finde ich die GSC Research Analyse, ich zitiere:
"Nach der erfolgreichen ersten Saisonhälfte zeigen sich die Analysten von GSC Research für die finanziellen Perspektiven von Borussia Dortmund positiv gestimmt. Dementsprechend haben die Analysten ihr Kursziel für die BVB-Aktie auf 4,80 Euro erhöht und das Rating "Kaufen" bestätigt.
Nach den Zahlen für das erste Quartal habe GSC Research seine Schätzungen für das Gesamtjahr 2015/16 angepasst und erwarte bei einem Umsatzwachstum um 3,7 Prozent auf 286,2 Mio."
Donnerwetter, was für eine bestechende Logik. Klingt so, als würde die Umsatzschätzung dramatisch nach oben angepasst, also 28 Mio mehr Umsatz, weil es Erfolge gab. Welche Erfolge denn konkret???
Im Pokal gab es bislang keine besonderen Erfolge, in der EL sowieso nicht. In dieser extrem leichten Gruppe war BVB haushoher Favorit, aber auch in jeder anderen Gruppe wäre der BVB Favorit gewesen, ist halt nicht CL. Das war also bis zum jetzigen Zeitpunkt extrem einfach einzuplanen. Man wurde ja noch nicht mal Gruppenerster!!
Weil man in der Bundesliga mehr gewonnen hat als erwartet?
Mitnichten.Da könnte man allerhöchsten 0,5 - 1,0 Mio Mehreinnahmen schätzen, Merchandising Effekte o.ä. Das Stadion ist sowieso voll, genau wie letzte Saison, als man in der Hinrunde nur 15 Punkte holte, die TV Einnahmen stehen fest, die Sponsoren Einnahmen werden kaum während der Saison wesentlich variieren, schon gar nicht um 28 Mio.
GSC Research verschleiert die eigene Fehleinschätzung und nennt sportlichen Erfolg als Grund. Der Grund ist aber ein anderer. Es gibt in der EL extrem höhere Einnahmen als von ihnen geschätzt, es gibt Transfereinnahmen, die im laufenden Geschäftsjahr fällig wurden. Und dies alles war SIMPEL vorherzusehen. Mit den Erfolgen hat es nichts zu tun. Großkreutz und einige mehr wurden erwartungsgemäß verkauft, wurde oft genug betont, daß man den Kader teilweise umbauen wollte. Die Einnahmekalkulation für die EL ist lange genug bekannt, daß es bei Achtelfinale EL doppelt so viele Heimspiele wie im CL Achtelfinale gibt, ist simpel zu berechnen. Folglich könnte man sich da um 10 Mio vertun, der Rest ist wirklich sehr leicht zu berechnen, aber eben nicht gleich 28 Mio.
Alexander Langhorst von GSC Research benannte in einem Bild Plus Artikel das zentrale Problem der BVB Aktie, ich zitiere ihn:
„Das Problem bei Fussballaktien ist, dass sie nicht so voraussehbar sind, wie andere Aktien aus der Industrie.”
Ich will es mal so formulieren:
Das tolle an der BVB Aktie ist, daß man trotz aller möglichen sportlichen Erfolge oder Misserfolge sehr präzise Berechnungen anstellen kann, die eine sehr geringe Schwankungsbreite haben, ganz anders als Aktien aus der Industrie, wo durch Konjunkturrisiken, Währungsschwankungen und Rohstoffpreisschwankungen viel mehr Variablen entstehen. Und das blöde an der BVB Aktie ist, daß es dennoch eine satte Mehrheit von 99% Analysten und Finanzjournalisten gibt, die ständig wiederholen, daß sportlicher Erfolg schwer abzuschätzen wäre und damit deren Schätzung (mal ganz abgesehen davon, daß sportlicher Erfolg wesentlich leichter zu schätzen ist, als Ölpreis, Konjunktur und co.: In der letzten Saison irrten sich die Buchmacher, aber bezogen auf alle Wettbewerbe lagen die Buchmacher in den letzten 5 Jahren zu 80% entweder richtig oder wurden sogar übertroffen)
Dies brachte ganz konkret der sportliche Misserfolg der letzten Saison: Erreicht wurde nur Platz 7 statt wie von GSC Research erwartet Platz 3, mit der Folge, daß man in dieser Saison "nur" EL spielt.
Schätzung von GSC Research vor der Saison 2014/15: 262 Mio Umsatz
Tatsächlich gab es 276 Mio Umsatz plus 12 Mio CL Ausfallversicherung, die in diesem Gesamtumsatz nicht auftaucht. Also um 26 Mio Gesamteinnahmen verschätzt, trotz sportlichem Misserfolg.
Schätzung von GSC Research vor der Saison 2015/12: 258 Mio Umsatz.
Bereits nach dem ersten Quartal mussten sie diese verheerende Fehleinschätzung um 28 Mio nach oben anheben auf nunmehr 286,2 Mio Umsatz. Es ist nicht der sportliche Erfolg, ganz im Gegenteil, es ist der sportliche Misserfolg der letzten Saison, der in die laufende Saison hineinstrahlt, man spielt statt CL "nur" EL.
Der BVB steht auf Platz 17 oder auf Platz 7 oder auf Platz 2, aber GSC Research verschätzt sich immer und zwar immer zuungunsten von Borussia Dortmund. Nicht die Unwägbarkeit des sportlichen Erfolges ist das Problem, sondern eine geradezu penetrante Fehleinschätzung.
Übrigens wird der Gesamtumsatz für die laufende Saison nicht bei 286,2 Mio liegen, sondern klar höher. Selbst für den Fall, daß der BVB heute im Pokal ausscheidet und in der EL Hin- und Rückspiel gegen Porto verliert, wird der Umsatz klar höher liegen als 286,2 Mio.