Fast ist man geneigt zu sagen, die Anleger am deutschen Aktienmarkt warteten gespannt auf die Ergebnisse der morgigen Sitzung der Europäischen Zentralbank. Es besteht allerdings eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser Termin die Börse nicht aus ihrer Lethargie reißen kann. Das Warten auf die EZB darf daher ruhig als Ausrede für die andauernde Zurückhaltung bezeichnet werden.
Sich weiter öffnende Geldschleusen sind von der EZB eher nicht zu erwarten. Und ob ein zuversichtlicher Mario Draghi mit Blick auf eine leicht anziehende Inflation in der Eurozone den Investoren die Kauflaune zurückbringen kann, ist genauso zweifelhaft. Nachdem die Geldpolitik ihre Wirkung an den Finanzmärkten verloren hat, müssen jetzt zwingend gute Zahlen aus der Wirtschaft und den Unternehmen her. Da wird es nicht reichen, nur das Deflationsgespenst vertrieben zu haben.
Der Deutsche Aktienindex notiert weiter in seiner Handelsspanne der vergangenen Wochen. Viel fehlt nicht mehr in absoluten Zahlen bis zu einem Ausbruch über die Zone von 10.700 Punkten. Allerdings gestalten sich die 100 Punkte vor dem Hintergrund fehlender positiver Impulse mehr als schwierig. Und nicht zu vergessen sind die lauernden Unsicherheiten in Sachen Brexit und US-Wahl. Ein Ergebnis haben wir dann hoffentlich am Morgen des 09. November, der andere Prozess kann sich dagegen noch viele Monate, wenn nicht gar Jahre hinziehen.
Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt. Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.
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