BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin wird vorerst nicht zerschlagen. In ihrer ersten Sitzung nach Anmeldung der Insolvenz haben die Gläubiger am Mittwoch zunächst beschlossen, den Betrieb als Ganzes weiterzuführen. Aus einer schnellen Zerschlagung in einzelne Unternehmensteile, wie es sich die Lufthansa (Lufthansa Aktie)
Der vom Amtsgericht Charlottenburg eingesetzte Sachwalter Lucas Flöther wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt, wie Air Berlin am Unternehmenssitz weiter mitteilte. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus kündigte an, die weiteren Verhandlungen mit Hochdruck zu führen. "Unser Ziel ist und bleibt, zügig zu tragfähigen Abschlüssen zu kommen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten", sagte er. Der Prozess steht unter großem Zeitdruck, da Buchungen sowohl von Privatleuten als auch von Reiseveranstaltern bei andauernder Unsicherheit ausbleiben.
LUFTHANSA BIETET NUR FÜR TEILE VON AIR BERLIN
Lufthansa bietet nach wie vor für die Touristiktochter Niki und weitere Teile der Air Berlin
Im vergangenen Jahr hatte sich Lufthansa bereits 38 der 144 Air-Berlin-Jets gesichert. Die angemieteten Maschinen sind schon für die Lufthansa-Töchter Austrian und Eurowings unterwegs, gehören aber noch zu Air Berlin.
FLUGBETRIEB WIRD FORTGESETZT
Der vorläufige Gläubigerausschuss hatte sich am Mittwochmorgen in Berlin getroffen, noch bevor das offizielle Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eröffnet wurde. Bei dem Treffen ging es zunächst um Formalien. Das Gremium stimmte der Fortsetzung des Flugbetriebs zu und erstellte einen Zeitplan für die nächsten Schritte.
Nach der Insolvenzankündigung von Air Berlin am Dienstag vergangener Woche hatte Lufthansa über fortgeschrittene Verhandlungen berichtet. Neben der Niki sind die 17 Langstreckenflugzeuge der Air Berlin sowie einige weitere Mittelstreckenflieger interessant für den deutschen Marktführer.
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Als weitere Interessenten gelten die britische Easyjet
Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl will die Fluggesellschaft nach eigenem Bekunden als Ganzes kaufen, stößt damit aber auf Ablehnung in der Bundesregierung, die Air Berlin in ihrer bisherigen Form nicht für überlebensfähig hält. Wöhrl wirft Air Berlin ein intransparentes Bieter-Verfahren vor, in dem Lufthansa eindeutig bevorzugt werden solle.
KRITIK AM VERFAHREN
Auch der irische Billigflieger Ryanair
Die Gewerkschaft Verdi appellierte an die Gläubiger, die Interessen der mehr als 8000 Beschäftigten nicht unter den Tisch fallen zu lassen. "Es geht hier um die Rettung von Arbeitsplätzen", sagte Vorstandsmitglied Christine Behle. "Das muss sich der Gläubigerausschuss immer wieder vor Augen halten."
INSOLVENZ-ANTRAG MITTE AUGUST
In dem Gremium sitzen Vertreter von Eurowings, der Bundesagentur für Arbeit und der Commerzbank (Commerzbank Aktie)
Air Berlin hatte am 15. August Insolvenz beantragt, nachdem der Großaktionär Etihad dem dauerhaft defizitären Partner die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Der Flugbetrieb ist durch den Kredit der staatlichen KfW-Bank über 150 Millionen Euro für etwa drei Monate gesichert./ceb/brd/DP/stb
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