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9. August 2013 09
Aug
2013 7:40 Commerzbank vor der Trendwende? Kursziel 6 oder 10 Euro?
Kursziel 6 Euro – verkaufen. So lautete gestern Abend kurz vor Börsenschluss die Reaktion von Independent Research auf die 15-Prozent-Rally bei der Commerzbank. Merrill Lynch dagegen bestätigte nach den Zahlen seine Einschätzung “Kaufen” und gibt weiter 10 Euro als Kursziel aus. Was denn nun, ist man geneigt zu fragen. Wir prüfen die Commerzbank und wägen Chancen und Risiken ab. Dazu haben wir ein spannendes Investment gefunden. Denn nach der Vorlage der Halbjahreszahlen hat sich die Stimmung für die Aktie merklich gebessert, zeigen sich doch die ersten Erfolge der Umbaumaßnahmen von Vorstandschef Martin Blessing. Wegen der gestiegenen Risikovorsorge ist die Profitabilität des Instituts zwar noch gering. Kommt die Reorganisation der Bank jedoch weiter voran, könnte sich die Aktie allmählich erholen – Vorbild zum Beispiel Credit Agricole.
Die leidgeprüften Aktionäre haben Grund, auf bessere Zeiten zu hoffen: So erzielte die Kernbank für das 2. Quartal Erlöse vor Risikovorsorge von 2,3 Mrd. Euro. Gegenüber dem 1. Quartal haben sich die Einnahmen damit trotz des Niedrigzinsumfelds stabilisiert. „Ein Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Vorstandschef Martin Blessing. Zur Kernbank gehören neben dem Privatkunden- und dem Firmenkundengeschäft, auch das Geschäft in Mittel- und Osteuropa und das Kapitalmarktgeschäft. Dass das Geschäft mit Hypothekenkrediten im Privatkundenbereich boomt, zeigt, dass die Produkte der Commerzbank gut ankommen. Mit einem operativen Gewinn von 54 Mio. Euro liegt die Sparte aber noch weit unter dem Ergebnis des Firmenkundenbereichs von 216 Mio. Euro. Allerdings war die Risikovorsorge im Firmenkundenbereich kräftig gestiegen, „bedingt durch Einzelfälle.“ Zudem hatte die Sparte weniger Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst.
Commerzbank steht vor Trendwende
Positiv ist auch, dass sich die Kapitalausstattung des Konzerns zusehends verbessert. Nicht zuletzt aufgrund der Kapitalerhöhung vom Mai ist die Kernkapitalquote nach Basel III auf 8,4 Prozent gestiegen. Bei dieser Kennzahl wird das Kernkapital im Verhältnis zu den Risikogewichteten Aktiva gesetzt. Bis Ende 2014 will Blessing die Quote auf 9 Prozent steigern.
Analysten und Investoren schauen zunehmend auf eine andere Kennzahl, die Leverage Ratio, also die Eigenkapitalquote. Nach den Basel-III-Regeln lag sie bei 3,2 Prozent – ein im Branchenvergleich akzeptabler Wert.
Blessing treibt den Abbau des Portfolios in der hauseigenen Bad Bank weiter voran. Im 2. Quartal wurde das Engagement um 7 Mrd. auf 136 Mrd. Euro reduziert. Nach dem Verkauf des britischen Gewerbeimmobilienportfolios von 5 Mrd. Euro im Juli ist der Bestand weiter gesunken. Bis Jahresende will Blessing den Bestand auf unter 125 Mio. Euro reduzieren. Der weitere Abbau ist notwendig, hat doch der operative Verlust der Bad Bank von 387 Mio. Euro im 2. Quartal fast den gesamten Gewinn der Kernbank aufgezehrt, weshalb der Konzern einen operativen Gewinn von nur 78 Mio. Euro erwirtschaftet hat.
Bad Bank muss weg
Der beschleunigte Abbau der Bad Bank erhöht allerdings die Risikovorsorge. Weil zudem die Risikovorsorge in der Kernbank steigt, soll sie 2013 konzernweit über dem Vorjahresniveau liegen. Blessing will weiter auf der Kostenbremse bleiben. Im Gesamtjahr sollen die Kosten daher die Marke von 7 Mrd. Euro nicht übersteigen.
Die Stimmung für die Aktie hat sich deutlich verbessert. Anleger hoffen, dass die Restrukturierung der Commerzbank weiter Früchte zeigt. Laut den Schätzungen der Analysten soll der Gewinn je Aktie von 2013 auf 2014 von 0,18 Euro auf 0,75 Euro steigen. Auf dieser Basis ist die Aktie mit einem KGV von 9,9 ordentlich bewertet.
Ein mögliches Investment für spekulative Anleger könnte die WKN
SG4AJS sein. Ein Inliner auf die Commerzbank? Warum nicht, als spekulative Beimischung und mit großem Barrierenabstand. Nach unten sind es bei diesem Papier fast 20, nach oben fast 50 Prozent. Bei einer Laufzeit bis März 2014 wären fast 75 Prozent Seitwärtsrendite drin. Deutlich defensiver ist ein klassischer Discounter, aber nicht weniger reizvoll. Wer den Cap bei 6 Euro wählt, kann bis Dezember 2013 16 Prozent p.a verdienen (WKN
VT8SX7). Das findet man im DAX sonst nirgends. Geht man auf die Laufzeit Juni 2014 sind 10,5 Prozent drin, WKN
CF2QDF. Die Investment-Idee Memory-Express hatten wir im Juli vorgestellt, Sie finden diese im Link des ersten Absatzes.