Börsenneuling Funkwerk funkt aus Autos und Zügen - Übernahme geplant
KÖLLEDA (dpa-AFX) - Das ländliche Flair täuscht: Die Funkwerk AG mit Sitz zwischen abgeernteten Getreidefeldern in einem Gewerbegebiet der Kleinstadt Kölleda tickt im Börsentakt. Die Lage am Kapitalmarkt ist in der Thüringer Zentrale des Herstellers von Mobilfunktechnik für Autos und Bahn immer präsent. Auf einem Laufband im Foyer blinkt rot der aktuelle Aktienkurs. Seit etwa zehn Monaten ist das 1992 gegründete Unternehmen am Neuen Markt gelistet. Damit ist Funkwerk ein Spätstarter unter den knapp 30 Börsen-Gesellschaften im Osten.
Das Debüt wurde gewagt, als der Neue Markt schon in der Krise steckte. "Trotz der schwierigen Situation konnten sich die Papiere lange dem Abwärtstrend entziehen", findet ein Analyst. Nun hat sich der Höchstkurs, der im Mai 2001 bei 41,80 Euro stand, halbiert. Finanzvorstand Herbert Meyer bleibt optimistisch - zumindest was die Geschäftsentwicklung der seit Jahren profitablen Firma mit 340 Beschäftigten in Kölleda und im brandenburgischen Dabendorf angeht.
Während andere "Wachstumsunternehmen" den Rückwärtsgang einlegten, hat Meyer die Prognosen für 2001 angehoben. Der Umsatz 2001 soll nicht 47,6 Mio., sondern 53,1 Mio. Euro (103,8 Mio DM) betragen. Zum Vorjahr wäre das ein Plus von fast 40 Prozent. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern peilt das Unternehmen 6,0 Mio. Euro und damit rund 54 Prozent mehr als im Vorjahr an. Für die Zeit bis 2003 sind bei Umsatz und Ertrag Zuwachsraten zwischen 22 und 42 Prozent geplant.
Seine Zuversicht begründet er mit den Märkten von Funkwerk: Freisprechanlagen für Handys sowie Sende- und Empfangsverstärker für die Automobilindustrie und der neue digitale Mobilfunkstandard, auf den sich 32 europäische Bahngesellschaften verständigt haben. Von Kritikern, die bei Freisprechanlagen einen vorübergehenden Boom nach dem Handyverbot im Auto sehen und bei Zugfunktechnik große Wettbewerber wie Siemens ins Feld führen, lässt sich der 57-Jährige nicht Bange machen.
"Wir fühlen uns mit unseren zwei Standbeinen ganz wohl", sagt der gebürtige Sachse, den es nach Zwischenstationen in Österreich und der Schweiz 1992 in den Osten zog. "Mobilfunkanlagen werden in Zukunft zur Serienausstattung von Autos gehören. Diese Chance übersteigt den Sondereffekt durch Nachrüstungen in diesem Jahr um ein Vielfaches."
Erster Kunde ist der DaimlerChrysler (Frankfurt: 710000.F - Nachrichten)-Konzern, der die Anlagen ab Werk in seine Nutzfahrzeuge einbaut. Beim Zugfunk sieht Meyer Funkwerk mit einem 50 Mio.-Euro-Auftrag der Deutschen Bahn für 5000 Terminals in guter Position. "Wir haben gegenüber anderen Anbietern einen Entwicklungsvorsprung und den Nachweis, die Technik funktioniert."
Vom allgegenwärtigen Konjunkturpessimismus lässt sich der Börsenneuling nicht anstecken. Teile des Geldes aus dem Aktienverkauf - "unsere Kriegskasse ist gut gefüllt" - sollen in den kommenden Wochen ausgegeben werden.
