So scheußlich waren die Achtziger wirklich
Von Frank Patalong
Jetzt kommt sogar Vokuhila zurück! Die Popkultur vergangener Tage feiert immer wieder Wiederauferstehung - warum nur? Von scheußlicher Mode über dumme Videos haben gerade die Achtziger massenhaft Entgleisungen zu bieten, die wir zum Glück hinter uns haben. Wer das nicht glaubt, sollte zeitreisen - per Web.

Es gibt Maschinen, die wandeln VHS-Videos in digitale Filme um, speichern sie auf Platte oder brennen sie auf CD. Es gibt Gelegenheiten, da fragt man sich, ob das wirklich gut ist. Denn es gibt ja auch YouTube, und so kommen wir völlig schuldlos wieder in den Genuss von Dingen, die sich zum Glück schon vor Jahrzehnten versendet hatten.


Was man in den Achtzigern so Haartracht nannte: Das Hairweb dokumentiert auf einer eigenen Sonderseite den Sündenfall des Vokuhila
Für uns Ältere, die die Siebziger und Achtziger wirklich bewusst erlebt haben (die Jüngeren haben dagegen so viele Revival-Wellen erlebt, dass sie nur glauben, selbst dabei gewesen zu sein); die noch irgendwo Fotos verstecken, die beweisen, dass auch wir einst Schnauzbart, Netzhemd und Ultraeng-Jeans zu Klotschen oder Stiefeletten und Extralang-Matte trugen; schlimmer noch: wenig später abenteuerlich bedruckte Sweatshirts in Neonfarben zum wenig dezent gefärbten Vokuhila; für uns Ältere scheint keine Verjährungsfrist zu gelten. Jeder Handtaschendieb, Steuerhinterzieher und Trickbetrüger darf darauf hoffen, dass seine Sünden irgendwann getilgt und vergessen werden. Nur Abba (die Musik der jetzigen Großmütter-Generation, weil klar der Mitte der Siebziger zuzuordnen), Kajagoogoo, Boy George, Flock of Seagulls und Co. verjähren offenbar nie.
Denn es gibt auch massenhaft junge Leute, die halten für cool, was immer schon fürchterlich war. Ganze Branchen leben davon, legen Uralt-Kamellen immer wieder auf, servieren uns in Retro-, Nostalgie- und Revival-Wellen abgeschmackte Ehemals-Sternchen, die in Rückschau zu Stars veredelt werden. Und plötzlich wird zum Hit, was früher schon ein Grund war, das Radio abzudrehen.
Kombiniert man solche traumatisierenden Erlebnisse noch mit dem Blick zurück, wird die Sache völlig unerträglich. Doofe Frisuren, lächerliche Kleidung und ein schrillbunter Trash-Stil, bei dem man nur noch weglaufen möchte, werden da als kultig zitiert. Keine modische Verfehlung, die nicht irgendwann eine Neuauflage erleben würde.
Von Wien aus erobern seit letztem Jahr etwa die "Krocha" die Jugendkultur. Darunter versteht man Youngster im Trash-Chic, gerne per Selbstbräuner zum Seh-ich-nicht-glänzend-aus? getunt, kopfseitig geschmückt mit dem unsäglichen Vokuhila-Schnitt, der in den Großstädten auch außerhalb des Klappe-sonst-gibts-auf-Schnauze-Prekariats wieder ein fröhliches Revival feiert.
Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir wieder Rudel tätowierter Flokatiteppiche miteinander grölen hören:
Als Entschuldigung für das oben zu sehende Machwerk lässt sich immerhin noch anführen, dass die böse Tat aus guter Absicht geschah: "Metal Aid" war eine der zahllosen Live-Aid-Imitationen. Sie alle basierten auf dem Grundgedanken, zu ihrer Zeit mehr oder minder bekannte Popstars und Sternchen gemeinsam ein ansonsten schrecklich langweiliges Liedchen brüllen zu lassen. Und zwar immer dasselbe, nur mit neuem Text: Die klangen tatsächlich alle gleich, brachten aber Spendengelder zusammen.