von
Georg Pröbstl
Es gab Zeiten, da war UCA schwer gefragt. Damals, in
den Jahren 1999 und 2000, läuteten die Telefone in den
Münchner Büroräumen Tag und Nacht, Investmentbanker und
Vermögensverwalter gaben sich die Türklinke in die Hand,
um für ihre Fonds wenigstens ein paar Anteile der
aussichtsreichen Börsenkandidaten aus dem Portfolio der
Münchner zu ergattern. Insgesamt brachte die
Beteiligungsgesellschaft in den beiden Boomjahren neun
Firmen via Neuemission an die Börse, Ricardo.de etwa,
Internetmedia House, Softing oder Buecher.de.
Die Umsätze bei UCA sprudelten nur so. Allein im
Rekordjahr 2000 waren es über 46 Millionen Euro. Die
Aktie kletterte in weniger als zwei Jahren um das
20fache - von unter vier auf über 80 Euro. Doch dann
beendeten die Konjunkturflaute und der Zusammenbruch des
IPO-Business die goldenen Zeiten. Das operative Geschäft
kam fast völlig zum Erliegen.
Anstatt ihr Geld unter Dauerstreß mit Börsengängen zu
verdienen, legten die UCA-Vorstände Joachim Kaske und
Jürgen Steuer die Cash-Bestände im Unternehmen
vorsichtshalber nur noch in Anleihen und Festgeld an. Im
vergangenen Jahr gab es so einen bescheidenen Umsatz von
nur noch 1,5 Millionen Euro. In Anlegerkreisen waren die
Bayern kein Thema mehr.
Der Kurs fiel sogar noch unter das Niveau von vor dem
Boom. Erneut eine Übertreibung, diesmal nach unten. Mit
einem aktuellen Börsenwert von weniger als 24 Millionen
Euro ist die Aktie ausgesprochen billig. Denn bei UCA
schlummern noch 27 Millionen Euro auf den Konten. Dazu
kommt der Buchwert der verbliebenen neun Beteiligungen
in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro, darunter die
börsennotierten Gesellschaften Softing und Datapharm.
Viele Highflyer von einst führen heute zu Unrecht ein
Schattendasein. "Einige Firmen sind mittlerweile so
billig, daß sie sogar deutlich unter ihrem Cash-Bestand
notieren", sagt Analyst Jens Jung von Independant
Research. Anleger sollten allerdings nicht blind auf
kapitalstarke Unternehmen setzen. "Wichtig ist, daß sie
kein Geld verbrennen, also keine Verluste machen", warnt
Christoph Schlienkamp, Leiter Research beim Bankhaus
Lampe.
UCA beispielsweise steht vor dem Comeback im
operativen Bereich. "Derzeit verhandeln wir die
mehrheitliche Übernahme von einigen mittelständischen
Unternehmen", verlautet es aus München. Doch UCA geht
jetzt bei der Wahl der Beteiligungen viel konservativer
ans Werk. Nicht mehr Wachstum, sondern Value ist
angesagt. "Wir konzentrieren uns auf solide Firmen, die
schon lange Geld verdienen", erläutert
Investor-Relations-Manager Oliver Schulte die neue
Firmenausrichtung.
Eine neue Strategie steht auch bei Allgeier auf der
Agenda. Während das Systemhaus aus München beim
Börsengang vor vier Jahren noch auf neuartige
Geschäftsmodelle wie E-Commerce und Internetplattformen
für den B2B-Handel setzte, stehen jetzt nur noch Zukäufe
von erfolgreichen und im Markt bereits etablierten
mittelständischen IT-Unternehmen auf dem Plan.
Allgeier selbst hat mittlerweile kein operatives
Geschäft mehr, sondern fungiert nur noch als
Beteiligungsholding. Mit Restrukturierungen und dem Kauf
des IT-Dienstleisters GFU Kiefer & Partner im April
schaffte die Münchner Holding im ersten Halbjahr den
erhofften Turnaround. Weitere Zukäufe sind geplant. "Es
gibt einen großen Bestand an potentiellen
Akquisitionen", sagt Allgeier-Vorstands-Chef Carl Georg
Dürschmidt.
