In einer konzertierten Rettungsaktion wollen die US-Regierung und große Kreditinstitute verhindern, dass noch mehr überschuldete Hausbesitzer in den Sog der Immobilienkrise geraten.
US-Präsident George W. Bush stellte am Donnerstag in Washington einen Plan vor, der in den kommenden zwei Jahren mehr als eine Million Hauskäufer vor der Zwangsvollstreckung retten soll. Im Kern sieht das Programm vor, die variablen Zinssätze für Kreditnehmer mit geringer Bonität für fünf Jahre einzufrieren. Für viele dieser schlecht abgesicherten Hauskäufer würde der Zins im kommenden Jahr sonst deutlich wachsen und ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigen.
Wenn der Immobilienkrise nicht Einhalt geboten werde, „könnte es negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft geben“, warnte Bush. Er rief Investoren und Kreditgeber auf, sich der Initiative anzuschließen. Diesen drohten durch die Krise „enorme Verluste“, deshalb müssten sie „ein Interesse daran haben, mit den Kreditnehmern zusammenzuarbeiten, um Zwangsvollstreckungen zu verhindern“. Ein Sprecher von Bush hatte zuvor gemahnt, „wenn ein Haus zwangsversteigert wird, gibt es keine Gewinner: Der Hauskäufer verliert, der Gläubiger verliert, Städte, Gemeinden und Investoren verlieren.“
Bush gibt falsche Hotline an
Von dem Zins-Moratorium sollen nach Bushs Angaben all jene Hauskäufer profitieren, die ihre derzeitigen Raten noch zahlen können, denen aber bei einer Erhöhung des Zinses die Zahlungsunfähigkeit droht. Für das Angebot qualifiziert sind demnach jene Hauskäufer, die zwischen Anfang 2005 und Mitte 2007 einen Kredit mit variablem Zinssatz aufgenommen haben. Bushs Plan sieht zudem die Möglichkeit einer Refinanzierung der Kredite vor. Der Präsident versicherte, dass „Immobilienspekulanten“ nicht in den Genuss der Hilfen kommen sollen.
Bei der Vorstellung seines Rettungspakets für Kreditnehmer unterlief Bush ein Fauxpas: Er gab die falsche Telefonnummer für die Hotline an. „Das Beste, was Sie für Ihre Familie tun können, ist 1-800-995-HOPE wählen“, sagte er. Mitarbeiter wiesen anschließend darauf hin, dass eigentlich 1-888-995-HOPE richtig sei. Die von Bush angegebene Nummer ist die der Freedom Christian Academy aus Texas, die christlich geprägte Lehrmaterialien für den Hausunterricht anbietet. In beiden Telefonnummern entsprechen die Buchstaben HOPE der Zahlenkombination 4673.
Bis zu zwei Millionen Amerikanern droht Zwangsvollstreckung
Expertenschätzungen zufolge droht bis zu zwei Millionen Hauskäufern in den USA die Zwangsvollstreckung. Allein im dritten Quartal 2007 wurde gegen eine halbe Million Hauskäufer ein derartiges Verfahren eröffnet. Experten fürchten, dass die faulen Kredite in Höhe vieler Millionen Dollar die gesamte US-Wirtschaft in die Krise führen könnten.
Ausgearbeitet wurde der Plan vom US-Finanzministerium in Kooperation mit großen Baufinanzierern und Investoren. Für diese ist er nicht verpflichtend: der Plan beruht auf freiwilliger Beteiligung. „Das ist ein Projekt des Privatsektors, bei dem staatliche Gelder keine Rolle spielen“, erklärte Finanzminister Henry Paulson.