Bären unter Artenschutz?

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Slater:

Bären unter Artenschutz?

 
07.11.02 15:30
"In Chile entscheidet das jetzt die CITES Artenschutz Konferenz!"

Heute oder morgen erwartet man eine Entscheidung darüber, ob die offenbar seltener werdende Spezies der Bären jetzt doch unter Artenschutz gestellt werden soll.

Ob diese Maßnahme lediglich für Grizzlys und Braunbären gelten soll, oder ob denn auch die zumindest aktuell stark gefährdete Rasse der Börsenbären betrifft, ist allerdings noch nicht bekannt.

Die gestrige Zinssenkung der Federal Reserve um 0,5 % auf ein seit Juli 1961 nicht mehr gesehenes Tief von 1,25 % verlieh - zumindest den Bullen - wieder einmal Auftrieb, obgleich dieses doch eher als das Eingeständnis einer schwierigen wirtschaftlichen Lage gewertet werden muß.

Die Einflußmöglichkeiten einer Geldmarktzinssenkung entwickeln sich jedoch zunehmend mehr zu einer Glaubensfrage.
Im Rahmen einer CNN - Internetumfrage sprachen sich von 19.338 Teilnehmern –per Stand heute morgen - zumindest 58 % der Teilnehmer positiv zu den erwarteten Auswirkungen dieser Maßnahme aus.

Man muß hier jedoch fein unterscheiden.
Die US-Notenbank senkte im Jahre 2001 die Fed Funds Rate 11 mal und konnte das noch immer anhaltende Abgleiten der US - Wirtschaft nicht verhindern. Marktsättigung und zunehmende Bonitätsverschlechterungen der kreditnehmenden Wirtschaft und der Verbraucher können nicht durch marginale Korrekturen an der Geldschraube behoben werden.

Die ersten Zinssenkungen Greenspan's stimulierten denn auch kaum nennenswertes Wirtschaftswachstum sondern verbilligten primär die Refinanzierungskosten der - zu diesem Zeitpunkt noch mit hinreichendem Risikokapital versehenen - Spekulanten. Das psychologische Moment wirkte seinerzeit verstärkend, da man zu Zeiten einer reinen "old economy" durchaus mehr mit einer Zinssenkung bewirken konnte. Aufgrund einer in den angelsächsischen Ländern traditonell hohen Kreditzinsanbindung an die jeweiligen Geldmarktsätze wirkte denn auch zum Beispiel in den USA stärker noch als in Kontinentaleuropa das Gas – Bremse - Prinzip bei der Konjunkturbeschleunigung.

In den letzten Jahren betrieb Greenspan - im Gegensatz zu Duisenberg - eher eine Aktienmarkt- denn eine Geldmarktpolitik.
Das durch Aktienkurssteigerungen bedingte erhöhte Wohlstandsgefühl der Amerikaner trug jedoch wesentlich zum verstärkten Konsum der US-Verbraucher bei, welche wiederum die Wirtschaft stimulierten. Dieser Mechanismus ist jedoch seit dem Eintreten der hohen Kursverluste an den Weltbörsen ins Stottern geraten.
Auch wenn die Fed die Zinsen weiter senken sollte, Greenspan's Schwert ist stumpf geworden, weil alte Rezepte sich als nicht mehr zukunftstauglich erweisen. Möglicherweise hat gar die frühe Liquditätserhöhung der Federal Reserve (als noch Risikokapital vorhanden war) einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung der Börsenblase geleistet.

Weltweites Hauptproblem bleibt die Technologie. Zwar überraschte Cisco gestern nachbörslich die Anleger mit einem besser als erwarteten Quartalsergebnis, doch mußte der Vorstandsvorsitzende John Chambers einräumen, daß man für das kommende Quartal erstmalig seit Jahresfrist von rückläufigen Umsatz- und Ertragszahlen ausgeht.

Der Computer- und Spielkonsolenhersteller Sega reduzierte heute morgen seine Gewinnaussichten um 70 %, in Reaktion worauf die Aktie um annähernd 20 % einbrach.

Verluste vornehmlich in den Technologiebranchen , anheim gehend mit den daraus resultierenden Arbeitplatzverlusten und dem konsequenterweise entstehenden Konsumentzug, stellen heute das eigentliche Problem dar.
Kapazitäten die offenbar aufgrund entsprechender Marktsättigung niemand benötigt, wurden in vielen Branchen aufgebaut. Diese und nicht etwa zu hohe Kreditvergabekosten stellen aktuell das eigentliche Problem der Wirtschaft dar.

Sollte die EZB heute - entgegen allgemeiner Erwartung - die Zinsen senken, so würde dieses wirtschaftlich voraussichtlich auch allenfalls ein Strohfeuer entfachen, nicht jedoch die strukturellen Probleme der aktuellen Krise lösen.

Aufgrund einer Vielfalt weltweit eingesetzter nicht transparenter Derivate sowie entsprechend noch offener Shortpositionen, können diese Märkte durchaus weiter nach oben laufen.
Die Folge wäre, daß zunehmend Investmentfonds zur Auslösung von Sicherungspositionen und damit Realisierung bestehender Verluste gezwungen wären. Weil fundamental nicht untermauert, würde man somit wieder die Flanke für die Auswirkungen des nächsten "sell offs" öffnen.

Hamburgische Landesbank
- Girozentrale -

Dieter Bohlens
 
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