Das trägt die Handschrift von Ben Bernanke

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Das trägt die Handschrift von Ben Bernanke

 
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Das trägt die Handschrift von Ben Bernanke

von Jochen Steffens

Manchmal ist es einfach sinnvoll, sich mit einer Person genauer auseinander zu setzen, welche die Geschicke der Börse in den Händen hält. Ich hatte Ihnen hier vor kurzem das Psychogramm von Ben Bernanke noch einmal angehängt. Darin gab es einen wichtigen Satz, der mir heute Morgen wieder im Zusammenhang mit einigen News eingefallen ist.

Zuerst die News: Goldmann Sachs will den Hypothekenfinanzierern mit großzügigen Krediten, also finanziell, zur Seite stehen. Das hatte offensichtlich die Märkte etwas beruhigt. Dazu fiel mir ein, dass Ben Bernanke sich sehr intensiv mit dem 1929er Crash beschäftigt hatte. Von ihm, Ben Bernanke, stammt auch die Erkenntnis, dass es damals nicht ausgereicht hätte, lediglich die Zinsen zu senken und den Markt mit Liquidität zu fluten, sondern die Fed hätte auch den Banken finanziell zur Seite stehen müssen!

Und wie mein Kollege Robert Rethfeld heute Morgen in seinen Ausführungen zu den Goldmann-Nachrichten bemerkte, steht Ben Bernanke offensichtlich in engem Kontakt mit den Banken. Wenn man dann noch diese wichtige Information hinzufügt, dann trägt das eindeutig die Handschrift von Ben Bernanke.

Lange Zeit sich darauf vorzubereiten

Aber wie ich schon geschrieben habe, die Krise im US-Immobilienmarkt wird seit Jahren diskutiert, das bedeutet, es werden auch entsprechende Pläne und Strategien entwickelt worden sein. Diese Probleme treffen also nicht überraschend auf den Markt. Wenn Sie eine Gefahr sehen, dann werden Sie sich auch versuchen, darauf vorzubereiten. Und ganz ehrlich, dass die variablen Zinsen bei steigenden Zinssätzen eine Gefahr darstellen, habe ich schon 2003 gelesen.

Es geht doch um etwas anderes

Und noch eins möchte ich anführen, nur um einen wesentlichen Unterschied klar zu machen: Der Aktienmarkt wird doch im Prinzip gar nicht wegen des einbrechenden US-Immobilienmarktes nervös. Der Immobilienmarkt bricht doch schon seit über einem halben Jahr dramatisch ein, und das hat die Kurse nicht davon abgehalten, weiter zu steigen. Es geht hier doch um etwas ganz anderes: Die eigentliche Ursache für die Probleme sind die zu hohen Leitzinsen, welche die Amerikaner mit schlechter Bonität eben nun in die Knie zwingt. Diese hatten billige Kredite zu variablen Zinsen abgeschlossen und können nun die höhere Zinslast nicht mehr tragen.

Dieser Unterschied ist wichtig, um zu begreifen, dass aktuell die Hypothekenfinanzierer sozusagen die ersten Opfer der „hohen“ Leitzinsen geworden sind, sprich das erste Warnsignal. Wenn die Zinsen weiter so hoch bleiben, beziehungsweise sogar noch weiter ansteigen, werden weitere Opfer folgen: Nämlich die Unternehmen, die auf sehr hohe Kredite angewiesen sind, beziehungsweise neue Kredite brauchen. Und solche Unternehmen befinden sich gerne auch im Nasdaq. Etwas Ähnliches haben wir schon 2000-2003 erlebt, und das führte damals unter anderem zu diesem extremen Einbruch des Index.

Fazit: Damit muss man ganz klar sagen, dass diese Krise weniger ein Hinweis auf einen Crash des US-Immobilienmarktes ist (ich denke, der ist schon größtenteils vorbei, auch wenn die Häuser der aktuell leidenden Kredite auf dem Markt kommen, wird das nicht mehr viel verändern) sondern ein erstes Warnzeichen für die Fed, dass die Zinserhöhungen nun auch ihre hässlichen Seiten zeigen.

Belastung für den Konsum noch kompensierbar

Die Pleitewelle, die durch die hohen Zinsen über die schwachen Kreditnehmer rollt, wird sich natürlich belastend auf den Konsum auswirken. Im Moment kann das noch durch den boomenden US-Arbeitsmarkt abgefangen werden. Doch, wenn die Zinsen nicht bald gesenkt werden, droht auch dem US-Arbeitsmarkt ein deutlicher Rückgang – das alles kann die US-Wirtschaft belasten.

Und damit bleibt letzten Endes die alles entscheidende Frage: Wird die Fed die Zinsen bald senken oder bleibt sie starr bei ihrer Zinspolitik? Hier fällt die Entscheidung für weiter steigende Kurse oder einem längeren Niedergang der US-Indizes – nirgends sonst.

Und in diesem Zusammenhang möchte ich, wie angekündigt, ein weiteres Thema anbringen:

Die US-Wahlen

Ich werde nun etwas verschwörerisch, ja ich weiß: hört, hört. Wir wissen, dass Präsident Bush abserviert ist. Er hat nach meinen Informationen nicht einmal mehr wirklichen Rückhalt in seinen eigenen Reihen. 2008 wird der für das Image der USA vielleicht schlechteste Präsident von der Bühne der großen Politik verschwinden (Es gibt eine (soweit ich weiß:) inoffizielle Übereinkunft, dass ein US-Präsident nicht mehr als zweimal kandidiert). Ich denke, sehr viele Menschen auf dieser Welt werden tief durchatmen, wenn das geschehen ist.