Funkwerk stehe mit einem "deutschen Unternehmen in intensiven Verhandlungen". Mit der Übernahme soll als drittes Geschäftsfeld Technik für private Mobilfunknetze hinzukommen. Betreiber solcher Netze sind Großunternehmen, Krankenhäuser oder Justizanstalten. "Der Umsatz wird mit rund 26 Mio. Euro eine ähnliche Größe wie unsere beiden anderen Bereiche haben". Die Mitarbeiterzahl könnte sich bereits 2002 auf 600 fast verdoppeln. Veränderung deutet sich auch auf den umliegenden Getreidefeldern an. Ein großen Acker hinter dem Funkwerk-Gelände gilt als aussichtsreicher Standort für ein Motorenwerk von DaimlerChrysler und Mitsubishi.--Von Simone Rothe, dpa--/DP/fn
Quelle: onvista.de, 17.09.2001
Ich gebe zu, der Beitrag ist nicht gerade von fundamental wichtigen News geprägt. Allerdings halte ich die geplante Übernahme innerhalb der nächsten Wochen für das drittes Geschäftsfeld "Technik für private Mobilfunknetze" als strategisch wichtiges und richtungsweisendes Indiz. Leider ist bei der Umsatzprognose von 26 Mio.€ keine Angabe über Art der Grösse gemacht. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um den geplanten Jahresumsatz handelt und das wäre eine beträchtliche Grösse, da sich mit der Ausweitung des Produktportfolios auch die Stabilität des Wachstums wesentlich festigt und die Einhaltung der Planvorgaben (anhaltendem zweistelligen Wachstum) immer problemloser erreicht werden kann.
Im bisherigen Geschäftsmodell war dies durch die unterschiedliche zyklische Entwicklung der beiden Marktsegmente
Professioneller und Kommerzieller Mobilfunk" zwar schon so gut wie garantiert, aber ein erneutes "drittes Standbein" unterstreicht dies wesentlich.
Es bleibt letzlich festzuhalten,
Geschäftsverlauf weit über Plan und die Phantasie für einen wesentlich besseren Verlauf wird zunehmend grösser!Weniger erfreulich ist allerdings der Kursverlauf der letzten Wochen zu sehen, auch wenn man die Abschläge von 22€ bis auf zeitweise unter 16€
nur im Zusammenhang des erschreckenden Terroranschlags und der Reaktion des Marktes sehen muss.
Allerdings ist der Kursverlauf innerhalb der letzten beiden Tage sehr erfreulich, aber auch nicht überzubewerten, da man die folgenden Reaktionen auf eine erneute Eskalation der Lage kaum absehen kann. Die hohen Kursabschläge sind vorallem darauf zurückzuführen, dass Funkwerk ein sehr enger Markttitel ist und somit bei einigen schwachen Händen sehr schnell unter Druck geraten kann. Hierbei sollte man hervorheben, das die Entwicklungen im Marktumfeld keine wesentlichen Einflüsse auf den weiteren Geschäftsverlauf haben dürften.
Sehr positiv ist auch der erste Auftrag für die Serienausstattung der Anlagen Funkwerks bei DaimlerChrysler in seine Nutzfahrzeuge hervorzuheben. Auch wenn es sich dabei erst um einen Fahrzeugtyp handelt, würde ich dies als Probelauf interpretieren, dem weitere Aufträge folgen könnten.
Langfristig ist Funkwerk beim derzeitigen Kursniveau ein klares "strong buy", auch wenn man kurzfristige Kursrückschläge hinsichtlich Marktumfeld einkalkulieren sollte. Ich sehe in der Kursentwicklung der letzten Tage aber auch einige positive Tendenzen. Letzlich waren die Volumen bei stark sinkenden Kursen sehr gering und der Verkaufsdruck auf derzeitigen Niveau ist minimal. (schwache Hände) Wer sich die Geld-Brief Verhältnisse anschaut, sollte erkennen, das ein stärkerer Kursanstieg bei positiven Marktumfeld vorprogrammiert ist.
Sollte der Kurs wieder nachhaltig über 25€-27€ laufen, ist dies m.E. als klares langfristiges Kaufsignal zu interpretieren.
MfG Make
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