Die Unternehmensspitzen sind sich einig: AT&T kauft für einen Preis von 107,50 Dollar pro Aktie Time Warner, deren Schlusskurs am Freitag bei 89,48 Dollar lag. Der Gesamtkaufpreis von 85,4 Milliarden Dollar soll zur einen Hälfte durch Barmittel und zur anderen Hälfte durch AT&T-Aktien beglichen werden. Unter Berücksichtigung der zusätzlich übernommen Schulden von über 20 Milliarden Dollar kostet der Erwerb von Time Warner, zu dem unter anderem auch der Nachrichtensender CNN sowie die Hollywood Studios Warner Bros. gehören, den Telekommunikationskonzern AT&T insgesamt 108,7 Milliarden Dollar.
Während die Zustimmung der US-Regierungsbehörden und Time-Warner-Aktionäre noch aussteht, zeigen sich die Chefs beider Unternehmen optimistisch. AT&T-CEO Randall Stephenson erklärte, dass sich die zwei Konzerne perfekt ergänzen und auch der Endabnehmer langfristig von der Übernahme profitiere. "Ein großes Ärgernis für Kunden ist, dass sie einmal für Inhalte zahlen und dann nicht überall und auf jedem Gerät Zugriff darauf haben. Unser Ziel ist es, das zu ändern", so Stephenson. Möglichen Bedenken bezüglich der Größe und Macht des geplanten Medien- und Unterhaltungsimperiums begegnet er wie folgt: "Es wird kein Wettbewerber vom Markt verdrängt, es gibt keine Wettbewerbsbeschränkungen, die durch die Fusion dieser beiden Unternehmen entstehen." Auch Time-Warner-Chef Jeffrey Bewkes sprach sich für die Übernahme aus: "Dies ist ein großartiger Tag für Time Warner und seine Aktionäre." Schon seit längerer Zeit wurde in Finanzkreisen spekuliert, dass Bewkes seinen Medienkonzern verkaufen möchte. Bereits vor zwei Jahren hatte Mitbewerber 21th Century Fox einen Übernahmeversuch gestartet. Das Angebot von 85 Dollar pro Aktie hatte Time Warner damals jedoch ausgeschlagen. Auch mit Apple sollen Medienberichten zufolge vor einigen Monaten Gespräche geführt worden sein.
Auf wenig Gegenliebe stoßen die Übernahmepläne hingegen bei den beiden US-Präsidentschaftskandidaten: Schon vor der offiziellen Meldung kritisierte Donald Trump das Vorhaben am Samstagnachmittag in einer Rede in Gettysburg im Bundesstaat Pennsylvania und kündigte gleichzeitig an, der geplanten Übernahme im Falle eines Wahlsieges nicht zuzustimmen. Der Zusammenschluss würde laut Trump nicht nur zu einer zu starken Machtkonzentration führen, sondern auch "Demokratie zerstören". Eine später veröffentlichte Stellungnahme von Trump-Berater Peter Navarro bekräftigte den Standpunkt: Trump werde die Oligopole der neuen Medien aufbrechen und solche Konzernbildungen zukünftig verhindern, heißt es.
Auch die Demokraten zeigen sich der Übernahme gegenüber skeptisch. Zwar bezog Hillary Clinton bislang nicht selbst Position zu den Plänen, Wahlkampagnen-Sprecher Brian Fallon verkündete laut CNN-Bericht gegenüber Reportern am Sonntag jedoch, dass ein reger Wettbewerb am Markt im Interesse von Konsumenten liege. Bevor man sich jedoch ein finales Urteil zu der geplanten Übernahme bilden könne, müssten noch viele Informationen offengelegt werden, so Fallon weiter. Clinton sei demnach der Ansicht, dass der Zusammenschluss zunächst einer eingehenden Untersuchung seitens der Behörden bedürfe. Tim Kaine, Clintons Kandidat für das Amt des Vize-Präsidenten, äußerte gegenüber dem Sender NBC wettbewerbsrechtliche Zweifel. Auch er sei ein Wettbewerbs-Befürworter und für "weniger Konzentration [...], insbesondere bei den Medien."
Die Übernahme-Meldung löste jedoch nicht nur in der Politik, sondern auch bei Investoren Bedenken aus. Vorbörslich notierte die AT&T-Aktie mit knapp 2 Prozent im Minus und verzeichnet am Nachmittag einen Kursverlust von rund 3 Prozent. Während die Übernahme-Spekulationen der Time Warner-Aktie zunächst zu einem Kurssprung von rund 8 Prozent verhalfen, notiert sie aktuell mit über einem Prozent im Minus. Mit 81,50 Euro (etwa 88,76 Dollar) liegt die Time Warner-Aktie somit immer noch deutlich unter dem AT&T-Kaufpreis.
Das noch ausstehende Urteil der Kartellbehörden führt zu Unsicherheit am Markt. Ehemalige Mitarbeiter vermuten, dass der Zusammenschluss im Falle einer Genehmigung an starke Auflagen gebunden sein wird. Unter der Berücksichtigung einer langwierigen Wettbewerbsprüfung rechnet auch AT&T selbst erst Ende 2017 mit dem Abschluss der Übernahme.
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