Aber die Republikaner werden den Demokraten nicht kampflos das Feld überlassen. Ich bin nicht einmal sicher, dass die Republikaner bereits verloren haben. Man sollte den oft sehr emotional und mit äußerst harten Bandagen geführten Wahlkampf in den USA nicht unterschätzen.

Die Republikaner brauchen eine gesunde Wirtschaft

Doch eins ist absolut sicher: Wenn die US-Wirtschaft Ende des Jahres ins Taumeln kommen sollte und sich 2008 nicht erholt, dann wird die Wahl entschieden sein. Sollte jetzt noch das gesamte Immobilienkreditgeschäft zusammenbrechen, Fannie Mae und Freddie Mac (die größten US-Hypothekenbanken) sogar in Schieflage geraten und den US-Aktienmarkt mit sich reißen, dann wird allein das wahrscheinlich schon wahlentscheidend sein.

So gesehen müssen die Republikaner alles tun, damit sich die US-Wirtschaft 2008 äußerst günstig darstellt und der Schaden am Hypothekenmarkt möglichst gering bleibt. Niedrige Arbeitslosigkeit, gute Löhne und billiges Benzin, aber auch in den aktienverliebten USA: Hohe Indexstände, sind ein Garant für ein zufriedenes Volk.

Kaum Chancen

Nun haben die Demokraten die Mehrheit im Kongress und im Senat. Politisch ist hier also nicht mehr viel zu erreichen. Die Demokraten werden natürlich ihrerseits alle Gesetze zu verhindern versuchen, die sich irgendwie entscheidend auf die US-Wirtschaft auswirken werden.

Was bleibt den Republikanern also übrig? Eigentlich bleibt nur die Fed, die über die Leitzinsen die Wirtschaft entsprechend stimulieren kann. In diesem Zusammenhang muss man sich nur fragen, wer eigentlich Ben Bernanke eingesetzt hat.

Nun kann man sich hinstellen und sagen, dass die Fed nicht beeinflussbar ist. Aber seien wir ehrlich, wenn wir jemanden haben, der uns einen verdammt guten Job verschafft hätte (Notenbankchef), dann würden wir auch eine gewisse vielleicht unbewusste Verpflichtung empfinden. Und sicherlich wäre man, natürlich nur im Rahmen des Erlaubten, bereit, hin und wieder auch mal zur Seite zu stehen, wenn es Not tut. Wobei manche das dann auch gerne übertreiben und gar nicht merken, wie sie sich mit ihren Gegenleistungen selbst ins Abseits stellen – das haben wir in den Jahren nach dem Crash bei einigen Unternehmen erleben können. Das ist aber ein anderes Thema.

Und schon haben wir die perfekte „Verschwörungstheorie“!

Wir können also davon ausgehen, dass sich auch Ben Bernanke den Republikanern zumindest noch ein wenig verpflichtet fühlen wird. Aber, ich möchte betonen, das fällt bereits unter die Kategorie: Verschwörungstheorie und Sie wissen ja, was ich von den meisten dieser Theorien halte.

Doch es geht gar nicht darum, ob diese These wahr ist. Es geht vielmehr darum, ob viele glauben, dass sie wahr sein könnte. Sollte sich auch nur im Ansatz abzeichnen, dass Ben Bernanke sich etwas gemäßigter in Bezug auf Zinssenkungen zeigt, werden viele oben Gesagtes vermuten und dann entsprechend darauf traden.

Taktisch klug gedacht?

Und da ich schon einmal dabei bin: Vielleicht ist es sogar im Hinblick auf die Wahl 2008 ganz günstig, die Zinsen noch etwas erhöht zu lassen, nur damit sich die Wirtschaft nicht schon jetzt überhitzt. Vielleicht wird erst im Sommer mit einer ersten Zinssenkung auf 5 % reagiert, der dann im Winter 2007 und Anfang des Jahres 2008 zwei weitere folgen, so dass man dann bei 4,5 % steht. Da Zinssenkungen sich erst sechs Monate zeitversetzt auswirken, hätte man dann im Sommer 2008 ein prima Wahlklima.

Nun mag man meinen, das sei abgedreht. Aber tatsächlich ist der Versuch der jeweiligen Regierungen die US-Wirtschaft im Wahljahr in ein gutes Licht zu rücken, der eigentliche Grund, warum Vorwahljahre fast überwiegend sehr positive Börsenjahre in den USA sind. Der Markt nimmt die erhofft positive Wirtschaftsentwicklung des Wahljahres in den USA bereits ein Jahr vorweg!

Also, ob das ganz so verschwörerisch ist? Ich lasse es einmal schmunzelnd im Raum stehen und wende mich nun den Vorbereitungen für die Invest in Stuttgart zu. Deswegen erhalten Sie heute auch keine US-Konjunkturzahlen. Aber vielleicht sehen wir uns ja am Stand des Investor-Verlags!

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

Quelle: Investor's Daily Abonnenten

Gruß Moya Das trägt die Handschrift von Ben Bernanke 3159307



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