Wenn die Gewissheit bei den Bullen groß und größer wird, dass es nie mehr fallen kann / wird, weil das süsse Gift der Notenbanken sämtlichen Realitätssinn an den Börsen vernebelt, wird es Zeit sich das Bärenkostüm anzuziehen.
Nach meinem Verständnis sind wir jetzt in einer solchen Phase. So gut wie sämtliche Risiken werden ausgeblendet, steigende Gewinnwarnungen der Unternehmen werden nicht beachtet - der Markt schaut nur wie das Kaninchen auf die Schlange auf die Zinsversprechungen/senkungen der Zentralbank (hier: FED) - als alleiniges Allheilmittel. ALLES andere scheint schlicht nicht zu interessieren. Das kann und wird nicht ewig gut gehen. Wenn Utopie auf Realität trifft wird auf lange Sicht die Realität gewinnen - IMMER!!
Wir sind in luftigen Höhen - ich fasse übergeordent garantiert keine Longs mehr an. Nur noch im Kurzfristchart (5min), wenn ich denn da mal einen Trade mache.
Hinzu kommt, dass wir uns ab Mitte Juli (in Vorwahljahren) bis in den Oktober rein in einer saisonal schwachen Phase befinden - statistisch gesehen (C1 hat da bestimmt die passenden Grafiken für).
Ein Risiko, was derzeit komplett ausgeblendet wird , ist zB dieses hier - ich kopiere den Text mal rein, weil hinter der Bezahlschranke bei weltonline-plus.
Jetzt wächst die Furcht vor der Zehn-Billionen-Schuldenbombe
Stand: 13:17 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten
Frank Stocker
Von Frank Stocker
Finanz-Redakteur
Die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen sind höher als je zuvor. Niedrigere Zinsen könnten für Abhilfe sorgen – aber nur kurzfristig Die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen sind höher als je zuvor. Niedrigere Zinsen könnten für Abhilfe sorgen – aber nur kurzfristig
Die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen sind höher als je zuvor. Niedrigere Zinsen könnten für Abhilfe sorgen – aber nur kurzfristig
Quelle: Getty Images
Die US-Unternehmen haben einen riesigen Schuldenberg aufgetürmt, fast doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise 2007. Das könnte zur ernsten Gefahr für die Wirtschaft werden – und Sparer und Pensionsfonds Milliarden kosten.
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Mit Schulden und Pleiten kennt sich US-Präsident Donald Trump aus. Sein Firmenimperium baute er über Jahrzehnte auf Pump, und wenn mal etwas schiefging, ließ er die Kredite eben platzen – wie bei seinen Casinos in Atlantic City in den 90er-Jahren. Letztlich blieben die Banken auf den Verbindlichkeiten sitzen.
Doch während ein einzelner Pleitier gesamtwirtschaftlich nicht ins Gewicht fällt, sind Hunderte oder Tausende ein ernsthaftes Problem. Eine Pleitewelle unter amerikanischen Unternehmen würde einen wirtschaftlichen Absturz und Massenarbeitslosigkeit bedeuten und nebenbei Sparer und Pensionsfonds Milliarden kosten. Das weiß auch Trump, weshalb er seit Monaten für Zinssenkungen wirbt.
Denn die US-Firmen haben in den vergangenen Jahren riesige Schuldenberge aufgetürmt, ihre Verbindlichkeiten sind höher als jemals zuvor. Ökonomen und Analysten fürchten, dass die Schuldenbombe irgendwann hochgeht. Auch die Zentralbank Fed zeigt sich zunehmend besorgt. Für Abhilfe könnten niedrigere Zinsen sorgen, und inzwischen scheint die Notenbank auch dazu bereit. Sie würde die Risiken dadurch kurzfristig verringern – langfristig werden sie durch billige Kredite für überschuldete Firmen aber nur noch größer.
Schuldenberg seit 2007 verdoppelt
Auf rund 9,76 Billionen Dollar (8,64 Billionen Euro) beliefen sich die Schulden der US-Unternehmen nach Angaben der Fed in ihrem Finanzstabilitätsbericht vom Mai. Die Zahl bezieht sich auf Ende 2018, inzwischen dürfte die Summe bereits die Grenze von zehn Billionen überschritten haben – in Ziffern: 10.000.000.000.000 Dollar. Unmittelbar vor der Finanzkrise, 2007, war der Schuldenberg gerade einmal halb so hoch, er betrug 4,9 Billionen Dollar.
Schuldenberg türmt sich auf fast 10 Billionen US-Dollar auf
Die US-Firmen türmen einen Schuldenberg von knapp 10 Billionen US-Dollar auf. Ökonomen und Analysten fürchten, dass die Schuldenbombe irgendwann hochgeht. Niedrigere Leitzinsen könnten hier Abhilfe schaffen, kurzzeitig.
Quelle: WELT/ Laura Fritsch
Die Zahl alleine sagt natürlich wenig aus. In der Zwischenzeit ist schließlich auch die Wirtschaftskraft des Landes gewachsen. Doch auch die relative Verschuldung fällt beängstigend aus: Ende der 90er-Jahre hatten die Firmenkredite einen Wert von weniger als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung, dieser stieg bis zur Finanzkrise auf 72 Prozent.
Anschließend reduzierte er sich zwar vorübergehend, steigt seit 2012 aber wieder rasant und hat nun mit knapp 75 Prozent den Vorkrisenrekord gebrochen. „Die US-Unternehmen sind überschuldet“, stellt Luca Paolini, Chefstratege bei der Schweizer Privatbank Pictet, nüchtern fest.
