Die Deutsche-Bank-Fondsgesellschaft DWS will in das wachsende Geschäft mit Anlagezertifikaten einsteigen. „Wir bieten im Moment noch keine Optionsscheine und Zertifikate an, aber wir haben entsprechende Pläne”, wird Günter Graw, bei der DWS für das Geschäft mit strukturierten Produkten verantwortlich, in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift „Structured Products” zitiert.
Bei einer Kombination der Investmentbankexpertise im Aktienderivatehandel mit den Kenntnissen eines Vermögensverwalters in der Aktienauswahl wäre es plausibel, Investmentzertifikate anzubieten, heißt es weiter. Die Vorstellung sei, die Barrieren zwischen Vermögensverwaltung (Asset Management) und Investmentbankgeschäft zu beseitigen.
Neue Qualität: DWS legt eigene Zertifikate auf
Mit diesen Aussagen endet eine monatelange Ungewißheit, welche Strategie die DWS mit der Abwerbung der Zertifikatespezialisten von ABN Amro in Deutschland unter der Führung von Stephan Kunze verfolgt. Der Einstieg in das Zertifikategeschäft war nicht zwangsläufig mit dieser Personalie verbunden, zumal innerhalb des Deutsche-Bank-Konzerns mit dem Bereich X-Markets schon ein etablierter Zertifikateanbieter existiert. Als Einsatzmöglichkeit von Kunze wurde im Vorfeld zunächst über Fonds spekuliert, die derivative Instrumente nutzen, wie das beispielsweise schon bei Garantiefonds der Fall ist. Daß die DWS gleichzeitig eigene Zertifikate auflegen will, ist eine neue Qualität und in der Branche bislang einmalig.
Mit Informationen über ihre Pläne mit Kunze und seiner Mannschaft war die Gesellschaft nach der Verkündung des Wechsels Anfang Juli sehr sparsam umgegangen. Erst im Oktober wolle man sich äußern, wenn Kunze tatsächlich im Hause sei, hieß es. Auch die Aussagen von Graw gegenüber der englischsprachigen Spezialzeitschrift sollen nur als Hintergrundinformation gedacht gewesen sein.
Hausinterner Wettbewerb
Mit den bekanntgewordenen Plänen bekommt der hausinterne Wettbewerb zwischen DWS und X-Markets eine neue Qualität. Der Bereich X-Markets gehört zur Investmentbank innerhalb der Deutschen Bank. Ihm fällt vor allem die Aufgabe zu, Investmentbanking-Produkte für Privatanleger aufzubereiten. Allerdings verkauft der Bereich neben Zertifikaten, wo er Marktführer in Deutschland ist, zunehmend auch Fonds unter der Marke DB Platinum. Inzwischen sollen in diesen Fonds etwa 8 Milliarden Euro liegen.
Damit befindet sich X-Markets schon jetzt in direkter Konkurrenz zur DWS, die in ihren Fonds derzeit 105 Milliarden Euro verwaltet. Für die Fondsgesellschaft wiederum wären Zertifikate eine Möglichkeit, der hausinternen Konkurrenz Paroli zu bieten. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß mit Kevin Parker der einstige Chef von X-Markets seit knapp einem Jahr Chef der Vermögensverwaltungssparte in der Deutschen Bank ist, der wiederum die DWS zugeordnet wird.
Marktvolumen wächst
Der geplante Schritt der größten deutschen Publikumsfondsgesellschaft scheint auch zu signalisieren, daß die Fondsanbieter offenbar gewillt sind, Frieden mit den Zertifikaten zu schließen. Noch vor einem Jahr rügte der Fondsbranchenverband BVI, dessen Vorstandssprecher DWS-Chef Axel Benkner ist, die Intransparenz von Zertifikaten. „Die Komplexität der meisten Produkte dieses Marktes überfordern Privatanleger deutlich”, hieß es damals.
Trotz aller Anlegerschutzbedenken wächst das Marktvolumen für Zertifikate jedoch weiterhin stürmisch. Das investierte Vermögen dürfte sich inzwischen auf 60 bis 65 Milliarden Euro belaufen, schätzt das Derivate-Forum, in dem fünf der größten Anbieter zusammengeschlossen sind.
