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Nebenwerte - Die 100% Chancen (EurAmS)
03.10.2004 12:08:00
von Georg Pröbstl

Es gab Zeiten, da war UCA schwer gefragt. Damals, in den Jahren 1999 und 2000, läuteten die Telefone in den Münchner Büroräumen Tag und Nacht, Investmentbanker und Vermögensverwalter gaben sich die Türklinke in die Hand, um für ihre Fonds wenigstens ein paar Anteile der aussichtsreichen Börsenkandidaten aus dem Portfolio der Münchner zu ergattern. Insgesamt brachte die Beteiligungsgesellschaft in den beiden Boomjahren neun Firmen via Neuemission an die Börse, Ricardo.de etwa, Internetmedia House, Softing oder Buecher.de.

Die Umsätze bei UCA sprudelten nur so. Allein im Rekordjahr 2000 waren es über 46 Millionen Euro. Die Aktie kletterte in weniger als zwei Jahren um das 20fache - von unter vier auf über 80 Euro. Doch dann beendeten die Konjunkturflaute und der Zusammenbruch des IPO-Business die goldenen Zeiten. Das operative Geschäft kam fast völlig zum Erliegen.

Anstatt ihr Geld unter Dauerstreß mit Börsengängen zu verdienen, legten die UCA-Vorstände Joachim Kaske und Jürgen Steuer die Cash-Bestände im Unternehmen vorsichtshalber nur noch in Anleihen und Festgeld an. Im vergangenen Jahr gab es so einen bescheidenen Umsatz von nur noch 1,5 Millionen Euro. In Anlegerkreisen waren die Bayern kein Thema mehr.

Der Kurs fiel sogar noch unter das Niveau von vor dem Boom. Erneut eine Übertreibung, diesmal nach unten. Mit einem aktuellen Börsenwert von weniger als 24 Millionen Euro ist die Aktie ausgesprochen billig. Denn bei UCA schlummern noch 27 Millionen Euro auf den Konten. Dazu kommt der Buchwert der verbliebenen neun Beteiligungen in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro, darunter die börsennotierten Gesellschaften Softing und Datapharm.

Viele Highflyer von einst führen heute zu Unrecht ein Schattendasein. "Einige Firmen sind mittlerweile so billig, daß sie sogar deutlich unter ihrem Cash-Bestand notieren", sagt Analyst Jens Jung von Independant Research. Anleger sollten allerdings nicht blind auf kapitalstarke Unternehmen setzen. "Wichtig ist, daß sie kein Geld verbrennen, also keine Verluste machen", warnt Christoph Schlienkamp, Leiter Research beim Bankhaus Lampe.

UCA beispielsweise steht vor dem Comeback im operativen Bereich. "Derzeit verhandeln wir die mehrheitliche Übernahme von einigen mittelständischen Unternehmen", verlautet es aus München. Doch UCA geht jetzt bei der Wahl der Beteiligungen viel konservativer ans Werk. Nicht mehr Wachstum, sondern Value ist angesagt. "Wir konzentrieren uns auf solide Firmen, die schon lange Geld verdienen", erläutert Investor-Relations-Manager Oliver Schulte die neue Firmenausrichtung.

Eine neue Strategie steht auch bei Allgeier auf der Agenda. Während das Systemhaus aus München beim Börsengang vor vier Jahren noch auf neuartige Geschäftsmodelle wie E-Commerce und Internetplattformen für den B2B-Handel setzte, stehen jetzt nur noch Zukäufe von erfolgreichen und im Markt bereits etablierten mittelständischen IT-Unternehmen auf dem Plan.

Allgeier selbst hat mittlerweile kein operatives Geschäft mehr, sondern fungiert nur noch als Beteiligungsholding. Mit Restrukturierungen und dem Kauf des IT-Dienstleisters GFU Kiefer & Partner im April schaffte die Münchner Holding im ersten Halbjahr den erhofften Turnaround. Weitere Zukäufe sind geplant. "Es gibt einen großen Bestand an potentiellen Akquisitionen", sagt Allgeier-Vorstands-Chef Carl Georg Dürschmidt.

Dafür hat die Firma reichlich Mittel. In der Kasse schlummern derzeit sieben Millionen Euro, bei einem Börsenwert von zwölf Millionen. Der Vorstand selbst ist offenbar von der Substanz und dem Erfolg überzeugt. Die Familie Dürschmidt kaufte im ersten Halbjahr rund 150000 Aktien. Zudem beschloß das Unternehmen Ende August ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu zehn Prozent des Grundkapitals.

Auch die Value Holdings könnte bald auf sich aufmerksam machen. Noch ist die Aktie so gut wie unbekannt, es gibt nicht eine einzige Bank-Studie zu dem Unternehmen. Zudem ist Vorstand Georg Geiger mit seinen Prognosen äußerst konservativ. Entsprechend notiert die Aktie weit unter dem Buchwert von 4,40 Euro.

Bei genauem Hinsehen tauchen reichlich stille Reserven auf. Der Anteil an der firmeneigenen Vermögensverwaltung mit Kundeneinlagen von 120 Millionen Euro hat beispielsweise einen Marktwert von rund zwei Millionen, steht aber mit weniger als 100000 Euro in den Büchern. Oder das Beteiligungsportfolio, das Unternehmen wie AS Creation und Gerry Weber umfaßt. Hier stecken nicht realisierte Kursgewinne im siebenstelligen Euro-Bereich.

Doch vielleicht entdeckt auch der Markt schon bald diese Schätze. "In Kürze wird sich beim Research über unser Unternehmen einiges tun", versichert Geiger gegenüber EURO. Werden die Investoren dadurch auf die Aktie aufmerksam, dürfte der 20-prozentige Abstand zum Buchwert schnell der Vergangenheit angehören. Zudem ist die Beteiligungsgesellschaft ähnlich wie UCA oder Allgeier eine Wette auf eine Erholung an den Aktienmärkten und eine damit verbundene Belebung des Neuemissionsgeschäfts, da sich in diesem Fall die IPO-Chancen für die Beteiligungen deutlich verbessern würden.

Änderungen in der Unternehmensstruktur sorgen für Schwung. "Übernahmegerüchte und Zerschlagungsphantasie können schnell für steigende Kurse sorgen", weiß Analyst Jung. Ein heißer Kandidat dafür ist Electronics Line. Der Spezialist für drahtlose Netzwerktechnologie hat sich im Juni vom operativen Geschäft getrennt, fungiert mittlerweile auch als eine Art Beteiligungsgesellschaft. Bei knapp 30 Millionen Euro in der Firmenkasse und einem Immobilienvermögen mit einem Buchwert von über acht Millionen ist die Aktie nur mit 20 Millionen Euro bewertet. Dies lockt Kaufinteressenten an. Seit kurzem verhandelt die Gmul Investment Company mit der Electronics-Line-Gründerfamilie Krubiner. "Schon bald fällt eine Entscheidung", erklärt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber EURO. Bei einer Übernahme von Electronics Line ist mit einem saftigen Aufschlag zu rechnen. Denn das Eigenkapital der Aktie liegt mit 4,26 Euro weit über dem aktuellen Börsenkurs.

Bei Electronics Line könnte der Kurs recht schnell anspringen. In der Regel braucht ein Comeback aber Zeit, viel Zeit. "Wenn man drei Jahre abgetaucht war, reicht es nicht, einmal gute Zahlen zu melden, damit die Anleger wieder scharenweise einsteigen", weiß Banker Schlienkamp. Geduld ist somit gefragt. Wird die aufgebracht, sind jedoch Kursgewinne von 100 Prozent mittelfristig durchaus drin.

red / -red-
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