Dafür hat die Firma reichlich Mittel. In der Kasse
schlummern derzeit sieben Millionen Euro, bei einem
Börsenwert von zwölf Millionen. Der Vorstand selbst ist
offenbar von der Substanz und dem Erfolg überzeugt. Die
Familie Dürschmidt kaufte im ersten Halbjahr rund 150000
Aktien. Zudem beschloß das Unternehmen Ende August ein
Aktienrückkaufprogramm von bis zu zehn Prozent des
Grundkapitals.
Auch die Value Holdings könnte bald auf sich
aufmerksam machen. Noch ist die Aktie so gut wie
unbekannt, es gibt nicht eine einzige Bank-Studie zu dem
Unternehmen. Zudem ist Vorstand Georg Geiger mit seinen
Prognosen äußerst konservativ. Entsprechend notiert die
Aktie weit unter dem Buchwert von 4,40 Euro.
Bei genauem Hinsehen tauchen reichlich stille
Reserven auf. Der Anteil an der firmeneigenen
Vermögensverwaltung mit Kundeneinlagen von 120 Millionen
Euro hat beispielsweise einen Marktwert von rund zwei
Millionen, steht aber mit weniger als 100000 Euro in den
Büchern. Oder das Beteiligungsportfolio, das Unternehmen
wie AS Creation und Gerry Weber umfaßt. Hier stecken
nicht realisierte Kursgewinne im siebenstelligen
Euro-Bereich.
Doch vielleicht entdeckt auch der Markt schon bald
diese Schätze. "In Kürze wird sich beim Research über
unser Unternehmen einiges tun", versichert Geiger
gegenüber EURO. Werden die Investoren dadurch auf die
Aktie aufmerksam, dürfte der 20-prozentige Abstand zum
Buchwert schnell der Vergangenheit angehören. Zudem ist
die Beteiligungsgesellschaft ähnlich wie UCA oder
Allgeier eine Wette auf eine Erholung an den
Aktienmärkten und eine damit verbundene Belebung des
Neuemissionsgeschäfts, da sich in diesem Fall die
IPO-Chancen für die Beteiligungen deutlich verbessern
würden.
Änderungen in der Unternehmensstruktur sorgen für
Schwung. "Übernahmegerüchte und Zerschlagungsphantasie
können schnell für steigende Kurse sorgen", weiß Analyst
Jung. Ein heißer Kandidat dafür ist Electronics Line.
Der Spezialist für drahtlose Netzwerktechnologie hat
sich im Juni vom operativen Geschäft getrennt, fungiert
mittlerweile auch als eine Art Beteiligungsgesellschaft.
Bei knapp 30 Millionen Euro in der Firmenkasse und einem
Immobilienvermögen mit einem Buchwert von über acht
Millionen ist die Aktie nur mit 20 Millionen Euro
bewertet. Dies lockt Kaufinteressenten an. Seit kurzem
verhandelt die Gmul Investment Company mit der
Electronics-Line-Gründerfamilie Krubiner. "Schon bald
fällt eine Entscheidung", erklärt ein Sprecher des
Unternehmens gegenüber EURO. Bei einer Übernahme von
Electronics Line ist mit einem saftigen Aufschlag zu
rechnen. Denn das Eigenkapital der Aktie liegt mit 4,26
Euro weit über dem aktuellen Börsenkurs.
Bei Electronics Line könnte der Kurs recht schnell
anspringen. In der Regel braucht ein Comeback aber Zeit,
viel Zeit. "Wenn man drei Jahre abgetaucht war, reicht
es nicht, einmal gute Zahlen zu melden, damit die
Anleger wieder scharenweise einsteigen", weiß Banker
Schlienkamp. Geduld ist somit gefragt. Wird die
aufgebracht, sind jedoch Kursgewinne von 100 Prozent
mittelfristig durchaus drin.