Text: sfu., F.A.Z., 29.09.2005, Nr. 227 / Seite 21
Bei einer Kombination der Investmentbankexpertise im Aktienderivatehandel mit den Kenntnissen eines Vermögensverwalters in der Aktienauswahl wäre es plausibel, Investmentzertifikate anzubieten, heißt es weiter. Die Vorstellung sei, die Barrieren zwischen Vermögensverwaltung (Asset Management) und Investmentbankgeschäft zu beseitigen.
Neue Qualität: DWS legt eigene Zertifikate auf
Mit diesen Aussagen endet eine monatelange Ungewißheit, welche Strategie die DWS mit der Abwerbung der Zertifikatespezialisten von ABN Amro in Deutschland unter der Führung von Stephan Kunze verfolgt. Der Einstieg in das Zertifikategeschäft war nicht zwangsläufig mit dieser Personalie verbunden, zumal innerhalb des Deutsche-Bank-Konzerns mit dem Bereich X-Markets schon ein etablierter Zertifikateanbieter existiert. Als Einsatzmöglichkeit von Kunze wurde im Vorfeld zunächst über Fonds spekuliert, die derivative Instrumente nutzen, wie das beispielsweise schon bei Garantiefonds der Fall ist. Daß die DWS gleichzeitig eigene Zertifikate auflegen will, ist eine neue Qualität und in der Branche bislang einmalig.
Mit Informationen über ihre Pläne mit Kunze und seiner Mannschaft war die Gesellschaft nach der Verkündung des Wechsels Anfang Juli sehr sparsam umgegangen. Erst im Oktober wolle man sich äußern, wenn Kunze tatsächlich im Hause sei, hieß es. Auch die Aussagen von Graw gegenüber der englischsprachigen Spezialzeitschrift sollen nur als Hintergrundinformation gedacht gewesen sein.
Hausinterner Wettbewerb
Mit den bekanntgewordenen Plänen bekommt der hausinterne Wettbewerb zwischen DWS und X-Markets eine neue Qualität. Der Bereich X-Markets gehört zur Investmentbank innerhalb der Deutschen Bank. Ihm fällt vor allem die Aufgabe zu, Investmentbanking-Produkte für Privatanleger aufzubereiten. Allerdings verkauft der Bereich neben Zertifikaten, wo er Marktführer in Deutschland ist, zunehmend auch Fonds unter der Marke DB Platinum. Inzwischen sollen in diesen Fonds etwa 8 Milliarden Euro liegen.
Damit befindet sich X-Markets schon jetzt in direkter Konkurrenz zur DWS, die in ihren Fonds derzeit 105 Milliarden Euro verwaltet. Für die Fondsgesellschaft wiederum wären Zertifikate eine Möglichkeit, der hausinternen Konkurrenz Paroli zu bieten. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß mit Kevin Parker der einstige Chef von X-Markets seit knapp einem Jahr Chef der Vermögensverwaltungssparte in der Deutschen Bank ist, der wiederum die DWS zugeordnet wird.
Marktvolumen wächst
Der geplante Schritt der größten deutschen Publikumsfondsgesellschaft scheint auch zu signalisieren, daß die Fondsanbieter offenbar gewillt sind, Frieden mit den Zertifikaten zu schließen. Noch vor einem Jahr rügte der Fondsbranchenverband BVI, dessen Vorstandssprecher DWS-Chef Axel Benkner ist, die Intransparenz von Zertifikaten. „Die Komplexität der meisten Produkte dieses Marktes überfordern Privatanleger deutlich”, hieß es damals.
Trotz aller Anlegerschutzbedenken wächst das Marktvolumen für Zertifikate jedoch weiterhin stürmisch. Das investierte Vermögen dürfte sich inzwischen auf 60 bis 65 Milliarden Euro belaufen, schätzt das Derivate-Forum, in dem fünf der größten Anbieter zusammengeschlossen sind.
Text: sfu., F.A.Z., 29.09.2005, Nr. 227 / Seite 21