Ein Containerschiff (Symbolbild).
Freitag, 01.06.2018 13:05 von | Aufrufe: 2447

ROUNDUP 3: US-Strafzölle in Kraft - Gelassenheit, aber auch Sorge vor Eskalation

Ein Containerschiff (Symbolbild). pixabay.com

(neu: mehr Details und Hintergrund)

WOLFSBURG/HANNOVER (dpa-AFX) - US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium produzieren aus der Sicht von Wirtschaft und Politik in Niedersachsen auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer. Der VW -Konzern warnte vor einer gefährlichen Eskalation gegenseitiger Vergeltungsschritte zwischen Amerika und Europa. An deren Ende werde es keinen Gewinner geben, teilte der weltgrößte Autokonzern mit. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bezeichnete die US-Entscheidung als "prinzipiell falsch", im Handelskrieg drohten alle zu verlieren. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, sprach von einem "Worst Case".

Die von den USA auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU verhängten Strafzölle sind seit Freitag in Kraft. Auf Importe werden 25 Prozent bei Stahl und 10 Prozent bei Aluminium fällig. Beide Rohstoffe sind auch für Autobauer wichtig. Beobachter fürchten, dass US-Präsident Donald Trump nach einem Zurückschlagen der EU auch Autoimporte mit höheren Zöllen belegen könnte. Dies dürfte auch deutsche Autohersteller, für die die USA ein wichtiger Markt sind, empfindlich treffen.

Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, sagte: "Heute betrifft es Stahl und Aluminium, morgen können es Autos sein: Gerade die Unberechenbarkeit, mit der Donald Trump diesen protektionistischen Unfug in Gang gesetzt hat, bereitet uns große Sorgen."

Der Chef des Stahlkonzerns Salzgitter, Jörg Fuhrmann, reagierte dagegen gelassen. "Die direkten Auswirkungen auf die Salzgitter AG sind überschaubar", sagte er dem Politikjournal "Rundblick". Gravierender könnten indirekte Effekte sein. Damit bezieht er sich auf die Befürchtung, Stahl aus der Türkei, der Ukraine oder Russland könne statt in die USA nun in Richtung Europa gelenkt werden und den hiesigen Markt überschwemmen. Positiv sah er "ein Zusammenrücken der Positionen der EU-Mitgliedstaaten, was wir so vorher bei den allermeisten Themen nicht gesehen haben. Dem kann ich nur Gutes abgewinnen".

Der Salzgitter-Chef sagte auch: "Wir wiederholen unsere Forderung an die EU-Kommission, kurzfristig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die EU-Stahlindustrie vor umgelenkten Stahlmengen zu schützen."

Auch Müller von den Unternehmerverbänden sagte, die EU müsse "zusammenrücken und zeigen, dass sie eine Gemeinschaft ist und auch so agiert. Es ist die Zeit, genau zu beobachten, welche Konsequenzen die US-Zölle haben, um entsprechende Gegenmaßnahmen treffen zu können".

Schmidt sagte, den Amerikanern müsse bewusst sein, dass sie mit ihrer Politik nicht eine Tonne Stahl mehr verkaufen würden. "Sie müssen aber in Kauf nehmen, dass sich alles, was in den USA angeboten wird, drastisch verteuert." Die Absurdität zeige sich auch darin, dass auf 100 000 amerikanische Stahlarbeiter 6,5 Millionen Beschäftigte in der stahlverarbeitenden Industrie kommen. "Für diese Unternehmen werden sich die Materialpreise nun drastisch verteuern." Denn sie seien weiterhin auf Qualitätsstähle aus dem Ausland angewiesen.

Volkswagen (VW Aktie) rief dazu auf, den politischen Dialog zwischen den USA und der EU fortzusetzen. "Die Erfahrung zeigt: Einseitiger Protektionismus hat langfristig niemandem geholfen", hieß es. Um beiderseitige Handelshemmnisse abzubauen, würde Volkswagen es "außerordentlich begrüßen", wenn die Verhandlungen über ein transatlantisches Handelsabkommen wieder aufgenommen würden. Auch Niedersachsenmetall-Chef Schmidt forderte eine gemeinsame europäische Linie: "Europa muss in dieser Situation zusammenstehen."


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Werbung

Weiter aufwärts?

Kurzfristig positionieren in Continental
VU453W
Ask: 0,89
Hebel: 4,05
mit moderatem Hebel
Zum Produkt
Smartbroker
Vontobel
Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie hier: VU453W,. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung. Der Emittent ist berechtigt, Wertpapiere mit open end-Laufzeit zu kündigen.

Kurse

63,24
+0,60%
Continental Chart
23,14
+0,17%
Salzgitter AG Chart
120,10
-1,03%
Volkswagen AG Vz Chart

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann mahnte ebenfalls, über alternative Lösungen zu reden. "Anstelle Zollschranken zu errichten, wäre der Abbau von Zöllen für die amerikanische und die europäische Wirtschaft der bessere Weg, weil sie den Austausch fördern und den Wohlstand steigern", sagte der CDU-Politiker.

Nur ein kleiner Teil der niedersächsischen Stahlproduktion wird in die USA exportiert. Die direkten Auswirkungen der Strafzölle "schätzen wir als eher gering ein", sagte Tilman Brunner, Sprecher der Abteilung International der IHK Niedersachsen. Niedersächsische Ausfuhren an Blechen aus Eisen oder Stahl in die USA erreichten demnach im vergangenen Jahr nur ein Volumen von rund 23,2 Millionen Euro, bei Eisen-, Blech- und Metallwaren waren es knapp 63 Millionen Euro. Allerdings: 18,4 Prozent der niedersächsischen Exporte in die USA entfielen 2017 auf Autos und Wohnmobile - gut eine Milliarde Euro.

Der Autozulieferer Continental (Continental Aktie) sagte, gute Handelsbedingungen seien von entscheidender Bedeutung. "Generell gilt: Freihandel sichert Arbeitsplätze und schafft für alle beteiligten Nationen mehr Wohlstand. Protektionismus dagegen verringert beides", hieß es./tst/DP/tos

Werbung

Mehr Nachrichten zur Salzgitter Aktie kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News