MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will sein boomendes Geschäft mit Online-Vergleichsportalen und Internetshops weiter ausbauen. In jüngerer Zeit hatten die Münchener sich bereits drei Zukäufe geleistet. Für weitere Deals hat sich das Unternehmen am Kapitalmarkt nun gut eine halbe Milliarde Euro besorgt. Bei den jüngsten Quartalszahlen profitierte ProSiebenSat.1 bereits von den starken Zahlen seiner Onlinesparte, während das Kerngeschäft mit Fernsehwerbung nur leicht zulegte. Am Aktienmarkt kam die Kapitalerhöhung erwartungsgemäß nicht gut an.
ProSiebenSat.1 hat bei seiner Kapitalerhöhung einen Brutto-Erlös von rund 515 Millionen Euro erzielt. Bei der am Donnerstagabend angekündigten Kapitalmaßnahme verkaufte ProSiebenSat.1 sämtliche neue Aktien zu 36,25 Euro das Stück, wie der Konzern in der Nacht zum Freitag mitteilte. Insgesamt hat der Medienkonzern rund 14,2 Millionen neue Papiere ausgegeben, was einer Erhöhung des Grundkapitals um rund 6,5 Prozent entspricht.
Die ProSieben-Aktie verlor zum Handelsauftakt 6 Prozent auf 35,625 Euro. Ein Börsianer sah die Zukaufpläne eher skeptisch, da sich auch die Frage stelle, wie diese Sparte weiter organisch wachsen kann. Es bleibe zu hoffen, dass der Konzern attraktive Übernahmeziele finde. Für zusätzliche Belastung sorgte eine Studie der Investmentbank Oddo Seydler, die nach dem erwartungsgemäßen Quartalsbericht vom Vortag ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte. Die Berechenbarkeit des wichtigen TV-Werbemarktes für 2017 bleibe gering, hieß es.
Medienkonzerne wie ProSiebenSat.1 oder auch Axel Springer erwirtschaften mit Online-Plattformen und Digitalwerbung einen immer größeren Anteil ihrer Erlöse. Axel Springer konnte die Umsätze im dritten Quartal etwa mit Immobilien- und Jobbörsen zweistellig steigern, während andere Bereiche mit sinkenden Einnahmen kämpften, wie die neueste Bilanz von Donnerstag zeigte.
ProSiebenSat.1 betreibt Internetfirmen wie das Reisebüro Etraveli und das Vergleichsportal Verivox und hat vor kurzem die Mehrheit an den Partnervermittlungen Parship und Elite-Partner gekauft. In den letzten zwölf Monaten hat der Konzern seinen Digitalbereich mit dem Zukauf der drei Firmen kräftig ausgebaut.
Dieses Segment trug insgesamt ein Fünftel zum Umsatz im dritten Quartal bei. Fernsehwerbung ist zwar immer noch das Kerngeschäft, aber der Umsatz damit legte nur leicht zu, während die anderen Geschäftsfelder zweistellig wuchsen. Die Sendergruppe verlor im dritten Quartal Anteile in der für sie wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Im Gesamtjahr dürfte ProSiebenSat.1 bei der TV-Werbung langsamer wachsen als die Konkurrenz, sagte Vorstandschef Thomas Ebeling am Donnerstag und bestätigte Aussagen von Mitte Oktober./stk/men/stb
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