Die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen sind höher als je zuvor. Niedrigere Zinsen könnten Abhilfe schaffen – aber nur kurzfristig
Die Verbindlichkeiten der US-Unternehmen sind höher als je zuvor. Niedrigere Zinsen könnten Abhilfe schaffen – aber nur kurzfristig
Quelle: Infografik WELT
Einen Teil der Kredite nutzten die Firmen nicht für Investitionen, sondern für kreatives Finanzmanagement. Sie kauften von dem Geld eigene Aktien zurück. Dadurch dass sie die Zahl ihrer ausstehenden Aktien verringern, erhöht sich der Gewinn des Unternehmens je Aktie, und deren Wert steigt. Über 800 Milliarden Dollar gaben US-Unternehmen dafür allein 2018 aus, ein Drittel mehr als im Vorjahr, das auch schon einen Rekord markiert hatte. Folglich stiegen die Aktienkurse.
Zugleich wuchs auf der anderen Seite der Schuldenturm, und was diesen besonders wackelig macht, beschreibt die Fed in ihrem Bericht. „Der erhebliche Zuwachs der Unternehmensschulden in den vergangenen sieben Jahren war geprägt von einer starken Zunahme bei riskanten Krediten, die an Firmen mit schlechten Kreditprofilen oder an solche vergeben wurden, die bereits hoch verschuldet waren“, steht da. Und ein Ende dieses Trend ist nicht abzusehen, im Gegenteil. „Die Vergabestandards für neue Kredite scheinen in den vergangenen sechs Monaten weiter gesunken zu sein“, schreibt die Fed weiter.
Der Großteil der Verbindlichkeiten liegt in Unternehmensanleihen, deren Gesamtwert sich auf rund 6,2 Billionen Dollar beläuft. Auch hier zeigte sich in den vergangenen Jahren eine zunehmende Verschlechterung der Bonität der Emittenten. Rund 1,25 Billionen entfallen allein auf sogenannte Schrottanleihen, also Schuldscheine, deren Qualität so gering ist, dass viele institutionelle Investoren aufgrund rechtlicher Vorgaben nicht in sie investieren dürfen.
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Vom Rest wiederum hat rund die Hälfte von den Rating-Agenturen die Note BBB erhalten – vor der Finanzkrise lag ihr Anteil nur bei einem Viertel. BBB ist die letzte Stufe vor dem Bereich der Schrottanleihen – auch Junk-Bonds genannt –, und genau hier liegt die Gefahr.
„Sollte die Hälfte der BBB-bewerteten Anleihen herabgestuft werden, würde dies zu einer Verschiebung von Anleihen im Wert von 1,3 Billionen Dollar in den Junk-Status führen“, schreiben die Experten der Schweizer Anlagegesellschaft Unigestion in einem aktuellen Kommentar. Das wäre mehr als dieser gesamte Markt derzeit schwer ist. Folglich gäbe es kaum genügend Käufer für all diese „gefallenen Engel“, deren Preise würden verfallen, die Renditen explodieren – und die Firmen könnten sich de facto nicht mehr refinanzieren.
Die Unigestion-Analysten ziehen auch eine Parallele zur Finanzkrise. Denn vor deren Ausbruch wurden viele sogenannte Subprime-Kredite, also minderwertige Immobilienkredite, mit risikoärmeren Schuldtiteln in ein Paket geschnürt und dann an Investoren verkauft, die oft gar nicht wussten, was sie da erstanden. Heute, so die Analysten, würden die Unternehmenskredite in Indexfonds zusammengefasst, deren Volumen sich in den vergangenen zwölf Jahren verzehnfacht hat. Diese Fonds wiederum halten viele Investoren auf der ganzen Welt – ohne genau zu wissen, was sie sich da eingekauft haben.
Leitzins könnte im Juli gesenkt werden
All das ist kein Problem, solange die Zinsen extrem niedrig bleiben und die Wirtschaft läuft. Seit Ende 2015 hatte die Fed zwar die Zinsen nach und nach angehoben, die US-Wirtschaft boomte jedoch weiter, zusätzlich befeuert durch Trumps Steuersenkungen. Doch inzwischen liegt der Leitzins in den USA bei 2,25 bis 2,5 Prozent, und die Konjunktur hat sich deutlich abgekühlt. „Wenn man die Aktienrückkäufe herausrechnet, sind die Gewinne der US-Firmen zuletzt schon um ein Prozent gesunken“, sagt Luca Paolini. Und prompt kommen die ersten in Schwierigkeiten.
Bisher sind das meist kleinere Unternehmen, und die Unigestion-Experten erwarten auch noch keine Pleitewelle. Denn die gefährdeten Firmen halten dagegen. Jeder Finanzvorstand sei sich bewusst, dass die Beibehaltung eines Ratings oberhalb des Schrottbereichs für die Unternehmen in einer Krise überlebenswichtig sei. Im Zweifel werde er daher eher auf Aktienrückkäufe, Dividenden, Übernahmen und Investitionen verzichten – was jedoch die Aktienkurse unter Druck bringen werde.
Zudem eilt ja die Fed zu Hilfe. Schon zu Jahresbeginn kündigte sie ein Ende der Zinserhöhungen an und legte im Mai nach, als sie Zinssenkungen in Aussicht stellte. Bei der letzten Sitzung Mitte Juni ließen die Notenbanker sogar durchblicken, dass der Leitzins im Juli gesenkt werde. Das Aufatmen in den Führungsetagen vieler Unternehmen wäre groß. Kapital würde billig bleiben, die Zinsen weiterhin bezahlbar, Pleiten wären abgewendet – vorerst. Denn ebenso sicher ist, dass die Schuldenbonanza dann einfach ungezügelt weitergeht. Was dann in wenigen Jahren folgen wird, steht auf einem anderen Blatt.