund bilanzieller Ungereimtheiten entlassen worden seien.


Die Finanzen des US-Mischkonzerns Tyco (TYC: WKN 907902) International Ltd. belasten einmal mehr die Gemüter der Investoren. Der Konzern hat in den vergangenen drei Jahren insgesamt rund 8 Mrd.$ für mehr als 700 Übernahmen ausgegeben, ohne dies öffentlich zu machen. Darüber hinaus kündigte Tyco am Montag an, dass es Verbindlichkeiten in Höhe von 4,5 Mrd.$ zurückkaufen wird. Der Konzern stellt unterschiedlichste Produkte von Alarmanlagen bis zu Mülltüten her und erscheint daher Investoren als unübersichtlich. Der Vorstandsvorsitzende Dennis Kozlowski Tyco hatte vor zwei Wochen auf die Sorgen der Anleger reagiert und eine Aufspaltung des Konzerns in vier Geschäftsbereiche angekündigt. Damit wollte er mehr Transparenz schaffen und dem schwachen Aktienkurs auf die Sprünge helfen. Er hoffte, dass die Anleger das honorieren. Doch die Anleger sind in der jüngsten Zeit durch immer neue Nachrichten des Konzerns verunsichert. In der vergangenen Woche teilte der Konzern seinen Investoren mit, dass er allein im September 2001 endenden Geschäftsjahr 4,19 Mrd.$ für 350 nicht bekannt gegebene Übernahmen ausgegeben hat. Außerdem hat der Konzern insgesamt 400 Zukäufe für 3,8 Mrd.$ in den zwei vorangegangenen Jahren nicht einzeln aufgeführt. Um die kurzfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von 4,5 Mrd.$ zurückzukaufen, muss Tyco neue Kredite zu schlechteren Konditionen aufnehmen. Die Entscheidung wird den Gewinn des Unternehmens im laufenden Geschäftsjahr um 2 Cents je Aktie schmälern. Selbst Investoren, die Tyco lange verteidigt haben scheinen das Vertrauen in den Konzern zu verlieren. Die Aktie brach am Montag um $ 5.73 auf $ 29.90 deutlich ein.

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